Kundalini Yoga ist: Wenn du Gott zum Lachen bringen willst

Kundalini Yoga ist anders. Warum? Das erklärt Maya Fiennes, die eine CD, mehrere DVDs und ein Buch über Kundalini Yoga veröffentlicht hat. In Workshops und Retreats gibt sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen weiter. All das tut sie ausgesprochen fröhlich, unkompliziert und herzlich. Zudem noch ist sie geschäftstüchtig. Maya stammt aus Mazedonien, hat lange in London gelebt, inzwischen wohnt und unterrichtet sie in der Nähe von Los Angeles. Sie ist mit dem Komponisten und Produzenten Magnus Hubert Fiennes verheiratet. Die Hollywood-Schauspieler Ralph und Joseph Fiennes sind ihre Schwager.

YOGA JOURNAL: Maya, du bist ausgebildete Musikerin und hast als Konzertpianistin Erfolge gefeiert. Wie bist du zum Yoga gekommen?
MAYA FIENNES: Ich habe viele Konzerte gegeben, aber ich war vorher immer sehr nervös. Meine Hände und Füße waren oft so kalt! Dann schlug mir jemand Yoga vor. Ich probierte Hatha Yoga, Iyengar Yoga – alles, was auf dem Markt war und interessant klang. Das war schon mal gut für meine Haltung, meine Atmung und meine Nerven. Irgendwann nahm mich jemand zu einer Kundalini Yoga-Klasse mit. Und ich dachte: Wow, das ist wirklich etwas ganz anderes! Das fühlt sich mehr an wie eine Therapie! Kundalini Yoga gab mir alles, was ich brauchte.

Warum ausgerechnet Kundalini Yoga?
Ich liebe die Meditation und das Chanting am Ende. Bei Kundalini Yoga habe ich das Gefühl, dass Geist und Körper in jedem Moment verbunden sind. Es macht mich ruhiger und glücklicher.

Das würde jeder Yogi sagen.
Ja, aber um Kundalini Yoga zu machen, muss man nicht besonders sportlich sein. Für manche Menschen führt der Weg eher durch den Körper: Tänzer zum Beispiel mit diesen unglaublichen physischen Fähigkeiten, die sind häufig gewohnt, über den Körper zu lernen. Für mich als Musikerin ist Yoga eng mit Tönen verknüpft. Ich weiß, wie stark Musik Gefühle weckt und spiele im Unterricht meine eigene Musik.

Die Übungen auf deinen DVDs sind simpel, aber auch anstrengend. Wie würdest du die Wirkung von Kundalini Yoga beschreiben?
Kundalini Yoga macht euphorisch. Es wirkt wie eine legale Droge, nur schneller, kompakter. Wir üben eine Kombination aus Atmung, Mantras und Körperhaltungen. Dabei führen wir viele simple Bewegungen über eine lange Zeit intensiv aus, zum Teil 15 Minuten lang. Die „Schmerzgrenze“, über die man gehen muss liegt, liegt ungefähr bei zweieinhalb Minuten. Wenn dieser Damm gebrochen ist, werden Endorphine ausgeschüttet: Serotonin, Oxytocin – und das macht dich high! Du fühlst dich wach, aufmerksam, kreativ, energetisiert – voller Leben!

Manche Menschen mögen vor so viel geballter Energie eher zurückschrecken…
(lacht) Also ehrlich gesagt, ist mir noch nie jemand begegnet, der sich beklagt hätte: „Ach je, ich habe einfach zu viel Energie!“ Aber richtig: Für manche Menschen mag Kundalini Yoga nicht das Richtige sein, oder es kommt nicht zum richtigen Zeitpunkt.

Welche Kundalini-Übung machst du am ­liebsten?
Ich liebe den „Frosch“, eine sehr dynamische Übung. Man geht dabei in die Hocke, setzt die Hände vorne auf und lässt sie am Boden, wenn man die Beine streckt, und zwar sehr schnell. Das bringt deinen Kreislauf in Schwung. Wenn du eigentlich kaum Zeit hast für Yoga, dann rate ich dir: Mach 54 mal den Frosch!

