Seva & Charity – Von Herzen geben

Durch „Seva“, selbstloses Dienen, bringen Yogis und Yogalehrer die heilende Kraft des Yoga weltweit zu Menschen in Not.

(Fotoquelle: Photocase/Kalle Jipp)

„In seiner Essenz bedeutet Yoga, der Menschheit zu dienen“, sagt Mark Lilly, der Gründer von Street Yoga. Diese gemeinnützige Organisation gibt in den USA bereits seit 2002 Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen und deren Familien Yoga-Unterricht. Dieses Jahr bringt die Therapeutin Carina Auler den Ansatz der Organisation auch nach Deutschland: Im November bietet sie gemeinsam mit dem Gründer eine Ausbildung zum Street Yoga-Lehrer an. (Lesen Sie mehr über die engagierte Therapeutin und das Street Yoga-Konzept auf S. 10 in unserem Aufmacherinterview auf den Om-Seiten). Laut Lilly ist Yoga ein Werkzeug zur Transformation – mit einem verwandelten Selbst könne man sich für andere einsetzen und ihnen dienen. Weil sie Yoga als etwas viel Kraftvolleres als eine Fitness-Routine oder eine Auszeit vom Alltag verstehen, schenken Hunderte von Yogaschülern und –lehrern ihre Zeit und Fähigkeiten denjenigen, die in Not sind. In den vergangenen Jahren sind weltweit zahlreiche Projekte von Yogis ins Leben gerufen worden, die humanitäre Hilfe leisten oder Yoga-Programme entwickelten, um ärmere Menschen, Flüchtlinge und zahlreiche Risikogruppen zu unterstützen.

 „Ich wollte etwas zurückgeben.“

Mit diesen Worten begründen viele ihr Bestreben, Yoga für die gute Sache zu nutzen. Die international bekannte Lehrerin Seane Corn begann 1999, eine Gruppe von heranwachsenden Prostituierten zu unterrichten. „Ich fühlte eine solch starke innere Verpflichtung, anderen zu helfen wie niemals zuvor“, sagt Corn. „Ich empfand so viel Dankbarkeit für alles, was ich selbst durch Yoga erhalten habe, und hatte das starke Bedürfnis, etwas zurückzugeben.“

Corn und viele andere, die sich heute für andere engagieren, blicken selbst auf eine problematische Kindheit oder schwierige Lebenssituationen zurück. Aus eigener Erfahrung können sie nachvollziehen, wie die Betroffenen sich fühlen. Deshalb wissen Aktivisten wie Corn auch, dass es nicht nur darum geht, jemandem in einer Problemsituation unter die Arme zu greifen. Wesentlich nachhaltiger ist es, durch „Empowerment“ langfristige Veränderungen zu ermöglichen. Hilfe zur Selbsthilfe – eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten, auch für die „Gebenden“. Neben der Freude, anderen etwas zu geben, bekommen sie selbst viel zurück: sie begegnen den eigenen Ängsten, überwinden Grenzen und erleben tiefe Zufriedenheit. Seva bietet die Möglichkeit, die Yogaphilosophie mitten ins Leben zu bringen. „Die Idee, dass wir alle eins sind, ist einfach anzunehmen, solange wir nicht mit echtem Leid konfrontiert sind,“ so Corn. „Aber Seva bedeutet, sich aus seiner Komfortzone hinauszubewegen und dahin zu öffnen, wo man sich normalerweise verschließen würde.“ Der Begriff „selbstloses Dienen“ ist im Grunde eine Fehlbezeichnung, da es sich dabei eigentlich um eine spirituelle Praxis handelt. „Gerne würde ich behaupten, dass alles, was ich tue, selbstlos ist, aber es gab nicht ein einziges Erlebnis, bei dem ich auf spiritueller Ebene nicht mehr gewonnen hätte, als ich gegeben habe,“ sagt Corn.

Seane Corn gehört weltweit zu den Yogalehrerinnen, die sich am stärksten sozial engagieren. 2007 war sie Mitbegründerin von Off the mat Into the World, eine Organisation, die es seit 2009 auch in Deutschland gibt. Im Rahmen der „Global Seva Challenge“ ruft OTM regelmäßig und weltweit zu Spendenmarathons auf.

