Vedische Astrologie: Oshos Dämonen

Unser Handeln wird oft von außergewöhnlichen Dingen geprägt. Ehrgeiz, Exzentrik und Egozentrik sind Instrumente, um Ungewöhnliches zu erreichen, während Vermeidungsstrategien in Ängsten, Komplexen und Neurosen ihren Ausdruck finden. Rahu und Ketu, die beiden Mondknoten, spielen im Horoskop eine Schlüsselrolle, um zu erkennen, wie sich das Außergewöhnliche im Leben eines Menschen manifestiert und wie es ihn prägt.

Die Mondknoten sind mathematische Punkte, mit deren Hilfe sich Sonnen- und Mondfinsternisse berechnen lassen. In Jyotisha erhalten sie als Rahu und Ketu Planetenstatus, weil sie in der Lage sind, die beiden Lichtquellen am Firmament zu verdunkeln. In der Mythologie war Rahuketu ein Dämon. Götter und Dämonen hatten dem Berg Meru den Nektar der Unsterblichkeit, Amrita, entlockt. In einem Fest verführten die Götter alle Dämonen dazu, sich sinnlos zu berauschen. Alle außer Rahuketu. Dieser ahnte, dass die Götter den Nektar des Lebens unter sich aufteilen wollten. Kurzerhand verkleidete er sich als Gottheit und mischte sich unerkannt unter sie.

Als der Krug mit Amrita kreiste und Rahuketu ihn zum Mund führte, erkannten die beiden Götter Sonne und Mond die Verkleidung und warnten die übrigen. Vishnu zögerte nicht lange und schleuderte seinen Diskus, der Rahketu in der Mitte durchtrennte. Doch zu spät. Amrita hatte bereits seine Lippen benetzt. Unsterblich ziehen seither beide Teile des Dämons ihre Bahn am Himmel. Rahu als Kopf und Ketu als Schwanz, stets darauf aus, Sonne und Mond zu verschlingen, um den Verrat am göttlichen Bankett zu rächen. Doch kaum verschluckt, kommen Sonne und Mond bei jedem Versuch schon nach kurzer Zeit wieder zum Vorschein.

Auch im Horoskop schmücken sich Rahu und Ketu gern mit fremden Federn und imitieren den Planeten, der den größten Einfluss auf sie hat. Das kann zu außergewöhnlichem Erfolg oder ins Desaster führen, je nachdem, wen sie imitieren.

Im Horoskop von Osho imitiert Rahu den sehr starken Jupiter, der für Bildung steht und sich hier im dritten Haus der Courage befindet. Anmaßung regiert das 11. Haus des Erfolgs und das 8. Haus der Skandale und Intrigen. Rahu gibt diesen Themen einen extremen Ausdruck. Tatsächlich war Oshos Erfolg überdimensional. Er galt als extrem gebildet, scheute sich nie davor zu provozieren, seine Lehre war unangepasst und seine Thesen und Praktiken waren für viele Menschen rund um den Globus entweder Erlösung oder ein Skandal.

Von 1961 bis 1979 war Osho in seiner Rahu-Phase. Dies war die Zeit, in der er kometenhaft aufstieg. Vom Philosophiedozenten wurde er in kurzer Zeit für Tausende zum Guru. Wie magisch zog er Menschen aus aller Welt an. Früh schon formulierte er sein Motto, man müsse die Menschen schocken, um sie aufzuwecken. Ganz Rahu in der Verkleidung von Jupiter. Die Rahu-Phase war für Osho so erfolgreich, da Jupiter für diese Zeit die perfekten Vorlagen bot. Nach dieser Phase ließen Oshos magische Anziehung und sein schier unermesslicher Erfolg nach. Eine andere Dynamik setzte ein.

Wo immer sich Rahu und Ketu im Horoskop befinden, hinterlassen sie eine Spur des Ungewöhnlichen. Ihnen ist es zu verdanken, dass es keine wirklich langweiligen Menschen gibt – denn schließlich befinden sie sich in jedem Horoskop.


Jyotisha-Beratungen: www.bernd-roessler.com

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