Loslassen, sich getragen fühlen, oben und unten vergessen – und dabei tiefe
Hingabe und Vertrauen empfinden. Die Flying-Bodywork-Übungssequenz zeigt
ihnen, wie sie Ihren Partner in die Luft und sicher zurück auf den Boden bringen.
Flying Bodywork ist eine einzigartige Form von Körperarbeit in der Luft. Es ist ein Ritual des Loslassens, das den Empfänger in einen Zustand tiefer Entspannung versetzt und ihm ein völlig neues Körpergefühl vermitteln kann. Die Praxis ruht auf vier Säulen: Achtsamkeit, Klarheit, Spüren und Hingabe. Diese vier Qualitäten, verbunden mit der Kraft der Berührung und der heilsamen Wirkung der Schwerkraft, befähigen uns, Blockaden auf körperlicher, energetischer, emotionaler und geistiger Ebene zu lösen.
Wozu fliegen?
Umkehrhaltungen im Yoga haben viele positive Wirkungen, allerdings bergen Asanas wie Kopfstand, Schulterstand oder Pflug bei nicht korrekter Ausführung gerade für Anfänger Verletzungsrisiken für die Halswirbelsäule. Mit Flying Bodywork kann man auf sichere Weise die heilsame Wirkung der Schwerkraft erfahren: Durch das Gewicht des Kopfes wird die Wirbelsäule gestreckt. Die Wirbelbogengelenke werden sanft geöffnet und dadurch die Bandscheiben zwischen den einzelnen Wirbelkörpern entlastet.
In der Luft getragen zu werden, schenkt dem Empfänger ein völlig neues Körpergefühl. Menschen, die vorher ein negativ geprägtes Verhältnis zu ihrem Körper hatten, sind häufig überrascht, wozu ihr Körper in der Lage ist. Gefühle von Freude, Leichtigkeit und neuem Selbstvertrauen können entstehen. Auch unbewusste Ängste, emotionale Blockaden oder die Folgen früherer Verletzungen können sich im Zuge einer Behandlung lösen.
Die Grundlagen
Kontraindikationen abklären
In einigen Fällen (z. B. Schwangerschaft, Menstruation, Netzhauterkrankungen oder Bandscheibenvorfall) muss man von Flying Bodywork absehen. Versichern Sie sich im Vorgespräch, dass keine dieser Kontraindikationen vorliegt.
Spotting
Für das sichere Erlernen von Flying Bodywork ist eine Hilfestellung (Spotting) unerlässlich. Dabei sorgt eine dritte Person, der Spotter, dafür, dass der Empfänger auf den Füßen des Gebenden bleibt und anschließend auf sichere Art und Weise zum Boden zurückkehrt. Wenn der Empfänger zu fallen droht, kann der Spotter eingreifen und ihn an der Hüfte festhalten, ansonsten berührt er den Empfänger nicht.
Grundposition für das Spotting ist die „tiefe Pferdestellung“, eine breitbeinige, stabile Hocke. Der tiefe Schwerpunkt ermöglicht es, schnell und flexibel zu reagieren. Die aufgerichtete Wirbelsäule schützt den Spotter davor, sich beim Eingreifen selbst zu verletzen.
Körpermechanik
Die Beine des Gebenden befinden sich in der Grundhaltung im 90-Grad-Winkel zum Boden und sind durchgestreckt. So nutzt man die Statik des menschlichen Körpers: Das Gewicht ruht auf den Knochen und der Einsatz von Muskelkraft ist nicht nötig. Sollten die Beinrückseiten nicht ausreichend gedehnt sein, um die Beine in einen 90-Grad-Winkel zu bringen, kann auch eine gefaltete Decke oder ein Kissen unter das Becken gelegt werden, um es dem Gebenden einfacher zu machen.
Feedback einholen
Bitten Sie Ihren Partner, Ihnen jegliche Art von Unwohlsein mitzuteilen. Am Anfang können die Hand- oder Fuß-Positionen ungenau sein, dadurch kann ein Druckgefühl entstehen. Aus Höflichkeit wird manchmal notwendiges Feedback zurückgehalten. Dabei kann ein offenes Wort schnell Abhilfe schaffen.
