Coronamalismus

Heute Köln, morgen L.A. – das geht im Moment nicht mehr so schnell. Die Welt scheint still zu stehen, und aus Fridays for Future wird Alldays for Future. So, als würde unser CO 2-geplagter Planet endlich ein wenig aufatmen können.

Fakt ist: Ein Virus stellt unsere Gesellschaft auf den Kopf, legt große Teile der Wirtschaft lahm und nimmt Tausenden Menschen das Leben. Doch bei all den Hiobsbotschaften, die uns fast stündlich erreichen, frage ich mich, was uns diese Zeit lehren könnte. Welche positiven Seiten kann die Corona-Krise in uns hervorrufen? Die meisten Menschen hetzen jetzt zum Beispiel nicht mehr von Meeting zu Meeting oder packen ihren Kalender so voll, dass sie vor lauter Freizeitstress kaum Luft holen können. Nein, jetzt sind viele von uns gezwungen, den Blick nach innen zu richten, sich zu erden und zu fragen: “Worauf kommt es wirklich an im Leben?”

Minimalismus für (fast) alle

Nun kann man nicht mehr im Außen suchen, was dort eh nie zu finden war. Ob Shoppen, Sport oder die Sehnsucht, ständig woanders sein zu wollen – zerplatzt! So sitzen wir (viele alleine) in unseren Wohnungen und reflektieren. Plötzlich haben wir keine Angst mehr, etwas zu verpassen, können mehr im Moment leben, haben wieder Zeit fürs Lesen, Backen, Kochen und Basteln mit den Kindern, die auf wundersame Weise auch viel ruhiger werden, wenn sie merken, dass Mama oder Papa gar nicht mehr so gestresst sind. Kurzum: Wir haben wieder Zeit fürs Wesentliche, aber was ist das überhaupt?

Leben im Hier und Jetzt

Kinder beim Spielen im Hier und Jetzt beobachten, in die Natur gehen und sich von ihr inspirieren lassen, Nachbarn helfen und wieder zu schätzen wissen, wer uns wichtig ist, wenn wir so gut wie niemanden sehen dürfen. Oder einfach mal nur die Sonne ins Gesicht scheinen lassen – ohne ans Müssen zu denken. Und zur Lieblingsmusik im Wohnzimmer tanzen. Es ist Zeit für Mitgefühl: für alle Opfer des Corona-Virus und für alle Tiere, die für Schnitzel & Co ihr Leben lassen müssen. Mal eben ins Restaurant oder auf einen Drink mit der Freundin treffen? Pustekuchen.

Im Haus reichen Socken

Was bis vor zwei Wochen noch selbstverständlich war, ist jetzt unmöglich. Umso mehr lernen wir es in diesen Zeiten wieder zu schätzen, was Freiheit bedeutet. Die Muße kehrt zurück in unseren Geist, lässt Kreativität entstehen und Triviales weichen. Warum sollten wir es vermissen, samstags in überfüllten Geschäften das 100. Paar Schuhe oder das neueste Smartphone zu kaufen? All das steht auf einmal nicht mehr ganz oben auf unserer Agenda. Wozu auch, im Haus reichen Socken.


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