Stell Dir vor Du lebst zu einer Zeit, in der elektrisches Licht noch nicht verfügbar ist. Viel mehr als heute lebst Du daher in Einklang mit den Tageszeiten und orientierst Dich am Stand der lichtspendenden Sonne. Scheint der Mond nachts hell, ist das viel eindrucksvoller als heute, da er nicht im Wettbewerb mit beleuchteten Städten und Straßen steht. Die Sonne wird als der König des Tages und der Mond als die Königin der Nacht verstanden. Eine Sonnen- oder Mondfinsternis ist in dieser Zeit ein Großereignis, denn dabei wird mal eben die momentane Hauptlichtquelle verdunkelt. Nicht plötzlich, sondern langsam zieht sich, wie von Geisterhand, ein Vorhang vor Sonne bzw. Mond.
Finsternis, das ganz große Spektakel
Heutzutage spielen Sonne und Mond im Alltag zwar nicht mehr die gleiche Rolle wie damals. Scheint der Mond nachts zu hell, dann ist das für manch einen eher störend, und die Wärme der Sonne wird bei Bedarf runter klimatisiert. Steht jedoch eine Mond- oder Sonnenfinsternis an, dann werden viele von uns neugierig. Da wird dann schon mal die Nachtruhe hinausgezögert oder die Sonnenbrille zusätzlich mit schwarzer Folie verdunkelt, um das Himmel-Spektakel zu betrachten.
Nicht nur für uns Menschen ist eine Finsternis etwas Besonderes. Wer einmal die Chance hatte bei einer Sonnenfinsternis die Tierwelt zu beobachten, dem wird die Dimension dieses Ereignisses noch deutlicher. Jedes Tier zieht sich verunsichert zurück oder hält inne, kein Vogel singt mehr. Die Stimmung ist eigentümlich unheimlich.
Heute ist Sonnenfinsternis
Heute um 17:17 Uhr ist es wieder soweit. Eine totale Sonnenfinsternis steht an. Diese fällt zwar größtenteils ins Wasser, genauer in den Süd-Pazifik und Süd-Atlantik, und ist an Land vor allem in Chile und Argentiniens zu sehen. Dennoch ist sie von Bedeutung. Zumindest in dem Genre, dass sich mit der Deutung von Himmelsphänomenen beschäftigt: die Astrologie, in unserem Fall die Vedischen Astrologie.
Eine Sonnenfinsternis kann nur zu Neumond stattfinden, also dann, wenn der Mond aus Erdsicht der Sonne so nah ist, dass er in deren Schein verschwindet. Damit ein Sonnenfinsternis entsteht, müssen Sonne und Mond für den Betrachter hintereinander stehen. Erstaunlicherweise ist der Abstand zwischen Sonne, Mond und Erde genau so bemessen, dass die Größe des Mondes das Lumen der Sonne exakt verdeckt, wenn er sich zwischen Sonne und Erde schiebt. Manchmal ist der Mond der Erde auf seiner Umlaufbahn etwas näher, so dass ein kleiner Rand der Sonne sichtbar bleibt. Das ist dann die ringförmige Sonnenfinsternis.
Rahu & Ketu
Schon zu Vedischen Zeiten, sozusagen verdammt lang her, wurden Finsternisse zuverlässig berechnet. Kein einfaches Unterfangen, denn die Umlaufbahn des Mondes um die Erde weicht vom Äquator um 5° ab. Dadurch steht bei Neumond der Mond mal zu hoch und ein andermal zu tief, um uns den Blick auf die Sonne zu verbauen. Zwei mathematische Punkte einer Achse im Zodiak (Tierkreis) ermöglichen jedoch genau zu bestimmen, wann es soweit ist: Treffen Sonne und Mond auf ihrer Wanderung durch den Tierkreis auf diese Punkte, dann kommt es zu einer Finsternis. Diese beiden Punkte sind so wichtig, dass Astrologen sie immer im Auge behalten. In der westlichen Astrologie werden sie als die Mondknoten
bezeichnet. In der Vedischen Astrologie genießen sie sogar Planetenstatus und heißen Rahu und Ketu.
Lies auch: Vedische Astrologie: Wie Rāhu und Ketu die globale Entwicklung prägen
Nicht jeder Finsternis hat einen Einfluss auf Dein persönliches Leben. Dafür bedarf es gewisser Voraussetzungen: Du musst z. B. in einer bestimmten (planetarischen) Phase Deines Lebens sein, oder die Finsternis spielt sich gerade direkt in Deinem Aszendenten ab. Wie diese Auswirkungen sich dann genau zeigen, ist von Deinem persönlichen Horoskop abhängig.
Auswirkungen auf Politik, Wirtschaft, Soziales,…
Finsternisse werden in der vedischen Astrologie vor allem genutzt, um die Entwicklung weltlicher Themen astrologisch zu bewerten. Dazu gehören Politik und Wirtschaft, genauso wie Soziales und Naturereignisse. Im Brennpunkt stehen dabei die Länder, die sich im Schatten der Finsternis befinden. Je nachdem wie viele Länder das sind, nehmen die Auswirkungen globale Formen an. Die Finsternis heute ist geographisch sehr begrenzt. Sonne und Mond sind astrologisch gesehen während einer Finsternis sehr geschwächt, während Rahu und Ketu enorm an Kraft gewinnen. Während Sonne und Mond zu den konservativen Planeten zählen, die für Anstand und Ordnung stehen, sind Rahu und Ketu die Unruhestifter, die ihren eigenen Regeln folgen.
Die heutige Sonnenfinsternis findet ganz am Ende des Sternbilds Skorpion statt, was Sonne und Mond zusätzlich schwächt. Skorpion steht in diesem Zusammenhang für Manipulation, Gewalt, Skandale, Geheimnisse und Korruption. Themen, in denen sich Rahu und Ketu zu Hause fühlen. Argentinien und Chile stehen in der kommenden Zeit vor großen Umbrüchen und Belastungen, in denen staatliche Organe (Sonne) und die Öffentlichkeit (Mond) zunehmend unter Korruption und Skandalen leiden.
Spirituell wachsen
Hier noch ein Tipp für die nächste Finsternis in Deiner Nähe: Während die weltlichen Themen bei einer Finsternis ziemlich herausgefordert werden, ist die geistige Dimension eine ganz andere. Wenn Du die Zeit einer Sonnen- oder Mondfinsternis nutzt, um Deiner spirituellen Praxis nachzugehen, ist Dein diesbezüglicher Gewinn deutlich größer als zu anderen Zeiten. Fazit: Statt mit schwarzer Brille Augen auf, besser Augen zu und ab aufs Meditationskissen.
Lies auch: Der Mond macht Stimmung
Bernd Rößler widmet sich seit 2004 den vedischen Lehren, mit Schwerpunkt Astrologie (Jyotisha). Seit 2009 ist Bernd Rößler hauptberuflicher Astrologe. Neben seiner regen astrologischen Beratungspraxis für Menschen und Unternehmen quer durch die Gesellschaft, hält er Vorträge und gibt Workshops und Seminare in diversen Städten im In- und Ausland. Mit “Today’s Moon” fängt er für dich an jedem Tag das aktuelle Stimmungsbild ein. www.bernd-roessler.com.
Today’s Moon auf Instagram: @bernd_roessler