Danny Paradise über Weisheit, Wurzeln und seine Workshops

Wir haben den international bekannten Ashtanga Yoga-Lehrer Danny Paradise zum Kurzinterview getroffen und mit ihm über Yoga und Schamanismus gesprochen.

Danny Paradise Yoga Munich SessionsName: Danny Paradise
Ort: Überall auf der Welt zuhause
Stil/Tradition: Ashtanga Yoga und die Verbindung von Yoga mit Schamanismus
Meine Lehrer: Die Natur! Gaia ist die beste Lehrerin. Meine ersten Ashtanga-Yogalehrer waren David Williams, Nancy Gilgoff und später Sri K. Pattabhi Jois. Meine Philosophielehrer waren Krishnamurti, Cliff Barber und die Schamanen des Amazonas
Mein Mantra: „Du bist dein eigener Lehrer!“
Website: www.dannyparadise.com

Danny, weshalb unterrichtest du Yoga?
Weil ich Einladungen zum Unterrichten erhalte (lacht). Ich liebe es, meine Sichtweise und Erfahrungen weitergeben zu dürfen. Es ist ein großes Privileg, um die Welt zu reisen und überall Menschen kennenzulernen, die an Freiheit, Selbstverantwortung, Stärkung und Selbstheilung interessiert sind. Diese uralten Praktiken führen Menschen zu einem höheren Bewusstsein und inspirieren sie zugleich, ihren ureigenen Traum zu entdecken und in die Tat umzusetzen. Yoga ist ein Werkzeug, um mit Klarheit, Vitalität und Anmut zu altern und um sich dem Übergang in eine andere Welt mit Frieden und Akzeptanz zu nähern. Ich beobachte das auf der ganzen Welt – und es ist eine schöne und lohnende Erfahrung für mich.

Du kombinierst Yoga mit Schamanismus. Ist das nicht recht ungewöhnlich?
Yogis waren Schamanen – und sind es noch. Das Wort „Schamane“ könnte seinen Ursprung im Sanskrit-Wort „Shram“ haben, was so viel bedeutet wie „Wärme entwickeln, Entsagung praktizieren“. In Indien wurden die ersten Yogis vor rund 2500 Jahren „Shramanas“ genannt. Sie waren wilde, freie Denker, sozusagen Anarchisten, die außerhalb der regulären Gesellschaftsordnung standen. Manche von ihnen waren auch als Berater der Könige tätig. Seit jeher lebten sie in der Natur und standen mit ihr in intuitiver Verbindung. Sie kannten alle Heilpflanzen und die Verwendung von Soma (Anm. d. Red.: Trinität aus Gottheit, Pflanze und Getränk; wichtiger Bestandteil der vedischen Rituale) hatte bestimmt auch einen Einfluss auf die Lehren und Praktiken des Yoga. Diese visionäre Medizin erleichterte die Kontaktaufnahme zur eigenen und zur Großen Seele. In diesem ursprünglichen Sinne war Yoga eine Übertragung aus der Natur auf den menschlichen Geist. Das Verständnis für die Notwendigkeit, Stille, Meditation und Kommunikation mit der eigenen Seele und dem Höheren zu schaffen, wurde über die Jahrtausende von vielen indigenen Völkern und Kulturen erforscht. Die alten Mayas etwa haben im reinsten Sinne Yoga praktiziert, auch wenn sie es nicht so nannten. Sie hatten eine Definition der Kundalini, die angeblich um die 100  000 Jahre alt ist. Sie nannten es ‚Kuthalini‘, aber es ist die gleiche Definition wie in der Welt des Yoga. Die Metapher ist „die schlafende Schlange an der Basis der Wirbelsäule, die erwacht, sobald wir unser volles Bewusstsein erlangen“. Das alles ist Yoga – und Schamanismus …