Du sagst auf deiner DVD: Wer nicht ­beweglich in der Wirbelsäule ist, kann auch im Geist nicht beweglich sein.
Das ist natürlich nur metaphorisch gemeint! Ich meine damit, offen zu sein für das was kommt, sich nicht unnötig zu sperren. Zum Beispiel, wenn du einen wichtigen Termin hast. Du hast dich darauf vorbereitet, hast einen langen Anfahrtsweg – und dort angekommen, erfährst du, dass das Treffen abgesagt wurde. Wenn du dich jetzt nicht lange mit Ärger aufhältst, wenn du „mit dem Fluss gehst“, dann kannst du sagen: „Okay, macht nichts, was kommt als nächstes?“ Wir haben so viele Chancen, wenn wir offen sind für Veränderungen. Es gibt diesen Witz, den ich sehr mag: Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erkläre ihm deine Pläne!

Hat es dir eigentlich geholfen, dass du in die berühmte britische Künstler- und ­Schauspielerfamile Twisleton-Wykeham-Fiennes eingeheiratet hast? Oder hat es dich auf deinem Weg als Yoga-Lehrerin eher behindert?
Wahrscheinlich eher Letzteres! Ich bin immer meinen eigenen Weg gegangen, als Pianistin, mit meiner Band, ich hatte eine eigene ­Modefirma – und das ist nicht gerade hilfreich, wenn jetzt die Leute sagen: Ja ja, sie hat eben diesen berühmte Verwandtschaft, und deswegen hat sie Erfolg. Aber ich gebe zu: Es hat Vor- und Nachteile.

Machen dein Mann oder seine Brüder, die Schauspieler Ralph und Joseph Fiennes, auch Yoga?
Mein Mann manchmal, und Ralph übt Ashtanga Yoga.

Als du Anfang 2010 in Deutschland warst, hast du nicht etwa in Kundalini Yoga-Schulen unterrichtet, sondern auch in ­Vinyasa Yoga-Schulen. Warum?
Die beiden Stile ergänzen sich. Ich rate den Leuten immer, auch andere Klassen zu besuchen. Die Kombination ist einfach perfekt. Beim Vinyasa Yoga arbeitest du mehr mit deinem Körper, im Kundalini Yoga mehr mit dem Geist. Im Grunde bin ich bin aber vor allem daran interessiert, die Leute anzusprechen, die noch gar kein Yoga machen. Die vielleicht auch eher abgeschreckt sind, wenn sie Yoga-Bücher sehen und da brezelt sich jemand in eine tolle Pose – und sie sagen: Das könnte ich niemals tun, also ist Yoga nichts für mich. Aber ich sage: Nein, das stimmt nicht. Deswegen heißt mein Buch auch „Yoga for real life“.

Auf deiner Internetseite bietest du „One to One-Coachings“ an. Was ist das genau?
Das fing damit an, dass ich so viele Mails bekam von Menschen, die Fragen an mich hatten. Ich brauchte sehr viel Zeit, um diese Mails zu beantworten! Deswegen mache ich das jetzt nach einem klaren System und gegen Geld: Wer das Angebot in Anspruch nimmt, bekommt insgesamt garantiert drei Mails von mir. Die Leute stellen Fragen, ich sage ihnen, was sie tun sollen, nach zwei oder drei Wochen melden sie sich wieder bei mir und berichten, wie es ihnen ergangen ist.

Und was sagst du ihnen zum Beispiel?
Na, zum Beispiel schreiben mir ­Menschen mit starken Rückenschmerzen, die sagen: Ich habe Tabletten probiert, ich habe dies und das probiert. Und ich schreibe: Probier diese Übung, probier dieses Mantra, diese Meditation, ich gebe ihnen ein persönliches Übungsprogramm.

Ohne diese Person jemals gesehen zu haben?
Sie haben mir ihr Problem ja ­ausführlich beschrieben.

Ist das denn eine verantwortungsvolle ­Weise, Patienten zu behandeln?
Die Leute wissen ja, dass ich keine Ärztin bin und ich tue auch nicht so. Was ich ihnen rate, schadet niemandem. Ein Mantra zu singen, kann niemanden verletzen. Wir haben viele spezielle Übungen im Kundalini Yoga für spezielle Organe. Wenn jemand Leberprobleme hat, weiß ich genau, was zu tun ist.

Aber daran muss man natürlich glauben!
Ja, aber wenn sie mein Video gesehen oder mein Buch gelesen haben, sind sie schon auf dem richtigen Weg.

Du unterrichtest einige Stars, unter anderem das Model Elle Macpherson. Sie soll über dich gesagt haben: „Maya Fiennes ist eine fantastische Lehrerin – und außerdem so sexy!“ Soll eine Yoga-Lehrerin sexy sein?
(Maya bricht in Lachen aus) Ich denke schon! Das ist die Energie und der Enthusiasmus, der sich überträgt. Und ich lache so gerne!

Bild über Maya Fiennes

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