Liebe Leserinnen und Leser,
Yogis bringen die Dinge einfach auf den Punkt. „Um zu überprüfen, wie weit wir auf dem Weg zur Erleuchtung fortgeschritten sind, brauchen wir nur eine Woche bei unseren Eltern zu verbringen“, sagte die Yoga-Lehrerin Yogeswari kürzlich auf einem Workshop. Zu unseren Wurzeln zurückkehren, um zu sehen, ob wir gewachsen sind: Das kann echte Herausforderungen bereit halten, uns einen glasklaren Spiegel vorhalten und sowohl Nest- als auch Fluchtimpulse auslösen. Eine interessante Rückkopplung entsteht, wenn wir selbst eine Familie gründen. „Heute kann ich verstehen, dass mich meine Eltern nicht immer verstehen konnten“, schreibt YJ-Autor Ralf Sturm, frischgebackener Vater einer Tochter, in seinem Artikel „Zeit für Dankbarkeit“ (S. 76).
Vor der Elternschaft stehen allerdings neun sehr besondere Monate. Um in den ersten Monaten der Schwangerschaft weiter an den lieb gewonnen Yoga-Stunden teilnehmen zu können, präsentieren die Jivamukti-Lehrerinnen Antje Schäfer und Magali Lehners ab S. 36 ein Special mit Übungs-Variationen für diese Zeit. Sich im Vertrauten verwurzeln, um Kraft für Neues zu schöpfen, ist auch ein Leitmotiv für die wunderbare Praxis-Strecke „Down To Earth“ (S. 62), die regelrecht zur Entspannung verführt – genau das, was wir im vermeintlichen Chaos des Alltags am meisten brauchen und was uns regelmäßig auf die Yogamatte bringt.
Die Themen dieses YOGA JOURNAL sind vor allem eines – gegensätzlich. Dem notwendigen Umdenken angesichts massiver Umweltprobleme steht die Sehnsucht nach fernen Reisezielen („Stress-Management im Lichtermeer“, S. 84) gegenüber. Vermutlich niemals würden sich die Utopisten aus Malwine Rafalskis Fotoserie „Holon“ (S. 32) mit ayurvedischen Ölen (S. 16) oder einem Ski-Trip (S. 88) verwöhnen. „Durch Verzicht kann man den Wert des Lebens neu erkennen“, sagt der Grenzgänger Reinhold Messner im YJ-Interview auf S. 24. Die meisten modernen Yogis sind jedoch alles andere als radikal, wie Diana Krebs in ihrem Artikel „Lok(h)a Samasta“ (S. 28) selbstironisch feststellt. Aber sind Grenzgänge nicht gerade im Yoga an der Tagesordnung, ein ständiges „Hanumanasana zwischen den Welten“? Diesen Titel gab YJ-Redakteurin Verena Hertlein ihrer Geschichte über Yoga und Business (S. 56): Ein Thema, dass uns als Yogis und Redaktion einer Yoga-Zeitschrift natürlich immer begleitet – und das fast schon ein Jahr. Nicht nur aus diesem Grund bedanke ich mich ganz herzlich bei allen, die 2009 zum Aufbau und zur Gestaltung des deutschen YOGA JOURNALS beigetragen haben, aber vor allem bei Ihnen, unseren Lesern und Leserinnen der ersten Stunde.
Ein frohes neues Jahr und weiterhin viel Spaß beim Lesen und Üben wünscht
die YOGA JOURNAL Redaktion.
TITELTHEMEN der Ausgabe Januar + Februar 2010:
– Special zur Schwangerschaft. Schwanger Yoga üben – Variationen für klassische Haltungen und Übungen nach der Geburt
– Kraft schöpfen – Sieben Übungen gegen Stress. Loslassen und Grenzen erweitern mit Restorative Yoga
– Krishna Das: Sehnsucht rettet Leben. Der Kirtan-Star über Musik, Hingabe, indische Kultur und MTV
– Julie Gudmestad: Anatomie ist spirituell. Die Anatomie-Expertin kombiniert Yoga und Physiotherapie
– Reinhold Messner: Sinn fällt nicht vom Himmel. Der Bergsteiger über Selbstbestimmung, Anarchie und Meditation
– Geschäftsidee Yoga. Hanumanasana zwischen zwei Welten
– Basics: Stabil in der umgekehrten Bretthaltung Purvottanasana
– Ayurveda To Go: Festliches Ayurveda-Menü