Warum tragen Kundalini Yogis eigentlich einen Turban?

Imposant thront er auf dem Haupt seines Trägers und lässt ihn beinahe majestätisch aussehen. Allerdings wird der Kundalini-Turban relativ aufwendig gewickelt und es sieht eher unbequem aus, wenn jemand damit Yoga übt. Wozu also diese Kopfbedeckung im Yogaunterricht? YOGA JOURNAL hat bei Kundalini-Yogalehrer André Sat Ravi Singh nachgefragt.

Zugegebenermaßen ist der Anblick eines Turbans bei einem Menschen aus der westlichen Hemisphäre etwas befremdlich. Ich kann mich noch gut an meine erste Kundalini-Yogastunde in New York erinnern, als ich die Klasse betrat und der Lehrer sowie die meisten Schüler eine weiße Kopfbedeckung trugen. „Komischer Club“, schoss es mir durch den Kopf. Weil mich jedoch die Ausstrahlung des Lehrers faszinierte, blieb ich. Bereits nach 90 Minuten wusste ich, dass Kundalini Yoga mein Weg ist und ich bei diesem Lehrer meine Yoga-Ausbildung machen wollte. Allerdings auf keinen Fall mit solch einem Turban auf dem Kopf! Es dauerte jedoch nicht lange, bis mir eine Lehrerin empfahl, in ihrer Stunde zumindest die Vorstufe eines Turbans, ein gefaltetes Baumwolltuch (Bandana), zu tragen, um den energetischen Unterschied selbst zu erfahren. Die nächste Klasse übte ich also mit Bandana und der Unterschied war frappierend! Ich war plötzlich in der Lage, die Energie zu halten und zu kanalisieren – und die unterrichtete Übungsreihe (Kriya) und Meditation erhielt eine komplett andere Tiefe.

Bereits einige Wochen später begann ich mit meiner Ausbildung zum Kundalini- Yogalehrer, in der gleich zu Beginn der Sinn des Turbans angesprochen wurde. Der Kundalini-Meister Yogi Bhajan hat die Vorzüge im Detail erklärt: „Mit jeder Schicht, die du um deinen Kopf herumbindest, wickelst du dein eigenes Bewusstsein ein, dein eigenes Commitment und deine eigene Identität. Eine Person erhascht von dir (mit Turban) nur einen flüchtigen Blick und mit diesem (Blick) weiß diese Person, dass du etwas bist, mit dem sie sich auseinander setzen muss. Einen Turban zu binden und (ungeschorene) Haare auf deinem Kopf zu tragen, macht dich nicht zu einem Sikh. Ein Turban krönt dich in deiner Kapazität, verstehen zu können. Du bist unsterblich im Angesicht einer direkten Konfrontation mit dem Tod. Eine Kopfbedeckung zu tragen, befähigt dich, dein 6. Zentrum unter deine Kontrolle zu bringen.“

Nachdem ich bereits mit dem Bandana so kraftvolle und transformierende Erfahrungen gemacht hatte, kaufte ich mir Material für einen Turban. Der Unterschied zwischen einem Bandana und einem Turban, sofern er richtig gebunden wird, ist wie der zwischen einem VW Golf und einem Maserati. Der Turban in Verbindung mit Kundalini Yoga ist ein Geschenk Gottes: Die in uns liegende Kraft wird nicht nur erweckt, sondern kann auch kontrolliert und für unsere Projektionen kraftvoll genutzt werden.


André_Sat_Ravi_Sinah_Kundalini_TurbanAndré Sat Ravi Singh unterrrichtet im Kundalini Zentrum München und ist treuer Schüler von Gurmukh Kaur Khalsa. Mehr Information unter: www.k-yoga.de.

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