Govinda Jaya Jaya
Gopala Jaya Jaya
Radha-Ramana Hari
Govinda Jaya Jaya
Ehre sei Govinda, Ehre sei Gopala, Ehre sei Hari, der Radha verzaubert. Sieg und Ehre seien Krishna, dem Hirtenjungen, dem göttlichen Kind, dem Liebhaber Radhas – Ehre, Ehre!
Dieses Mantra ist ein zentrales Mantra der Krishna-Bewegung. Es geht um die Liebe zwischen Cowboy und Cowgirl, zwischen Lord Krishna – in der Form des Kuhhirten (Go = Kuh, Inda = Gott, Pala = Beschützer) – und Radha, der bekanntesten aller Gopis (Kuhhirtin). Ramana bedeutet „verzaubern, erfreuen, entzücken“. Hari ist ein Name Krishnas: „der, der alles Leiden nimmt“. Ramanhari ist die göttliche Energie Krishnas, die Radha so verzaubert (unter anderem mit dem Spiel seiner Flöte), dass ihr Geist sich in vollkommener Gotteshingabe auflöst.
Dieses liebliche, freudig im Kirtan gesungene Mantra preist das Göttliche in der schönen Gestalt Krishnas, und zwar in seinem Aspekt als Flöte spielender tanzender Hirtenjunge, der die Menschen des nordindischen Dorfes Gokul einst bezaubert hat. Die klassische Krishna-Legende „Bhagavta Purana“ berichtet, dass die Dorfbewohner nicht wussten, dass Krishna ein Gott ist. Sie wussten nur, dass sie ihn liebten. Eines Nachts, bei Vollmond, vervielfachte Krishna seine Erscheinung und tanzte auf einer Waldlichtung mit allen Milchmägden des Dorfes zugleich. Jedes der Mädchen wurde von selbstsüchtigen Gedanken ergriffen: „Krishna ist mein, er gehört nur mir!“ In diesem Augenblick verschwand der Gott – für alle Mägde außer für Radha. Nur sie hatte ihre begrenzte Erfahrung des Selbst und ihre weltlichen Anliegen völlig vergessen und in der Liebe zu Krishna das Gefühl des Getrenntseins überwunden. Die Geschichte ist eine Allegorie über die Macht der Hingabe, über die Schönheit, die in der Erfahrung liegt, ganz in der Betrachtung des Göttlichen aufzugehen.
Für mich persönlich war es wichtig zu wissen, was der „gute Hirte“ – den es ja auch im Christentum gibt, man beachte auch die Parallele der Namen Krishna und Christus – als Archetyp bedeutet. Die Kuh mit ihren großen Augen, den Ohren und ihrer großen Zunge steht für die Sinne, Gopala ist demnach „der, welcher die Sinne beschützt“. Für mich ist diese Instanz unser höheres Selbst, unsere Intuition und innere Stimme, die uns zurück auf den Weg führt, wenn wir uns in unseren Sinneswahrnehmungen zu sehr verlieren. Go steht weiter für „Stern, Lichtstrahl, Erde“. Govinda, Gopala ist demnach auch der Gott und Hüter des Lichtstrahls, die himmlischen Energie, die auf die Erde einstrahlt. Hier zeigt sich auch die Beziehung zu dem Wort Krishna selbst. „Na“ als Silbe repräsentiert die Erde, „Kris“, enthalten in Kristall, Krishna und Christus, ist die Qualität des Lichtes an und für sich. Krishna ist Lichtenergie, die auf die Erde kommt, und Gopala der Hüter des Strahls.
Richten wir unsere Aufmerksamkeit auf dieses höchste Licht, so werden wir verzaubert und die innere Hochzeit beginnt: Die Liebe von Radha zu Krishna ist das Erlöschen aller leidvollen Abhängigkeit von äußeren Sinneswahrnehmungen.
Christopher D. Wallis, von dem dieser Kommentar stammt, ist Sanskrit-Gelehrter an der University of California in Berkeley/USA. 05 – 2010
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