Rohe Köstlichkeiten

Eine knackige Möhre, ein saftiger Apfel oder frisch gepflückte Beeren – von Kindesbeinen an ist Rohkost ein wichtiger und natürlicher Bestandteil unserer Ernährung. Immer mehr Menschen finden Gefallen daran, sich vorwiegend naturbelassen zu ernähren. Auch unter Prominenten erfreut sich Rohkost immer größerer Beliebtheit. So ist zum Beispiel Schalke-Torwart Timo Hildebrand bekennender Rohkost-Liebhaber. YOGA JOURNAL hat er erzählt, wie es dazu kam.

YOGA JOURNAL: Timo, wie bist du auf die Idee gekommen, Rohkost in deinen Speiseplan aufzunehmen?
TIMO HILDEBRAND: Mein Osteopath hat mich auf die Idee gebracht. Im ersten Moment habe ich nur an Kohlrabisticks, Gurkenscheiben und Obstteller gedacht. Wie vielfältig Rohkost aber tatsächlich ist, habe ich erst erfahren, nachdem ich mich eingehend mit dem Thema beschäftigt habe.

Welchen Stellenwert hat Rohkost für dich?
Also Profisportler versuche ich natürlich immer, sehr auf meinen Körper zu achten. Wenn ich zurückdenke, wie ich mich früher ernährt habe, bin ich sehr dankbar für die Entwicklung hin zur Rohkost. Man kann einfach sehr viel Energie aus der Nahrung ziehen. Und umgekehrt kann einem die falsche Ernährung auch sehr viel Energie entziehen – und plötzlich ist man nicht mehr so leistungsfähig, wie man es sein könnte. Deshalb war das ein so wichtiger Prozess für mich.

Was hast du in deinem Leben verändert?
Hauptsächlich kleine Dinge: Ich versuche beispielsweise, morgens weniger Brot zu essen. Stattdessen nehme ich frische Früchte oder einen selbstgemachten Smoothie zu mir. Außerdem versuchen wir, den Konsum von Milchprodukten zu reduzieren – sogar bei unserem Sohn. Darüber haben meine Freundin und ich uns ausführlich informiert und Gedanken gemacht. Warum sollten wir Kindern Kuhmilch geben? Wir Menschen sind die einzige Spezies, die Milch von anderen Lebewesen zu sich nimmt. Kalzium und Magnesium können wunderbar auch anders aufgenommen werden.

Wie schaffst du es, Rohkost in deinen Alltag als Profi-Fußballer zu integrieren?
Natürlich ist es manchmal schwierig, vor allem, wenn ich unterwegs bin. An Flughäfen gibt es nicht unbedingt das beste Essen … Aber ich nehme mir zum Beispiel gerne Feigen und Datteln mit. Das ist besser als jede Schokolade!

INFO: WARUM ROHKOST?
Im Gegensatz zu gekochter Nahrung wird Rohkost nicht über 45 Grad erhitzt, so bleiben die Lebensmittel weitgehend in ihrem Urzustand erhalten und der Erhalt vieler lebenswichtiger Vitamine, Nährstoffe und Enzyme ist gesichert. Das ist nicht nur gesund, sondern schmeckt auch lecker und fördert zudem einen nachhaltigen Umgang mit der Natur. Rohkost kann einfach sein, schnell gehen und schlicht den Verzehr von Obst und Gemüse in Bioqualität bedeuten. In der Gourmet-Rohkost gibt es aber auch ausgefallene Rezepte, bei denen jeder Teller wie ein kleines Kunstwerk aussieht, zum Beispiel rohe Schokolade, selbstgemachtes Fruchteis oder Zucchini-Spaghetti mit Bolognese-Soße aus Sonnenblumenkernen. Innerhalb der Rohkost-Szene gibt es verschiedene Philosophien und Ansätze. Wenn man von Rohkost spricht, ist meist die vegane Rohkost gemeint, bei der ausschließlich Obst, Gemüse, Früchte, Salat, Kräuter und Nüsse verzehrt werden. Die vegetarische Form erlaubt auch Rohmilch und Honig. Nicht-Vegetarier erweitern den Speiseplan um tierische Produkte wie rohen Lachs, Forelle oder Fleisch wie Tartar und Carpaccio. „Rohe Ernährung“ muss auch nicht hundert Prozent Rohkost heißen, meint Rohkostexpertin Kerstin Schulze, die bei der Firma Keimling die Rohkostakademie leitet. Momentan ernährt sie sich zu zwei Dritteln roh und kocht ansonsten vegan. Die Entscheidung zur Rohkost traf sie vor 13 Jahren aus gesundheitlichen Gründen – mit vollem Erfolg. Nicht nur die Beschwerden verschwanden, auch die Pfunde purzelten. „Man fühlt sich fitter, geistig klarer und spürt mehr Lebensfreude“, beschreibt Schulze die Vorteile der Rohkost-Ernährung. In ihren Seminaren führt Kerstin Schulze Teilnehmer an das Thema Rohkost heran und hilft dabei, gängige Vorurteile abzubauen. So hört man immer wieder, dass Rohkost schwer verdaulich sei. „Dabei werden wir von den Gewohnheiten geprägt, die wir von Kindheit an mitbekommen haben“, so Schulze. Kein Tier erwärmt sich seine Mahlzeiten, nur der Mensch macht das. Und das auch erst seit 10 000. Wenn wir im Winter unser Verdauungsfeuer stimulieren wollen, können wir dies auch mit Hilfe bestimmter Gewürze wie Curry, Chili oder Ingwer tun. Auch ein Salat am Abend ist kein Problem, meint Kerstin Schulze. Schwerwiegender sei, dass wir uns heute beim Essen oft nach festen Zeiten richten und nicht nur dann essen, wenn wir tatsächlich Hunger verspüren. Wenn die Zeitabstände zwischen den Mahlzeiten zu kurz sind und man zum Beispiel zwischen Mittagessen und Abendessen am Nachmittag noch isst, stehen nicht genügend Verdauungssäfte zur Verfügung, um die rohe Nahrung am Abend zu verdauen. Außerdem sollte man das Mischen von Rohkost und gekochten Speisen möglichst vermeiden. Aus ihrer eigenen Erfahrung heraus plädiert Schulze für eine schrittweise Umstellung der Ernährung. Es bringt schon viel, beim Frühstück das Brot durch Obst oder einen Smoothie zu ersetzen. Statt Kaffee kann man mehr Wasser trinken, statt Zucker auf Fruchtsüße umsteigen und Fleisch, Fisch und Milch durch (eingeweichte) Nüsse und Samen ersetzen. Fachliteratur kann auf dem Weg zur Rohkost-Ernährung eine Inspiration sein, letztlich muss aber jeder den richtigen Weg für sich selbst finden: „Wichtig dabei ist, dass man sich wohlfühlt.“

Von Tobias Frank

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