Yogareisen, Kraftorte und die Faszination des Unbekannten: Interview mit Bernita und Michaela Müller

Einer unserer Tipps für Abenteurer, Träumer und Leute, die sinnliches Reisen lieben, ist die mystische und faszinierende Island-Reise des Anbieters Wainando. Wir haben mit den Geschäftsführerinnen Bernita und Michaela Müller gesprochen und gefragt, wie es ist, Menschen auf Sinn-Reisen zu schicken. Die Schwestern haben mit der Gründung des Reiseunternehmens einen gemeinsamen Traum verwirklicht und sich auf ihre ganz eigene Reise begeben …

Auf Ihrer Webseite  sprechen Sie von Ihrem Projekt als Herzensangelegenheit. Wie viel persönliche Geschichte, Antrieb und Hintergrund steckt in Ihrem Unternehmen?

Es steckt sehr viel an persönlicher Geschichte und Hintergrund in Wainando. Wainando ist aus dem Wunsch heraus entstanden Profession und Passion zusammenzubringen und täglich das zu tun, was wir lieben. Und wir wollen den Weg auch für andere leichter zugänglich machen. Wir möchten Wegweiser sein für Menschen, die eine Auszeit brauchen, auf Sinnsuche sind oder sich nach Entspannung und Stille sehnen. Es ist uns eine Freude, die Menschen ein Stück auf Ihrem Weg begleiten zu können.

Welche Reisen bieten Sie an – was ist typisch für Ihr Angebot?
Wainando ist ein Spezialreiseveranstalter für Meditation und Sinnreisen. „Wai“ bedeutet auf Maori fließendes Gewässer und symbolisiert das Reisen, „Ananda“ steht im Sanskrit für Freude und Glückseligkeit, somit ist bei Wainando das Ziel der Reise der Weg zu sich selbst und zum inneren Glück. Wie dieser Weg aussieht, kann so individuell wie möglich gestaltet werden. Ob allein bei Yoga, mit viel Bewegung in der Gruppe oder in kompletter Abgeschiedenheit im Kloster: Um auf die unterschiedlichen Bedürfnisse bestmöglich einzugehen, haben wir ein innovatives Bausteinsystem entwickelt, mit Hilfe dessen jeder Gast seine ganz eigene Reise kreieren kann. Wir haben unsere Destinationen alle selbst bereist und beraten unsere Kunden gerne persönlich, erstellen individuelle Angebote und helfen jedem die richtige Auszeit zu finden.

Praktizieren Sie selbst Yoga? Was macht für Sie die Faszination von Yoga aus?

Ja das tun wir.

Bernita Müller: Ich kam zum Yoga nach einem Bandscheibenvorfall und habe nach den ersten Stunden schnell gemerkt, dass mir dies sehr gut tut und nicht nur körperlich sondern ganzheitlich wirkt. Damit war ich infiziert und bald habe ich mich immer mehr mit der Yoga-Philosophie auseinandergesetzt. Heute gehört der Yoga-Weg mit seinen Bestandteilen zu meinem Leben. Besonders die Meditation ist für mich nicht mehr aus meinem Alltag wegzudenken. Die größte Erkenntnis auf diesem Weg war und ist für mich immer wieder: den Weg des Herzens zu gehen.

Michaela Müller: Früher war ich ein typischer Saisonnutzer des Fitnessstudios. Ich wusste zwar, dass ich mich bewegen sollte und dass es gesund ist, aber Spaß hat mir Sport nie gemacht. Ich vergesse nie meine erste Yogastunde, die auch Raum für das Nachspüren und Meditation gelassen hat. Damals wusste ich, dass ich endlich angekommen bin. Seitdem freue ich mich auf meine Yogastunden und muss mich nicht mehr zwingen. Danach habe ich dann Stück für Stück auch entdeckt, dass Yoga eben nicht nur körperliche Ertüchtigung ist, sondern uraltes Wissen, das einem enorm dabei hilft das Leben in seiner ganzen Fülle zu verstehen und anzunehmen.

Wie passt Yoga und Reisen zusammen? Inwieweit verändert regelmäßige Yoga- / Meditationspraxis aus Ihrer Sicht den Anspruch ans Reisen? Reisen Yogis anders?
Wir finden, es passt super zusammen. Nicht nur Yogaübungen machen mehr Spaß an tollen Plätzen. Auch Meditation und Teachings sind besonders inspirierend, wenn man sie an besonderen Kraftorten in der Natur oder an spirituellen Orten wie Klöstern und Ashrams, die teilweise seit Jahrhunderten für die spirituelle Praxis genutzt werden, erfährt. Außerdem bringt eine Reise so viele neue Eindrücke, durch die man lernen kann. Fremde Kulturen und Orte bringen uns so viele neue Eindrücke, einen neuen Blick auf unseren eigenen Alltag und stellen manchmal mit den neuen Herausforderungen quasi eine Beschleunigung der persönlichen Entwicklung dar.