Sich selbst entspannen
Last but not least – entspannen Sie sich als Gebender. Je mehr Freude Sie haben und je entspannter Sie sich fühlen, desto angenehmer wird es Ihr Empfänger haben. Wenn Sie sich umgekehrt zu sehr anstrengen, kann auch Ihr Partner nur schwer loslassen.
1 Einstieg
Platzieren Sie Ihre Füße unterhalb des Beckens auf den Oberschenkeln des Empfängers. Die Hüftknochen werden dabei nicht berührt. Der Empfänger legt seine Hände auf Ihre Knie und Sie stützen dessen Schultern mit den Händen.
2 Rückenlöser
Wenn das Becken des Empfängers senkrecht über Ihrem Becken steht, strecken Sie Ihre Beine und bringen den Empfänger in die Position des Rückenlösers. Arme und Beine hängen passiv nach unten.
Wirkung:
Diese Position streckt die gesamte Wirbelsäule – insbesondere im Bereich der Lenden- und Halswirbelsäule. Die tief liegende Rückenmuskulatur wird entlastet.
Hinweis:
Durch die Fußposition findet eine sanfte Kompression auf die Oberschenkel des Empfängers statt. Deshalb ist es wichtig, die Füße weich zu lassen. Zudem sollte man nicht allzu lange (maximal 10 Minuten) in dieser Position bleiben.
3 Schmetterling
Von hier aus legen Sie Ihre Fingerkuppen auf den Schulterspitzen des Empfängers. Dann strecken Sie die Arme und stützen den Brustkorb von unten. Ihre Handballen ruhen dabei unter den Schlüsselbeinen auf dem Ansatz des Brustmuskels. Bitten Sie den Empfänger, die Füße zusammenzulegen und die Knie nach außen zu beugen.
Wirkung:
* sanfte Öffnung der Hüften nach außen
* löst Blockaden im Iliosakralgelenk (ISG).
4 Gedrehter Schmetterling
Beugen Sie während einer Ausatmung des Empfängers den einen Arm langsam und bringen Sie den Partner dadurch in eine sanfte Drehung. Strecken Sie beim Einatmen wieder beide Arme aus und wechseln Sie während einer Ausatmung die Seite. Wiederholen Sie die Übung zwei bis drei Mal pro Seite.
Wirkung:
* Mobilisation der Brustwirbelsäule
* Schulteröffnung
* Dehnung von Rücken (Latissimus) und schräger Bauchmuskulatur
5 Voller Rückenstretcher
Greifen Sie mit beiden Händen die Handgelenke des Empfängers und führen Sie dessen Arme über seinen Kopf. Atmen Sie gemeinsam ein. Beim Ausatmen geben Sie Zug auf die Handgelenke und schieben die Beine von Ihrem eigenen Körper weg, so dass die Wirbelsäule des Empfänger gestreckt wird. Mit einer Einatmung des Empfängers lösen Sie die Position wieder.
Wirkung:
* Streckung der Wirbelsäule
* Dehnung von Armen und Schultern
6 Ausstieg
Bringen Sie den Empfänger zurück in die Grundposition, den Rückenlöser (Bild 2), wobei Ihre Hände miteinander verbunden bleiben. Bitten Sie den Empfänger, in die eigenen Hände zu drücken, während Sie gleichzeitig Ihre Arme strecken. Beugen Sie Ihre Knie und setzen Sie den Empfänger langsam auf dem Boden ab.
7 Ausklang
Im Anschluss an das Fliegen bitten Sie den Empfänger, die Stellung des Kindes einzunehmen, um zum Ausgleich die erdende Wirkung dieser Haltung zu genießen. Das Gefühl der Erdung können Sie noch verstärken, indem Sie Ihr Körpergewicht durch beide Hände auf das Kreuzbein (die dreieckige Knochenplatte am Ende der Wirbelsäule) sinken lassen. Danach lassen Sie den Empfänger einen Moment lang nachspüren.
Autor Tobias Frank wurde 2007 zum ersten zertifizierten AcroYoga-Lehrer in Deutschland und entwickelte mit Flying Bodywork seinen eigenen Stil des entspannten Fliegens. Flying Bodywork kann man im Rahmen von Workshops und Ausbildungen bei ihm lernen. Mehr Informationen und Termine auf www.flyingbodywork.de.