Und wie können wir uns dieses Wissen heute zunutze machen?
Je disziplinierter wir sind, je reiner wir essen, je einfacher wir leben, denken und handeln, desto mehr tragen wir zu der Fähigkeit bei, mit unserer eigenen Seele in Kontakt zu treten. Wir sind die Natur und wir alle haben eine „Seele der Natur“. Yoga ist eine Reise zurück zur Natur. Unsere natürliche Seele steht im Konflikt mit unserem rationalen Verstand, mit der modernen Welt, dem Lärm, den negativen Nachrichten, dem Medienüberfluss und all den chemischen Giften, denen wir uns tagtäglich aussetzen. Das ist die Quelle vieler Krankheiten und des unfassbaren Ungleichgewichts in unserer heutigen Welt.
Aufgrund der Umweltverschmutzung und durch unsere eigene Fahrlässigkeit haben heute alle bewussten Wesen die Verantwortung, an der Erhaltung und dem Naturschutz mitzuwirken. Am besten beginnt man bei sich selbst. Irgendwann weitet sich der Kreis auf Freunde und Familie aus und erstreckt sich von dort in unsere Gemeinden und am Ende hoffentlich auf die ganze Welt. Mich hat die Erfahrung, die ich in schamanischen Kreisen im brasilianischen Amazonas gemacht habe, sehr geprägt. Dort habe ich irgendwann angefangen, durch schamanische Trance-Zeremonien und das Studium der indigenen spirituellen Lehren die Ursprünge des Yoga zu verstehen. In einem der Bücher, die ich später las, waren Fotos des tibetischen „Schamanischen Yogis“ abgebildet – es ist also durchaus keine Idee, die von mir stammt. Yogis waren immer auch „Schamanen“, die im Kontakt mit der Natur lebten und ihr Wissen aus der Natur empfingen.
Viele Praktiken des Yoga, die jetzt so beliebt und in der ganzen Welt bekannt sind, haben ihren Ursprung in den Forschungen und Lehren des großen Weisen Krishna-macharya. Er studierte sieben Jahre lang zusammen mit seinem Lehrer in einer Höhle in Tibet. Er wurde in eine Familie von Yogis hineingeboren und widmete sein Leben der Weitergabe dieser Lehren. Er transportierte die schamanischen Praktiken direkt von seinem Lehrer hinaus in die Welt.

Wie unterrichtest du und was können die Schüler von dir lernen?
Ich unterrichte eine erweiterte Form der Praxis und des Pranayama aus dem Ashtanga Yoga. Außerdem erforsche ich die Verbindungen zwischen unterschiedlichsten Kulturen und den Lehren des Yoga. Meine Erkenntnisse möchte ich weitergeben, damit die Schüler lernen, wie sie sich durch ihre eigene Kraft heilen und weiter an sich arbeiten können. Für mich persönlich ist die Essenz des Yoga die Verantwortung für sich selbst. Sobald diese Methoden einmal von Grund auf gelernt und verinnerlicht sind, helfen sie dabei, die Unabhängigkeit, Freiheit und persönliche Entwicklung nachhaltig zu stärken. Sie unterstützen einen bei der Erkundung von allem, ohne dass dafür ein Guru, ein Priester oder ein Medium nötig ist. Und die Schüler lernen bei mir, mit Anmut zu altern. Eine regelmäßige Yogapraxis kann die Lebensenergie um Jahre verlängern. Ich halte Yoga für die Wissenschaft der Stärke, Flexibilität und Balance. Es ist die Wissenschaft des Heilens, Atmens, Meditierens, Glücks – und die Wissenschaft des Friedens. All diese Gedanken möchte ich in meinen Unterricht integrieren.

Was ist Weisheit für dich?
Vielleicht ist Weisheit die ständige Erweiterung des Bewusstseins durch Lebenserfahrung – Fähigkeiten wie Intuition, Wahrnehmung und Erkenntnis verfeinern sich. Vielleicht führt uns Weisheit zu einer nie endenden Suche nach Wissen und der Beherrschung des eigenen Lebens … Weisheit ist auch eine individuelle Auseinandersetzung mit alten und bewährten Ideen, die ihre Wurzeln in der mehrere Tausend Jahre alten Geschichte unserer Vorfahren und den von ihnen entdeckten Naturgesetzen haben.

Worum wird es in deinen Workshops auf den Munich Sessions gehen? (Anm. d. Red. Veranstaltung bereits vorbei)
Es wird eine offene Plattform für die Themen sein, die ich schon angesprochen habe. Wir werden über die Wurzeln des klassischen Yoga sprechen, das den Menschen geschenkt wurde, um uns dabei zu helfen, unser Potenzial so gut wie möglich auszuschöpfen. Ich möchte sanft und auf eine nicht dogmatische Art und Weise eine Einführung in das klassische Ashtanga Yoga geben. Meine Motivation ist es, Menschen zu helfen, einen persönlichen Weg in die meditative Praxis zu finden. Für mich sind alle Asanas und ihre Variationen als Vorschläge zu verstehen – und nicht als Dogma. So bleibt Raum für einen spielerischen Umgang in der regelmäßigen Praxis. Ich unterrichte die erste und zweite Serie des Ashtanga Yoga mit Abänderungen und Erweiterungen. Ich möchte die Menschen auch dazu ermutigen, Bio-Landwirtschaft und nachhaltige Energiesysteme in ihren Gemeinden zu unterstützen und ihre Stimme zu erheben, um positive Veränderungen herbeizuführen.

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