Dieses Buch schlägt (zumindest zahlenmäßig) alle Rekorde: Der kanadische Yogalehrer Daniel Lacerda hat 2100 Asanas fotografiert und zum bislang umfassendsten Katalog an Yogahaltungen geordnet.
Als Dharma Mittra 1984 sein berühmtes „Yoga Master Chart“-Poster veröffentlichte, machte es ihn schlagartig bekannt. Darauf waren, stark verkleinert, teils nicht ganz scharf und in Schwarz-Weiß, 908 Asanas abgebildet. Auch das aus diesem Projekt entstandene Buch „608 Yoga Poses“ ist bis heute ein Dauer-Seller, denn nirgends sonst konnte man sich einen so umfassenden Überblick über die Vielfalt an Yogahaltungen verschaffen.
Seit Mitte November hat sich das geändert. Der Kanadier Daniel Lacerda, der sich selbst und seine Firma „Mr. Yoga“ nennt, zeigt in seinem gleichnamigen Buch 2100 Asanas. Hinter der Kamera stand er selbst, davor etwa vierzig seiner Schülerinnen und Schüler. „Meine Vision war es, die Latte für die gesamte Yogaindustrie höher zu hängen“, sagt Lacerda selbstbewusst. „Ich wollte einen umfassenden, gut strukturierten Katalog an Yogahaltungen schaffen – ein Nachschlagewerk für Yogis und die Yogalehrerausbildung gleichermaßen.“
Das ist gelungen: Die Asanas sind sinnvoll geordnet, zu jeder Haltung gibt es neben Foto, Sanskrit-Bezeichnung und englischer Übertragung auch Angaben zu Modifikationen und Varianten, sowie Hinweise zu Chakras und Drishti (Blickpunkt). Besonders wichtige Asanas werden zudem in Schritt-für-Schritt-Anleitungen erklärt. Witziges Detail: Zwischen den durchweg jungen, attraktiven Models taucht auch immer wieder der hawaiianische Paradiesvogel Danny Paradise auf.
Angesprochen auf die heikle Gratwanderung zwischen der sehr ästhetischen Darstellung von Asanas und reinem Körperkult betont Lacerda: „Natürlich ist Yoga ein exzellentes Körpertraining, aber in der Asana-Praxis geht es mindestens so sehr darum, den Geist zu trainieren wie den Körper.“ Deshalb hält er seinen einleitenden Text über die Yogaphilosophie von Patanjali für den wichtigsten Teil des Buches. Sein Ziel sei es, so Lacerda, „die Menschen dazu zu bewegen, den achtfachen Pfad des Yogasutra zu praktizieren“. Was die Frage aufwirft, ob dafür ein Mega-Katalog mit spektakulären, ästhetisch inszenierten Asana-Fotos das geeignete Mittel ist?
A propos Inszenierung: Im Buch bleibt der Autor zwar dezent im Hintergrund, über die sonstige Selbstdarstellung von „Mr. Yoga“ kann man sich aber nur wundern: Fotos zeigen ihn meist als oberkörperfreien, muskelbepackten Yoga-Boy.
In einem Comic auf seiner Website wird er als Sohn der Göttin Gaia stilisiert, zur Erde gesandt, um die Menschheit vor sich selbst zu retten. Und gefragt nach den Quellen für sein 2100-Asanas-Projekt bekannte er im Interview für diesen Artikel: „Die 8,4 Millionen Yogahaltungen, von denen die Hatha Yoga Pradipika spricht, sind nicht nur symbolisch gemeint: Sie wurden mir im Traum eröffnet. Ich bin der einzige Mensch, der sie bisher katalogisiert hat.“ Weiterhin schöne Träume, Mr. Yoga! //
„Mr. Yoga“ Daniel Lacerda lebt und unterrichtet in Toronto. Der 41-Jährige bezeichnet sich selbst als „Yogalehrer und Unternehmer, der bereits Tausenden von Menschen dabei geholfen hat, Yoga für Fitness und Entspannung zu praktizieren“. www.mryoga.com
Foto: Daniel Lacerda