Man muss sich nicht unbedingt einer Organisation anschließen, um tatkräftig mit Yoga zu dienen. In vielen Städten kann man beispielsweise in sozialen Einrichtungen Yoga anbieten. Die Yogalehrerin Bettina Bantleon unterrichtet seit drei Jahren in München ehrenamtlich psychisch kranke und traumatisierte Frauen: „Meine Intention ist einfach, Menschen in schwierigen Situationen und Lebensphasen Yoga zu ermöglichen.“ Für die Frauen wäre es schwierig, an einer „normalen“ Yogastunde teilzunehmen – sowohl aus finanziellen Gründen als auch aufgrund ihrer Leidensgeschichte. Viele Frauen wohnen vor Ort in einer Wohngruppe und sind sehr dankbar dafür, dass Bettina regelmäßig zu ihnen ins Frauentherapiezentrum kommt, um Yoga zu unterrichten. Weitere Yogastunden sind angedacht und dafür werden noch Yogalehrer gesucht.

Nicht nur in den USA – auch in Deutschland besteht Bedarf an gut ausgebildeten Yogalehrern, die bereit sind, Menschen in Schwierigkeiten und mit Problemen Yoga näher zu bringen. Eine erster wichtiger Schritt ist sicher, die Aus- und Weiterbildung von Yogalehrern, wie sie von Off the Mat oder Street Yoga angeboten wird, um auf die Bedürfnisse der Teilnehmer und die damit verbundenen Herausforderungen vorbereitet zu sein.

Hier können Sie Gutes tun

Werden Sie selbst aktiv und unterstützen Sie ein yogisches Hilfsprojekt! YOGA JOURNAL hat ein paar Möglichkeiten für Sie ausgewählt.

OTM-Training-USA* Off the Mat Into the World (OTM)

Vor allem in den USA haben zahlreiche OTM-Aktivisten Projekte ins Leben gerufen, die beispielsweise Jugendliche aus schwierigen Familienverhältnissen oder mit Essstörungen, Suchtkranke oder Opfer von Gewalt unterstützen. Informationen zu konkreten Aktionen finden Sie unter offthematintotheworld.org. Auch in Deutschland ist OTM vor allem durch die beiden Yoginis Gaby Haiber und Frauke Schroth vertreten – regelmäßig finden Veranstaltungen wie kürzlich „108×108 Sonnengrüße für den Regenwald und die Menschenrechte in Ecuador“ statt. Infos unter www.offthematintotheworld.de.

 

Sample-Seite_A3_Wire-O_FINAL_A3_Seite_01* Herzerwärmend: Der devayani yoga Kinder-Charity-Kalender 2014

Bereits im dritten Jahr bringen Eva Holl und der devayani yoga Verlag den Kinder-Charity-Kalender mit süßen Fotos von kleinen Yogis heraus – und zum dritten Mal wird der Kalender Abo-Prämie des YOGA JOURNAL! (Infos zum Abonnement des YOGA JOURNAL auf Seite 96). Der Erwerb des Kalenders sorgt für Wärme im Kinderherz: Auf der Facebook-Seite des Verlages konnte einen Monat lang abgestimmt werden, welche Bilder mit dem zugehörigem Kinderhilfsprojekt im Kalender abgedruckt werden – an diese zwölf Projekte geht der Verkaufserlös. Der Kinder-Charity-Kalender ist überall im Handel erhältlich. Wahlweise kann er als Kundengeschenk mit einem Firmenlogo bedruckt werden und bei Sammelbestellungen ab fünf Stück gibt es Mengenrabatte! Infos und Bestellung unter: www.devayani-yoga.de; Abstimmung über die Bilder jedes Jahr im Juli über Facebook: www.facebook.com/devayaniyoga.

 

Yoga Child* Earthchild Project

Ganzheitliche Erziehung in unterprivilegierte Schulen zu bringen – das ist Ziel des Earthchild Project in Kapstadt. Die Gründerin Janna Kretzmar lebte gerade in Brasilien in einem Ökodorf und las die „Autobiografie eines Yogi“, als ihr die Idee für dieses Projekt kam. In Yoganandas Biografie werden indische Schulen beschrieben, die eine ausgewogene Bildung anbieten – mit Unterricht in der Natur, Meditation und Asanas –, um neben dem Intellekt auch das Bewusstsein der Kinder zu fördern. Seit 2007 arbeitet die gemeinnützige Organisation nun schon mit über 3000 Kindern und bringt ihnen (Selbst-)Bewusstsein und eine gesunde Lebensweise mit Hilfe von Yoga, Meditation, Coaching, Arbeiten im Bio-Garten und Wandern bei. Dieses Projekt können Sie entweder mit Spenden oder gezielter Arbeit vor Ort unterstützen – Informationen unter www.earthchildproject.org.

* Persönliches Engagement in München:
Bettina Bantleon sucht Yogalehrer vor Ort, die ehrenamtlich im Frauentherapiezentrum unterrichten möchten. Kontakt und Infos unter www.muenchen-hormonyoga.de.

Von Carmel Wroth und Verena Hertlein

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