Warte nicht auf Morgen: Warum du im JETZT leben musst

Monatelang im Krisenmodus und jetzt? Wann wird es endlich besser? Wann hört Corona endlich auf und wann bekommen wir unser normales Leben zurück? Noch nicht so bald, wie es aussieht. Gerade deswegen dürfen wir das HIER UND JETZT nicht vergessen.

2020 ist ein bemerkenswertes Jahr. Die Welt hat sich verändert. Damit meine ich nicht nur das globale große Ganze, sondern auch unsere kleine innere Welt. Selbstverständlichkeiten wurden zu Ausnahmen, digitale Treffen mit Freunden, Lockdown, Homeoffice und Coronatest zur neuen Normalität. Und wir alle versuchen uns in diesem veränderten Alltag neu zu orientieren. Neuen Halt zu finden, den wir in in dieser Form vorher nicht brauchten.

Doch da, wo wir früher auf die Hilfe und die Umarmungen von Familien und Freunden zählen konnten, stehen jetzt Kontaktbeschränkungen. Wo uns Jobs, Hobbys und Routine Sicherheit gaben, dealen wir jetzt mit Kurzarbeit, Lockdown und fast wöchentlich neuen Regeln. Dabei ist etwas dauerpräsent: das WARTEN.

Warten – die neue Normalität

Wir warten auf die neuen Zahlen, auf die Entscheidungen der Politiker, auf geänderte Vorgaben, auf die abflachende Kurve, auf den Impfstoff. Wir warten darauf, endlich wieder Feste feiern zu können und unsere Lieben in den Arm zu nehmen – hemmungslos, lustvoll, spontan. Am allermeisten warten wir auf Normalität. Die alte Normalität, so wie wir sie kennen und wie sie sich seit Kindertagen in unser Gedächtnis gebrannt hat.

Doch das Warten wird noch lange bleiben. Das Warten darauf, das bald alles wieder besser ist. Das Problem ist nur, dass wir dabei verpassen, was JETZT geschieht. Wir verpassen den Moment und wir verlernen, uns kleine Oasen inmitten dieses bemerkenswert fordernden Jahres zu schaffen. Glasklar wurde mir das, als ich heute die Wunderbar Weiblich Ausgabe des Yoga Journals in die Hand nahm. Ich fand einen Ausschnitt aus “Life at Midlife” von Mary Anne Perrone und plötzlich fragte ich mich: Worauf warte ich eigentlich? Und vor allem warum? Das Leben findet heute statt, jetzt in dieser Sekunde. Mein Atem fließt. Mein Herz schlägt. Mein Kopf denkt. Mein Körper wartet nicht bis morgen, ich warte auch nicht mehr.

In der Lebensmitte

Ich warte nicht mehr auf eine besondere Gelegenheit;
Ich zünde die besten Kerzen an gewöhnlichen Tagen an.

Ich erwarte nicht mehr, dass das Haus sauber ist;
Ich fülle es mit Menschen, die verstehen, dass auch Staub heilig ist.

Ich erwarte nicht mehr, dass mich jeder versteht;
Es ist einfach nicht Ihre Aufgabe.

Ich warte nicht mehr auf die perfekten Kinder;
Meine Kinder haben ihren eigenen Namen, der so hell wie jeder Stern leuchtet.

Ich erwarte nicht mehr, jemand anderes zu sein,
das tat ich lange, doch ich überlebte.

Ich warte nicht mehr auf den richtigen Zeitpunkt;
Jetzt ist immer richtig.

Ich warte nicht mehr auf den anderen, der mich vollenden wird;
Ich bin dankbar, so warm, zärtlich gehalten zu sein.

Ich warte nicht mehr auf einen ruhigen Augenblick;
mein Herz kann immer still sein, wann immer es danach ruft.

Ich erwarte nicht mehr, dass die Welt in Frieden ist;
Ich habe mein Verständnis dafür und atme Frieden ein und aus.

Ich warte nicht mehr darauf, etwas großartiges zu tun;
wach zu sein, mein Sandkorn beizutragen ist genug.

Ich warte nicht mehr darauf anerkannt zu werden;
Ich weiß, dass ich in einem Heiligen Kreis tanze.

Ich warte nicht mehr auf Vergebung,
Ich glaube, Ich glaube

(Autor: Mary Anne Perrone)

Titelbild: Marina Vitale via unsplash

Originalfassung “Life at Midlife”

I am no longer waiting for a special occasion;
I burn the best candles on ordinary days.

I am no longer waiting for the house to be clean;
I fill it with people who understand that even dust is sacred.

I am no longer waiting for everyone to understand me;
It’s just not their task

I am no longer waiting for the perfect children;
my children have their own names that burn as brightly as any star.

I am no longer waiting for the other shoe to drop;
It already did, and I survived.

I am no longer waiting for the time to be right;
the time is always now.

I am no longer waiting for the mate who will complete me;
I am grateful to be so warmly, tenderly held.

I am no longer waiting for a quiet moment;
my heart can be stilled whenever it is called.

I am no longer waiting for the world to be at peace;
I unclench my grasp and breathe peace in and out.

I am no longer waiting to do something great;
being awake to carry my grain of sand is enough.

I am no longer waiting to be recognized;
I know that I dance in a holy circle.

I am no longer waiting for Forgiveness.
I believe, I Believe.

Autor: Mary Anne Perrone

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