Die Ansprüche von Yogis sind sicher anders. Er fliegt nicht mehr irgendwohin, weil es gerade up to date ist oder er noch nicht da war. Er sucht nicht nach „Reiseerlebnissen“, sondern nach Seinserfahrungen, durch die er in Verbindung mit sich selbst kommt und durch die er sich weiterentwickeln kann.

Glauben Sie an Kraftorte? Gibt es Flecken auf dieser Erde, die eine besondere Energie haben?
Davon sind wir überzeugt. So ist zum Beispiel das Nordkap von Neuseelands Nordinsel nicht nur wegen der Naturkräfte beeindruckend, denn dort treffen Tasmansee und Pazifik aufeinander. Es ist auch ein sehr spiritueller Ort für die Maoris. Sie glauben, dass sie hier einst aus Polynesien angekommen sind und ihre Seelen nach ihrem Tod auch hier die Insel wieder in ihre alte Heimat Hawaiki verlassen. Wenn man sich Zeit lässt und vielleicht auch einmal abseits der Touristenstraßen zu einem der wunderschönen Strände geht, dann spürt man die ganz besondere Kraft dieser Gegend.

Einzigartig ist auch eine Schneeschuhwanderung oder Yoga auf Islands dünner Erdkruste, wo die Erdplatten noch heute jedes Jahr mehrere Zentimeter  auseinander driften. Wenn man versucht an solchen Plätzen in sich und die Natur hinein zu fühlen, dann spürt man die ganz besondere Kraft der Region.

Unseren Gästen solche Orte anbieten zu können, ist uns sehr wichtig, denn wir glauben, dass es an diesen Orten ganz besonders tief wirkt, sich mit sich und dem Inneren zu verbinden.

Es wird mit der digitalen Vernetzung immer einfacher, alles zu sehen, und jede Menge virtuelle Erlebnisse zu machen. Gibt es da auch so eine Art Gegen-Trend zu vermerken, das Bedürfnis nach „echten“, „ursprünglichen“ Erfahrungen? Wie sehen Sie die Zukunft des Reisens? Wohin geht der Trend?
Oh ja, diese Gegen-Trends gibt es ganz sicher. Was wir eben mit den Reiseerlebnissen bei Yogis beschrieben haben, spüren wir auch in der gesamten Gesellschaft. Nicht nur beim Essen ist es so, dass heute immer mehr Wert darauf gelegt wird, dass man wieder weiß, wer und wie und aus was etwas hergestellt wurde. Immer mehr Menschen interessieren sich dafür, nicht nur im Reiseführer über die Kultur eines Landes zu lesen, sondern die Kultur und die Spiritualität eines Landes wirklich zu erfahren und zu erleben. Immer häufiger gibt es Beispiele von Menschen, die einen ungewöhnlichen Weg gehen, wie zum Beispiel vom Top-Manager, der Hüttenwirt wird oder Menschen, die auf Zeit aus ihrem Alltag herausgehen. Deswegen ist es uns auch so wichtig, den Menschen den Zugang zu solchen Auszeiten – egal ob kurz oder lang – zu erleichtern.

Eine Reise lebt immer von Mut für Neues und der Bereitschaft, sich auf Unbekanntes einzulassen. Was raten Sie Yogareisenden bei der Vorbereitung auf den nächsten Urlaub?

Bernita Müller: Das stimmt, obwohl wir Menschen das oft gar nicht so wahrnehmen. Unser ganzes Leben ist eine Reise, die viel Mut erfordert. Und das ist auch das, was wir jedem Yogareisenden raten: Probiere dich aus, lass dich inspirieren von Neuem, nimm Dir Zeit für Dich selbst, höre auf Dein Herz. Dann ist eine Reise im Außen immer auch eine Reise im Innen.

Michaela Müller: Mach es wahr. Wage Deinen Traum. Ich selbst konnte mir früher nicht vorstellen länger als 2 Wochen zu verreisen. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie eine längere Reise in mein Leben passen könnte. Bei meiner eigenen Auszeit wurde ich von so vielen Menschen angesprochen, wie mutig das doch sei. Ich fand mich nicht mutig, ich wusste tief in mir, dass es die einzig richtige Entscheidung war, es tatsächlich zu tun. Nach der Entscheidung kam der Rest dann von ganz allein. Da kamen die richtigen Menschen und Erlebnisse und Inspirationen. Und alles war plötzlich ganz einfach.

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