Wo stehe ich eigentlich? Der Purushartha-Check

Die altinidische Lehre der Purusharthas steht für die vier als Lebensziele verstandenen Säulen Dharma (Pflicht, Ethik), Artha (Wohlstand, Fülle), Kama (Freude, Sinnesbefriedigung) und Moksha (Streben nach Befreiung). Sind die vier Purusharthas im Gleichgewicht, sind auch wir mehr im Gleichgewicht. Mache mit uns den Purushartha-Check.

Wenn du herausfinden möchtest, ob deine Purusharthas ausgewogen sind oder du tiefer in die Thematik einsteigen möchten, hilft das wöchentliche Ritual des Purushartha-Checks. Nimm dir 30 Minuten Zeit, Stift und Papier für Notizen und eine Kerze.

1. Zünde die Kerze an. “Kerzen symbolisieren das Licht des inneren Beobachters”, erklärt Sally Kempton. Atme tief, schließe die Augen und entspanne dich einige Minuten lang.

2. Denke zunächst an die vergangene Woche zurück. Betrachte all deine Taten in Bezug auf dein Dharma. Was hast du für Familie, Umfeld und dich selbst getan? Welche Verpflichtungen gab es? Hast du sie mit Leichtigkeit erfüllt? Welche ethischen Fragen sind aufgetaucht und wie bist du damit umgegangen? Schreibe die Antworten in dein Heft. Um das eigene Dharma zu verstehen und zu prüfen, inwiefern man es erfüllt, schlägt Kempton des Weiteren folgende Fragen vor:

  • Was ist meine Aufgabe in der Welt?
  • Was sind meine Verpflichtungen? Welche fühlen sich richtig an?
  • Was tue ich, wenn ich dem übergeordneten Wohl diene?
  • Bin ich auf dem ‚Weg des Guten’?
  • Wie kann ich meinem Umfeld am besten dienen?
  • Was würde Martin Luther King Jr. jetzt tun? (King ist Kemptons persönliches Vorbild – setze hier wahlweise irgendeine andere Person ein, die für dich den Inbegriff dharmischen Lebens verkörpert.)

3. Wenn du Dharma erschöpfend behandelt hast, betrachte Artha. Was hast du diese Woche für deinen Lebensunterhalt getan? Was für deine Gesundheit? Was war nötig, um sich selbst zu versorgen? Hast du es bekommen? Notiere die Antworten und schreibe Sorgen und Ängste auf. Wenn du Artha gekonnt in dein Leben integrieren willst, könnten zudem die folgenden Fragen hilfreich sein:

  • Was brauche ich, um meine Aufgabe in der Welt (Dharma) zu erfüllen?
  • Wie definiere ich Wert?
  • Habe ich genug?
  • Macht mich mein Besitz glücklich oder unglücklich?
  • Macht es mir Angst, mehr als andere zu haben? Oder macht es mir Angst, nicht mehr zu haben?
  • Von Geld einmal abgesehen: Was bedeutet Reichtum für mich?

4. Als nächstes denkst du über Kama nach. Was hast du getan, um mehr Freude in dein Leben und in die Welt zu bringen? Was hat dir am meisten Spaß gemacht? Was waren deine größten Wünsche? Konntest du sie umsetzen? Notieren deine Gedanken. Anhand der folgenden Fragen kannst du deinen eigenen Umgang mit Vergnügen und Sinnesbefriedigung erforschen:

  • Wo liegt meine Leidenschaft?
  • Was erfreut mich?
  • Genieße ich mein Leben?
  • Bin ich glücklich?
  • Was liegt mir am Herzen?
  • Was ist mein größter Wunsch?
  • Wonach bin ich süchtig?
  • Bringt mich mein Vergnügen meinem Lebenssinn näher oder führt es mich davon weg?

5. Anschließend schreibst du auf, inwiefern du dich für Moksha eingesetzt hast. Das kann Yoga, Meditation, Gebete, das Lesen spiritueller Literatur oder Selbstreflexion umfassen. Hast du Freiheit gespürt? Welche Bereiche deines Lebens fühlen sich eng und belastend an? Wie kannst du dich befreien? Notiere die Antworten. Anhand der folgenden Fragen kannst du die Rolle von Moksha in deinem Leben bestimmen:

  • Was tue ich, um mich von Aktivitäten und Ansichten zu befreien, die mich unglücklich machen?
  • Was kann ich tun, um mich nicht in meine Gefühle zu verwickeln? Woran binde ich mich bewusst?
  • Fühle ich mich gefangen?
  • Kann ich mich von Schuldzuweisungen mir selbst und anderen gegenüber lösen?
  • Wie befreie ich meinen Geist?

Nachdem du den Purushartha-Check gemacht hast, wirf einen Blick auf deren Ausgewogenheit. Erkenne anhand deiner Notizen, wo vergangene Woche dein Schwerpunkt lag. Welche Bereiche deines Lebens wurden vernachlässigt? Konzentrierst du dich zu sehr auf einen bestimmten Aspekt? Oder zu wenig? Welche Folgen hat diese Priorisierung? Formuliere einen einfachen Satz darüber, wie sich die Purusharthas in deiem Leben gezeigt haben. In etwa so: “Diese Woche habe ich engagiert meine Pflichten erfüllt, jedoch mit einem unguten Gefühl. Ich habe die meiste Freude aus meinen Freundschaften gezogen. Ich hatte keine Zeit, mich um den Aspekt Freiheit zu kümmern.”

Zum Schluss wähle eine Intention für die kommende Woche. Du kannst eine Absicht für jedes Purushartha formulieren oder dich auf ein oder zwei Aspekte beschränken, die mehr Aufmerksamkeit benötigen. Schreibe die Intention auf. Spreche sie erst laut aus, dann wiederholst du sie geistig. Schließe das Heft, lösche die Kerze und kehre mit einem tieferen Verständnis für die Prioritäten deiner Seele zurück zum Alltag.

Wenn du noch mal genauer nachlesen willst, was sich hinter den Lebenszielen des Purushartha-Checks verbirgt, dann lies hier mehr über die 4 Purusharthas.

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