Singend Brücken bauen: Sound Healing

Ob mit der „Kirtan-Boygroup“ JayJayJay auf den Bühnen sämtlicher Yogafestivals, im Kindergarten, indianischen Tipi-Zelt oder einer Jesuitenkirche – der Münchner Singleiter Philipp Stegmüller ist überall aktiv, um musikalische Brücken zu bauen. Während seiner sechsmonatigen Reise durch Australien wurde sein Wunsch, Menschen durch „Sound Healing“ zusammenzubringen, noch stärker als zuvor.

Von Laura Hirch

YOGA JOURNAL: Philipp, was macht einen guten Kirtan aus?

Der Singleiter ist der Dreh- und Angelpunkt des Kirtans, deshalb muss er besonders intuitiv in seiner Tätigkeit sein. Er sollte zum Beispiel dem Mantra den Vortritt lassen und eine wache Aufmerksamkeit für die Stimmung im Raum entwickeln. Ein guter Kirtan(an)leiter ist einer, der nicht mit einem vorgefertigten Programm auf die Bühne geht. Er fragt auch mal in die Runde, ob es spezielle Musikwünsche gibt. Über dieses Loslassen ergibt sich eine interessante Eigendynamik. Der Gedanke, es allen recht machen zu wollen, blockiert unsere Spontanität.

Trommeln

Wie empfindest du die Entwicklung der deutschen Kirtanszene?

Es ist erstaunlich, wie viele Leute auf einmal ein Instrument erlernen und Musik machen! Die wundersame Vermehrung von Singkreisen in Deutschland ist bezeichnend für den Bedarf. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das gemeinsame Singen in Deutschland erstmal passé. Der Wiedereinstieg ins Chanten kam zum großen Teil über die Osho-Bewegung. Für Osho war das viele ekstatische Singen essentiell für den Zusammenhalt seiner Gruppe. Heute sind wir offen für alle Religionen und bedienen uns aus dem gesamten Bauchladen der Weltkulturen. Wir sollten die Tradition achten und ihre Essenzen kennenlernen, uns aber nicht in Dogmen verlieren. So spiele ich auf der „Nacht der spirituellen Lieder“ auch Bhajans in einer vollen Jesuitenkirche, singe mit den Hare Krishnas bei ISKCON (Anm. d. Red.: Internationale Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein) oder für die evangelische Kirchengemeinde. Ich liebe es, miteinander das Gefühl der Einheit zu erzeugen. Wie schön, dass sich auch im Yoga immer mehr Menschen für das Singen öffnen. Wenn Yoga hier im Westen für die Gesundheit praktiziert wird, dann muss man das Singen auch mit dazunehmen.

Die Zeit ist also reif für JayJayJay?

Auf jeden Fall! JayJayJay ist neben den bekannten Frau-/Mann-Formationen der Kirtanszene zunächst etwas ungewöhnlich. Mit Joachim Böttcher und Yopi Jost Ehrhardt sind wir drei Männer, die eine ganz eigene Energie transportieren. Durch die konstante Arbeit an unseren Egos lässt sich das „starke männliche Prinzip“ aber sehr schön in eine kraftvolle Demut transformieren. Wir haben uns auf einem Rainbow-Gathering eher zufällig zusammengefunden, wussten aber sofort, dass wir gemeinsam etwas starten wollen. Seitdem sind wir durch einige Konflikte gegangen, weil wir ganz unterschiedliche Ansprüche hatten. In dem Moment, in dem du dich für den Herzensweg entscheidest, beginnst du wirklich, an den essentiellen Themen zu arbeiten. Durch diese Prozesse haben wir uns aber immer mehr gefunden. Unser Sound spiegelt dieses „Miteinander“ inzwischen auch qualitativ wider. Ich freue mich schon sehr auf die Arbeit an unserem zweiten Album und die kommenden Gigs!


Philipp Philipp Stegmüller leitet seit mehreren Jahren seinen Mantra-Singing-Circle in München. Er singt deutschlandweit auf spirituellen Veranstaltungen, in Kindergärten und ist seit 2012 Teil der Band JayJayJay, die am 1. Juni beim Bhakti Yoga Summer Festival am Chiemsee im Seminarhotel Jonathan und am 2. Juni im Münchner Jivamukti Yogastudio in Schwabing auftreten wird. Mehr Infos unter: www.m-singing-circle.de

100. Ausgabe YogaWorld Journal

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