Sei es bei alltäglichen Auseinandersetzungen oder angesichts von besorgniserregenden gesellschaftlichen Entwicklungen: Diese Übungen von Rina Deshpande helfen, deine Emotionen und deinen Geist zunächst anzunehmen, wie sie sind, und sie dann wieder ins Gleichgewicht zu bringen. So kannst du bewusst entscheiden, wie du mit einer bestimmten Situation umgehen willst.
Text: Rina Deshpande / Titelbild: Romolo Tavani (Getty Images)
Die folgenden Anregungen stammen aus alten Yogalehren und modernen Achtsamkeitstechniken. Du kannst sie einzeln üben, aber sie bilden auch eine sehr wirkungsvolle Abfolge.
Lies auch den ersten Teil dieses Artikels “Stürmische Zeiten & erhitzte Gemüter: Was lehrt uns die Bhagavad Gita?” von Rina Deshpande:
1. Übung: Selbst-Mitgefühl
Achtsames Selbst-Mitgefühl schafft einen Raum, in dem wir unsere Emotionen liebevoll achten und verarbeiten können. Der buddhistische Mönch Thich Nhat Hanh regte dazu an, uns im Umgang mit uns selbst daran zu orientieren, wie ein Elternteil ein verzweifelt weinendes Kleinkind trösten und beruhigen würde: Mit demselben Mitgefühl und derselben zartfühlenden Fürsorge sollten wir nach seiner Überzeugung unsere eigenen Gefühle betrachten. Mit etwas Übung können wir dabei lernen, uns nicht von unseren Emotionen mitreißen zu lassen, sondern sie wirksam zu verarbeiten, sobald sie entstehen. Das macht uns im besten Fall nicht egoistischer, sondern ganz im Gegenteil auch mitfühlender und geschickter im Umgang mit den Gefühlen unserer Mitmenschen.

2. Übung: Atem
Nach yogischer Vorstellung regulieren wir über die Atmung die Aufnahme und den Fluss von Prana, der Lebenskraft. Viele yogische Atemtechniken (Pranayama) sind kraftvolle Helfer, wenn es darum geht, das Nervensystem zu beruhigen. Um emotional in ruhigeres Fahrwasser zu kommen, genügt es oft schon, sich einige Atemzüge lang nur auf den Atem zu konzentrieren und ihn ruhig bis in den Bauch fließen zu lassen – die sogenannte Zwerchfellatmung. Klassische Pranayama-Techniken wie die verlangsamte Atmung mit verengter Stimmritze (Ujjayi) oder eine verlangsamte Ausatmung mit einem summenden Ton (Bhramari) haben noch stärker beruhigende Wirkung. Das hilft uns, Körper und Geist zu reinigen und zu nähren, so dass wir besser auf stressige Situationen reagieren können.

3. Übung: Mantra
Mantra, also das konzentrierte Wiederholen eine Silbe (bija), eines Worts, einer Strophe (shloka) oder eines Gebets, wird im klassischen Raja Yoga als eine von acht Stufen auf dem Weg in die Meditation angesehen. Es kann aber auch ganz allgemein als eine Aufmerksamkeitspraxis verstanden werden, bei der man den Geist fest auf einen Gegenstand richtet. Gerade bei aufkommenden Konflikten hat der Geist ja die Tendenz wilde Kapriolen zu schlagen und Emotionen hochkochen zu lassen, die unsere gesamte Sicht auf das Leben hinwegfegen können. Die willentliche Bündelung des Geistes in der Mantra-Praxis kann uns helfen, diese Dynamik zu überwinden, das Ruder des Geistes wieder in die Hand zu nehmen und unser Lebensschiff sicher zu steuern.


Rina Deshpande lehrt, erforscht und schreibt seit über 15 Jahren über Yoga und Achtsamkeit. Ihre Artikel erschienen bei uns, Huffington Post, Self Magazine und vielen anderen. Außerdem hat sie 2022 ein Kinderbuch verfasst und selbst illustriert: “Yoga Nidra Lullaby“. Erfahre mehr über Rina und besuche sie auf ihrer Website oder ihrem Instagram-Account @rinathepoet
In diesem Artikel von Rina Deshpande erfährst du wertvolle Tipps, um Hingabe im Alltag zu üben:


