Warum Puppy Yoga verboten gehört

Wir haben in der Yogablase ja schon einige kuriose Trends beobachtet: Bier-Yoga, Wein-Yoga, Nackt-Yoga, Stiletto-Yoga … Aber beim neuesten Trend Puppy Yoga (Yoga mit Welpen) geht es nun deutlich zu weit. Wie schon beim Goat Yoga-Trend (Yoga mit Ziegen) vor einigen Jahren werden lebendige “Requisiten” eingesetzt. Warum Yoga mit Welpen für uns ein absolutes No-Go ist und aus unserer Sicht verboten gehört, erfährst du hier.

Kommentar von Daniela Klemmer, Titelbild: RedThinkHead/Getty Images via Canva

Klar: Welpen sind niedlich. Zumindest für die meisten Menschen. Und die Vorstellung, dass sich während der Yogapraxis flauschige Hundewelpen um einen tummeln, ist zunächst mal ganz nett. Auch ist bekannt, dass sich die Anwesenheit von Hunden positiv auf die Psyche auswirkt und unter anderem depressive Symptome, Ängste, Stress und Einsamkeit vermindert werden können. Die Idee, Puppy Yoga ins Leben zu rufen, ist also auf den ersten Blick gar nicht mal so weit hergeholt. Doch Achtung! Hier ist es wichtig, hinter die Fassade zu blicken.

Denn im Grunde dreht es sich hier wieder einmal nur darum, wie der Mensch den größten Nutzen aus dem Tier ziehen kann (Stichwort “Speziesismus”). Die Tiere werden als eine Art Sportutensil und Unterhaltungsobjekt eingesetzt. Außerdem ist es offensichtlich, dass die Welpen ein Kundenmagnet sind und die Veranstalter*innen natürlich ihren monetären Profit daraus ziehen wollen. Aber wie steht es um das Tierwohl?

Was ist Puppy Yoga?

Der Yogatrend ist wie so oft aus den USA zu uns herübergeschwappt und hat sich vor allem über die sozialen Medien bei uns in Europa verbreitet. Puppy Yoga ist schnell erklärt: Man macht Yoga, während mehrere Hundewelpen mit im Raum sind.

Die Puppy Yoga-Klassen werden immer mit einer bestimmten Rasse angeboten, das heißt man kann sich bei der Buchung aussuchen, ob man zum Beispiel lieber zwischen Australian Shepherd- oder Golden Retriever-Welpen herumturnen möchte. Die Hunde werden von entsprechenden Züchter*innen zur Verfügung gestellt, die teilweise ebenso während der Stunde anwesend sind. Fast schon als wäre es eine Werbeveranstaltung, bei der Züchter*innen ihre neuesten “Werke” (Qualzuchten inklusive) präsentieren und – wenn auch indirekt – die Teilnehmenden zum Kauf verlocken. Gleichzeitig sind die Tierheime überfüllt mit Tieren, die sehnsüchtig auf ein neues Zuhause warten.

Schlafende Hundewelpen in einem Karton
Foto: Mabuya via Pixabay

Es gibt zum Glück Gegenwind

Das ist einer der Gründe, warum sich die Tierschutzorganisation PETA Deutschland bereits an die Puppy Yoga GbR, einen der größten deutschlandweiten Veranstalter, gewandt und gefordert hat, keine Welpen mehr für ihre Kurse zu nutzen:

“Puppy Yoga ist weder eine meditative Praxis noch Tierschutz. Vielmehr ist es völlig verantwortungslos, Zuchtstätten zu unterstützen, während unzählige Vierbeiner auf ein neues Zuhause warten. Yoga steht für einen achtsamen Umgang mit sich und der Umwelt. Wir appellieren an die Studios, keine Tiere für die Yogapraktiken einzusetzen.” (PETA Deutschland)

Leider hat die Puppy Yoga GbR dies abgelehnt.

Immerhin in Stuttgart wurde Puppy Yoga vom Veterinäramt vorerst verboten. Sie beruhen sich dabei auf das Tierschutzgesetz §11, da es sich um eine “gewerbsmäßige Zurschaustellung von Welpen” handelt, für die die Veranstaltenden keine Erlaubnis haben.

In Italien ist Puppy Yoga bereits seit Ende April verboten. Bleibt zu hoffen, dass mehrere Länder nachziehen.

Was brauchen Welpen?

Wenn die Welpen um die Yogamatten wuseln, die Yogi*nis anstupsen und zum Spielen auffordern, mag das den Eindruck erwecken, dass sie Spaß an der Sache haben. Das mag ja sein. Dennoch ist es so, dass Hundewelpen viel Schlaf (bis zu 20 Stunden am Tag!) und Ruhepausen benötigen. Durch solche Puppy Yoga-Stunden werden sie aber komplett überreizt und überfordert. Es wird in den natürlichen sozialen Entwicklungsprozess eingegriffen, was später bei den Tieren zu Verhaltensstörungen führen kann.

Hinzu kommt, dass in Puppy Yoga-Stunden verschiedener Anbieter*innen grundsätzlich Verletzungsgefahr besteht, Hygieneregeln nicht immer eingehalten werden und die Jungtiere sich in der unbekannten Umgebung schutzlos ausgesetzt fühlen können. Das wichtige Verhältnis und Vertrauen zu deren Bezugsperson leidet massiv darunter. Die Bedürfnisse der Welpen rücken also insgesamt in den Hintergrund.

Die Rechtfertigungsversuche reichen nicht aus

Die Veranstalter*innen probieren allerlei aus, um sich ihre Taten ins rechte Licht zu rücken: Zum einen gäbe es Rückzugräume für die Welpen. Die reichen allerdings laut PETA nicht aus, da die Tiere so aufgedreht sind, dass sie sich nicht von alleine zurückziehen. Die FAQs in Bezug auf die Sicherheit und Gesundheit der Welpen auf der Webseite von Puppyyoga.de sind ausführlich und erwecken bei Laien zunächst ein gutes Gefühl bei der Sache. Es wird unter anderem behauptet, dass die Verantwortlichen “durch ihre eigenen Hunde” auf Stressanzeichen der Welpen geschult seien. Von etwa professionellen Schulungen kann man nichts lesen. Allein die Fülle an Auflagen und Punkten, die es beim Puppy Yoga zu beachten gibt, sollte doch stutzig machen.

Husky Welpen
Foto: sinopics/Getty Images Signature via Canva

Was alle Anbieter*innen von Puppy Yoga gemeinsam haben, ist außerdem das auf deren Websites gut sichtbar platzierte Versprechen, die Einnahmen an Tierschutzorganisationen zu spenden. Das kann bei den “tierliebenden” Konsument*innen zu dem Trugschluss führen: “Ach, wie schön! Die setzen sich sogar für Tiere ein.” Was hier passiert, ist “Ethics Washing”, das (tier-)ethische Pendant zu “Greenwashing”: Schnell das Gewissen beruhigen, weil man genau weiß, dass das, was man da anbietet bzw. praktiziert, ganz klar unethisch ist.

Die bekannteste Anbieter von Puppy Yoga (Puppyyoga.de) betreibt mehrere identische Instagram-Accounts für die einzelnen Städte, vor allem im süddeutschen Raum. Alle zieren sich mit dem Spruch “We’re doing it the right way” (Wir machen es richtig). In Augsburg gibt es Puppy Yoga von einem anderen Anbieter, auf dessen Webseite sogar behauptet wird, dass Yoga mit Welpen gut für die Frühsozialisierung der Hundekinder sei. Es sei eine “win-win-Situation” für Mensch und Tier. Das wagen wir stark zu bezweifeln. Außerdem steht da auch etwas von “einer ordentlichen Portion Cute Aggression” – wir mussten erstmal googeln, was das bedeuten soll: Cute Aggression beschreibt demnach den Drang, niedliche Dinge zu quetschen, zu drücken, zu kneifen oder gar zu beißen, ohne Schaden anrichten zu wollen. Aha. Definitiv eine unglückliche Wortwahl bei so einem Thema. Denn von Ahimsa, dem yogischen Wert der Gewaltlosigkeit, ist Puppy Yoga meilenweit entfernt.

Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels gibt es auf der Webseite und den Instagram-Kanälen von Puppyyoga.de im Juli Angebote mit Welpen aus dem Tierheim Höchstädt an der Donau, das vor Ort in Höchstädt stattfinden soll. Tja, leider handelt es sich dabei immer noch um Welpen. Jeweils eine Stunde um 11:30 und um 13 Uhr. Viel Pause bleibt also nicht für die Kleinen … Und es spricht für sich, dass dieser Veranstalter in Süddeutschland weit und breit nur ein einziges Tierheim gefunden hat, das Tiere für eine solche Aktion zur Verfügung stellt. In und um München werden darüber hinaus noch weitere Termine mit verschiedenen Hunderassen von Züchter*innen angeboten.

Weitere Fragezeichen beim Blick in die sozialen Medien …

Schockiert sind wir auch über die vielen zustimmenden Kommentare unter den Posts der Instagram-Accounts der Veranstaltenden. Schaut man beispielsweise auf den internationalen Account @puppyyoga von Puppyyoga.com, findet man dort eine Vielzahl kritischer Kommentare, die sich deutlich gegen Puppy Yoga aussprechen. Da stellt sich uns die Frage, ob es in Deutschland immer noch zu wenig Bewusstsein für die ethische Problematik von Puppy Yoga gibt oder ob die kritischen Kommentare bewusst von den Betreiber*innen verborgen werden …

Was man übrigens außerdem auf Puppyyoga.com und deren Instagram-Account sieht, ist eine Vielzahl an Bildern von schlafenden, auf Menschenkörpern drapierten Hundewelpen. Und nein, diese Hundekinder relaxen nicht etwa in Shavasana, sondern sind offenbar einfach ausgeknockt und überstimuliert.

Ist das noch Yoga?

Hund auf Yogamatte
Foto: Robin Oh/Getty Images via Canva

Und ganz ehrlich: Wie sehr kannst du wirklich in deine Yogapraxis abtauchen, während eine Horde Hundekinder um dich herumtollt? Der eigentliche Sinn und Zweck von Yoga kann hier definitiv nicht im Fokus stehen. Yoga wird wieder einmal auf eine “lustige Gymnastik” reduziert, zu einem Lifestyle-Trend, der sich auch noch wunderbar in der Instagram-Story macht. Schade.

Dann macht lieber Bier-Yoga. Aber lasst bitte die Welpen in Ruhe und unterstützt keine Anbieter*innen von Puppy Yoga!

3 Kommentare

  1. Den Artikel finde ich sehr gut. Es gibt viel zu viele Züchter, die total verantwortungslos mit den Tieren umgehen und zu viele andere Menschen, die dies fortsetzen, indem sie sich einen Welpen zulegen und dann erstaunt feststellen, dass der Liebling größer wird, Zeit und Geld beansprucht und plötzlich nicht mehr nur niedlich ist.
    WIR BRAUCHEN ENDLICH TIER SCHUTZ!!! GESETZE.

  2. Ich finde den Artikel gut – hier geht es ausschließlich um Profit – nicht um Yoga. Wenn ich mit Hundewelpen spielen möchte, muss ich ins Tierheim oder zu Züchtern gehen. Yoga ist ja eine Lebenseinstellung und nicht nur gymnastische Übungen; sogar wenn ich es nur aus der Sicht der gymn. Übung sehen würde. In dieser Zeit sollte ich bei mir sein und mich nicht ablenken lassen. Bin ich mir dessen bewusst, entscheide ich mich automatisch gegen ein Yoga mit Hundewelpen. Ist es wirklich eine Frage der Gesetzgebung? Wenn niemand zu solchen Veranstaltungen geht, erledigt sich das Thema von selbst. – Fazit: Bin ich Yogi – Mach ich Yoga oder “nur lustige Gymnastik” – in diesem Fall mit “süßen, kleinen Hunden”. Es liegt wieder einmal in der Eigenverantwortung.

  3. Vielen Dank für den sehr guten Bericht! Generell kann man sagen: sobald Tiere im “Spiel” sind, geht es immer um Kommerz! Und es ist erschreckend was die Menschen immer alles als “cute” empfinden. Empathie für die Tiere: Fehlanzeige!

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