Das Kamadeva-Mantra kann dazu verwendet werden, tantrische Qualitäten in unser Sexualleben zu bringen. Gemeinsam gesungen oder innerlich rezitiert, eröffnet es einen Raum, in dem wir uns gegenseitig als die göttlichen Wesen begegnen und ehren können, die wir sind.
Om Kama Pujitayei Namaha
Ich grüße und verneige mich vor dem Göttlichen im Liebesakt.
“Kama” bedeutet zunächst Wunsch, Verlangen, Begierde oder Wolllust. Der ungezügelte Wunsch nach Dingen der sinnlichen Welt, der uns an die Objekte dieser vergänglichen Welt bindet, erscheint zunächst als negative Kraft. Im Rigveda ist “Kama” die Grundlage des Schöpfungsprozesses, die erste Regung des Absoluten, sich zu manifestieren. “Kama”, der Gott der Liebe – unser Amor, Cupid oder Eros – schießt seine blumigen Liebespfeile auf unsere Herzen. Als Kama Shiva treffen will, verbrennt Shiva Kama zu Asche. Ebenso wird unser Verlangen nach relativen Freuden verbrannt, wenn wir auf die spirituelle Erfahrung abzielen.
Tantra nutzt die Energie vom Kama
Energie folgt der Intention und es liegt an uns, worauf wir den Pfeil richten. Das Geheimnis der tantrischen Liebespraxis ist es, die Energie von Kama zu nutzen, um den Bogen zu spannen. Der Pfeil sollte jedoch stets auf das höchste Ziel gerichtet sein. Wird der Liebesakt als (Ver-)Ehrung (Puja) des Partners (Shiva) oder der Partnerin (Shakti) praktiziert, beginnen wir, Kama auf dem Altar der Hingabe zu verbrennen. Die Kraft der Begierde bindet uns nicht mehr an das Materielle. Die Umwandlung der Energien beginnt und es werden keine karmischen Verstrickungen mehr erzeugt, so dass uns die Kraft der Begierde zu göttlicher Ekstase führen kann.
Autor Philipp Stegmüller ist Leiter von Kirtan- und Bhajan-Veranstaltungen. Mehr Infos unter www.mantra-singing-circle.de.
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