Bosse ist einer der wenigen Sänger, die sich seit Jahren in der deutschsprachigen Indiepop-Szene behaupten können – und er ist leidenschaftlicher Bikram-Yogi. Wie passt das zusammen?
Axel Bosse ist immer für eine Überraschung gut. Das zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Schon mit 17 Jahren verlässt er Elternhaus und Schule, um Musik zu machen. Mit seiner ersten Band Hyperchild hat er auch eine Zeit lang Erfolg, bis die Truppe an ihren Träumen und am Erwachsenwerden zerbricht. Eigentlich eine herbe Niederlage, aber für Axel Bosse kein Grund, aufzugeben. Kurzerhand startet er 2003 unter dem Namen Bosse seine Solokarriere. Er ist keine glamouröse Popfigur, die sich schillernd und laut in Szene setzen muss, um anzukommen. Er vertraut einfach seinen Songs. Und die sind authentisch, tanzbar und deutsch. Auf seinem aktuellen Album „Wartesaal“ drehen sie sich vor allem um ein Thema: ums Glücklichwerden. „Viele befinden sich an einem Punkt, an dem man schon einiges erreicht hat, aber trotzdem noch nicht glücklich ist. Muss ich ein paar Schritte zurück, muss ich noch mehr arbeiten oder muss ich einfach mal loslassen?“ Das seien laut Bosse die zentralen Fragen des Albums. Der 31-Jährige hat es geschafft, er sei heute glücklich, sagt er, auch wenn sein Weg nicht immer einfach war und ihm so manches Pfeifen im Ohr, so manche schlaflose Nacht beschert hat. Was ihm hilft, einen klaren Kopf zu behalten, ist unter anderem Yoga. Genauer: Bikram Yoga. Wenn Bosse nicht gerade unterwegs ist, bringt er morgens seine kleine Tochter in die Kita und marschiert dann dreimal pro Woche schnurstracks in das Bikram-Yogastudio in Hamburg-Altona. „Anderthalb Stunden quäle ich mich da“, gibt er lachend zu. „Aber nach dem Duschen stellt sich dann dieses unbezahlbare Gefühl ein… dieses Durchatmen.“ Schön und gut. Doch ist Yoga nicht eigentlich total kontraproduktiv für ein cooles Musikerimage? Natürlich kennt auch Bosse das schiefe Grinsen der Kumpels, wenn er von seiner heißen Leidenschaft erzählt. In den letzten Jahren kam er immer mal wieder in Erklärungsnot. Schließlich herrscht immernoch das Vorurteril, Yoga sei esotherisch. So wirkt Bosse allerdings gar nicht. „Aber ich sage dann: Leute, das ist das härteste Zirkeltraining der Welt, ich schwitze dabei mehr als jemals zuvor in meinem Leben. Und dann sagen sie: Respekt.“
Foto: Yavuz Odabas