Schüttle mal kräftig deine Hände aus und widme dich ihnen mit einer kleinen Faszienmassage. Unsere Hände sind Geber, Nehmer, Beschützer, sie sind zugleich ein Symbol der Abwehr und der Mitmenschlichkeit. Und du hast es im wahrsten Sinn “in der Hand”, wie du mit ihnen umgehst. Amiena Zylla über rollende Hände im Faszien Yoga.
Hände sind unser ursprünglichstes Werkzeug. Sie greifen, pflücken, kneten und knüpfen, sie arbeiten, aber sie schenken auch Streicheleinheiten, sie heilen und sie helfen uns zu kommunizieren. Im Yoga sind vor allem die Handgelenke ein großes Thema. Immer dann, wenn wir uns bei Übungen wie dem herabschauenden Hund und mehr noch in Krähe, Handstand & Co. auf die Hände stützen, merken wir, wie es um dieses empfindliche Gelenk bestellt ist. Vor allem bei dauernder Computertätigkeit verkümmern die Handgelenke stark und so fallen Stützübungen dann entsprechend schwer. Wenn man sie deswegen immerzu schont, wird es aber eher schlimmer als besser. Die Muskulatur wird schwach und die Faszie im Unterarm beginnt immer mehr zu verfilzen. Es entstehen Beschwerden wie Karpaltunnelsyndrom, verkürzte Sehnen, Elastizitätsverlust. Dabei ist wichtig: In den Handflächen gibt es auch Faszienverfilzungen, die von der Natur so vorgesehen sind. Ohne sie wären unsere Hände wie Pudding und wir könnten nicht greifen.
Aber nicht nur durch allzu wenig Aktivität, auch durch Überbelastung oder falsche Belastung kann es zu Beschwerden kommen. Unterarm, Handgelenk und Hand bilden eine funktionelle Einheit, auch die Schulter ist in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen. Deshalb sollten wir im Yoga bei Stützübungen ein wenig “out of the box” denken – also weg von der klassischen Ausrichtung, die bei vielen Menschen zu einer Fehlbelastung der Handgelenke führt, einfach weil ihre natürliche Hand-, Ellenbogen- und Schultergelenksstellung für die vorgegebene Ausrichtung nicht gemacht ist. Daher meine Empfehlung: Mit verschiedenen Stellung der Hand- und Schultergelenke spielen, spüren, wie es sich anfühlt, und mehr Abwechslung in die Praxis bringen. Wenn du meine Kolumnen hier regelmäßig liest, wirst du wissen, dass die Faszie Spiel und Abwechslung liebt. Je mehr wir also mit den Händen spielen, und das nicht nur auf der Matte, sondern auch am Arbeitsplatz, desto mehr können wir Verletzungen oder Beschwerden vorbeugen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem dreiminütigem Fingertanz jede Stunde vor dem PC?
Die hier vorgestellte Übung ist ein absoluter Allrounder in Bezug auf Vorbeugung und Linderung von Beschwerden – und sie ist nicht nur matten-, sondern auch schreibtischtauglich.
Step-by-step Anleitung
- Beginne in einem Vierfüßlerstand oder sitzend auf einem Stuhl. Deine Hand liegt auf einer kleinen Faszienrolle auf der Matte oder auf dem Schreibtisch. (Alternativen zur Rolle: Trinkflasche, Nudelholz). Die zweite Hand ist unter deiner Schulter platziert oder wenn du sitzt, hängt der Arm entspannt am Körper.
- Massiere zunächst einmal nur deine Handfläche, indem du die Rolle unter ihr vor- und zurückbewegst. Dann beugst du den stützenden Arm und legst die Rolle knapp oberhalb vom Handgelenk unter den zu massierenden Arm. In dieser Haltung beginnst du, ganz langsam deinen Unterarm auszurollen. Lass dabei den Arm immer gestreckt und die Hand geflext. Rolle ein paar Mal hin- und her und dann wechsle die Hand.
Tipps
• Variiere das Rollen indem du mal schnell, mal langsam rollst, mal mehr über die Armaußenkante, mal über die Arminnenkante. Dehne regelmäßig deine Finger, indem du sie spreizt. Massiere deine Hände regelmäßig.
Besonderer Tipp bei Kopfschmerzen und Migräne:
• Drücke den gesamten Bereich zwischen Zeigefinger und Daumen, einschließlich den Daumenballen mit der zweiten Hand, so fest du kannst.
Wirkungen
- löst bereits vorhandene Verfilzungen auf
- beugt Verfilzungen vor
- lindert Schmerzen bei Karpaltunnelsyndrom
- erhöht die Elastizität im Hand- und Unterarmbereich
- stärkt die Handgelenke
- sorgt für einen guten Kollagenauf- und -abbau
- hilft bei Arthrose in den Hand- und Fingergelenken
Mehr zu Amiena findest du unter: amienazylla.com & instagram.com/amienazylla.
Text: Amiena Zylla, Bilder: Susanne Schramke
Amiena war auch im “YogaWorld Podcast” zu Gast und hat dort über ihr Lieblingsthema gesprochen: