Beim Unterrichten sehen wir, bis auf den ein oder anderen Quotenmann, überwiegend Frauen auf der Matte. Natürlich ist das nur unsere subjektive Wahrnehmung. Trotzdem stellen wir uns schon länger die Frage, warum Yoga – ein vermeintlich männlicher Übungsweg – heutzutage mehr Frauen praktizieren. Und ob sie es aus den falschen Gründen tun.
Schlichtweg weil es ein Trend ist? Das Marketing perfekt auf Frauen ausgerichtet ist? Um abzunehmen? Oder führen körperliche Beschwerden und der Wunsch nach mehr Entspannung Frauen vermehrt in die Yogaklassen? Oder geht es vielleicht doch um Sinn-Suche und die tiefe Ahnung, dass es “mehr” geben könnte …?
Es hat sich interessanterweise die Theorie verbreitet, dass Yoga angeblich eine männliche Praxis sei. Wenn wir heutzutage von Yoga sprechen, dann meinen wir damit größtenteils Yoga-Asana. Asanas – Körperhaltungen – zu üben, ist jedoch nur ein Weg unter den vielen des Yoga. Yoga ist ein Zustand. Ein Zustand der nicht gemacht, sondern nur erfahren werden kann. Ein Zustand, in dem alles verschmilzt und sich auflöst – so auch die Identitäten der Geschlechter. Yoga IST.
Yoga war immer auch weiblich
Es gab Zeiten, da wurden die Praktiken und Philosophien, die zum Zustand des Yoga führen, vermehrt von Männern ausgeübt und gelehrt. Aufgrund des Kastensystems und der Rollenverteilung, war es sicherlich schwieriger für das weibliche Geschlecht den Yoga-Weg zu beschreiten. Es lassen sich jedoch eindeutige Hinweise auf Yoga-praktizierende Frauen, Sadhus, Lehrerinnen, Mystikerinnen und erleuchtete Meisterinnen finden, auch wenn es weniger schriftliche Quellen dazu gibt. Yoga ist eine lebendige Tradition. Sie ist in Bewegung und im Wandel. Und so sind es eben heutzutage mehr Frauen, die Yoga üben, prägen, weitergeben und somit ein Netz aus Yoga über den Globus spannen, welches immer mehr Menschen untereinander und mit sich selbst verbindet.
Füllig zur Erleuchtung?
Seien wir mal ehrlich. Würde Frau in jeder Stunde zwei Kilogramm zunehmen, würde sie dann immer noch in den Yogaunterricht kommen und dafür bezahlen? Befreiung und Erleuchtung auch mit mehr Speck auf den Rippen erwünscht? Wir haben zwar keine offizielle Umfrage gemacht um den Sachverhalt zu klären, können aber mit großer Wahrscheinlichkeit die Frage mit NEIN beantworten.
Im Ernst, ja, wir glauben, dass Marketing und die Tatsache, dass Yoga ein hipper Lifestyle ist, auch Gründe sind, warum die Yogaklassen vor allem mit Frauen gefüllt sind. Natürlich kann Yoga schlank machen und einen sexy Po. Jedoch birgt der starke körperliche Fokus, mit dem heute oft Yoga TRAINIERT wird, unserer Meinung nach eine große Gefahr – vor allem in Zeiten von Social Media, in denen enormer Wert auf Image, Selbstdarstellung und Aussehen gelegt wird. Doch darauf kommt es im Yoga sicherlich nicht an. Was macht es mit Frauen, wenn sie sich zu sehr mit ihrem Körper und Instagram Account identifizieren?
Frauen im Yoga: Bauchfrei in Leo-Leggings
Wir finden, dass in den letzten Jahren, ein sehr bestimmtes Bild einer Yoga praktizierenden Frau entstanden ist: Sie ist eine immerwährende Mittdreißigerin, die bauchfrei in ihren bunt gemusterten Leoparden-Leggins eine top Figur macht. Dabei passt sie sich eher einer Erwartung, einem bestimmten Bild an, anstatt authentisch und wirklich sie selbst zu sein. Die Medien suggerieren uns täglich wie “frau” auszusehen, sich zu verhalten und zu sein hat. Schade, dass sich dieses Muster auch im Yoga wiederfindet. Obwohl genau diese Marketing Strategie, nämlich eine schlanke, glückliche, gesunde und erfolgreiche Frau zu werden, viele ins Yoga führt, kann Yoga so viel mehr.
Üben um glücklich und frei zu sein
Natürlich sind nicht alle Frauen, die Yoga üben, Models und nicht alle lassen sich von den Trends beeinflussen. Viele folgen einem inneren Ruf. Einer Ahnung, dass es um “mehr” geht. Am Ende ist es egal, ob mehr Frauen als Männer Yoga üben und wie sie dabei aussehen. Es geht darum, was für ein Mensch sie auf diesem Weg werden: Eine Frau oder ein Mann mit Herz und Mitgefühl. Jemand, der sich traut in die Tiefe zu gehen und es wagt mutig seinen authentischen Weg zu gehen, sein Licht zu zeigen, um somit die Welt ein Stückchen zu verändern. Yogini und Yogi, die üben, damit alle Lebewesen glücklich und frei sind. Lokah Samastha Sukinoh Bhavantu – Mögen alle Wesen Glück und Harmonie erfahren.
Die Autorinnen
Vero und Katrin lernten sich beim Yoga kennen. Beide gehen seit 2015 gemeinsam den Weg der weiblichen spirituellen Praxis. Zusammen möchten sie Frauen durch Frauenkreise und Yoga Retreats an ihre zyklische Natur erinnern und sie dabei unterstützen sich mit ihrer Shakti-Kraft zu verbinden.
Katrin Strohhäcker bietet neben ihren Vinyasa- und Yin-Yogastunden, Frauenkreise, Lomi Lomi Nui Massagen und spezielle Massagen für Frauen an. Des Weiteren bildet sie sich als Heilpraktikerin für Psychotherapie fort, um so ganzheitlich – auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene wirken zu können. Sie versteht sich als Begleitende, die Frauen auf ihrem individuellen Weg zu mehr Entspannung, Weiblichkeit und Freiheit unterstützt. In ihre Arbeit fließen ihre bisherigen Erfahrungen aus Yoga, Tantra, Taoismus, altem Wissen, sowie viel Begeisterung, Mitgefühl und Liebe ein. www.shakti.yoga
Veronika Hausberger unterrichtet Yoga und Pranayama auf Deutsch und Französisch in München. In der Essenz geht es ihr um Bewegung – körperliche und geistige! Als angehende Heilpraktikerin für Psychotherapie begleitet sie Menschen und geht selbst den Weg zu mehr Freiheit, Frieden und Zufriedenheit. Sie ist ausgebildet in Intrapsychischer Systemarbeit (IPS) sowie der intensiven Rebirthing Atemmethode. Sie vertieft ihr Wirken durch kreativen Tanz, Trance Dance und Ahnenarbeit. Mehr Infos unter www.ohlala.yoga