Berufliche Zufriedenheit durch Meditation: Wege zu mehr Gelassenheit im Job

Dauerstress, Unsicherheit, Personalmangel – die heutige Arbeitsrealität bringt viele an ihre Grenzen. Gleichzeitig wächst die Sehnsucht nach Sinn, Stabilität und echter Erfüllung im Arbeitsalltag – nicht nur nach dem nächsten Karriereschritt. Doch wie findet man mehr Zufriedenheit im Job? Meditation kann helfen, da klarer zu sehen – und vielleicht sogar aus einem Brotjob einen Traumjob zu machen.

Text: Ulrich Hoffmann, Titelbild: Kaboompics.com via Pexels

Meditation macht kompromissbereiter

Wer regelmäßig meditiert, kennt das: Mal läuft es gut und der Geist kommt zur Ruhe. An anderen Tagen muss man sich zehnmal in 5 Minuten zur Ordnung rufen, um nicht weiter im Kopf die Einkaufsliste zu schreiben. Ganz nebenher lehrt die Meditation uns dabei Demut vor dem Unterschied zwischen Anspruch und Ergebnis: Es muss nicht alles immer perfekt klappen, damit wir mit uns und der Welt zufrieden sein können. Sein momentan Bestes zu geben, ist schon ganz schön viel!

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Den Job achtsam einschätzen

Wir Menschen wollen einen Sinn in unserem Handeln sehen. Wir brauchen das Gefühl, dass es nicht egal ist, ob wir da sind oder nicht. Das wusste schon Apple-Gründer Steve Jobs. Er sagte: “Man kann nur gute Arbeit leisten, wenn man seine Arbeit liebt.” Doch muss man dazu im Traumjob tätig sein? Oder können wir auch Aspekte unseres Brotjobs lieben? Dabei helfen meditative Ruhe und achtsame Beobachtung: Wenn wir uns die Situation in Ruhe anschauen und ehrlich mit uns selbst sind, werden wir erkennen, ob die derzeitige Tätigkeit uns tagtäglich mit Freude erfüllt, einen Zwischenschritt zu einem höheren Ziel darstellt, oder als notwendiges Übel dafür sorgt, dass Essen auf den Tisch kommt.

In allen drei Fällen haben wir die positive Seite unseres Jobs ausgemacht. Wer seiner inneren Stimme folgt und damit genug verdient, um angstfrei zu leben: super! Es lohnt sich aber auch anzuerkennen, wenn der aktuelle Job nur ein Etappenziel darstellt: Wohin will ich, wie weit bin ich schon gekommen, und welche Elemente meines Traumjobs begegnen mir schon jetzt jeden Tag? Die häufigste Situation ist jedoch: Ich gehe zur Arbeit, weil das nun mal so ist. Es wird einem im Leben schließlich nichts geschenkt. Dann kann man innerlich kündigen – oder versuchen, das Beste daraus zu machen.

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Den Arbeitsalltag zur Meditation machen

Versuche einmal, an deinen Job so authentisch und persönlich wie nur möglich heranzugehen. Wie kannst nur die diese Aufgabe erfüllen? Stelle dir selbst zum Beispiel die Aufgabe, jedem Gegenüber so aufmerksam wie möglich zuzuhören. So entsteht bei Kund*innen oder Kolleg*innen das Gefühl, gesehen und gehört worden zu sein. Selbst wenn du die Probleme der anderen nicht lösen kannst – hinterher geht es allen Beteiligten besser. Vielleicht schreit dann ein Mann später seine Freundin nicht an, oder eine Mutter liest der Tochter abends noch vor. Und das ist dein Verdienst! Diese besondere Achtsamkeit und Hingabe kann man auf alle möglichen Tätigkeiten übertragen: Sei es auf eine E-Mail, die du mit so viel Sorgfalt und Liebe verfasst, wie du kannst, einen Labortest, den du durchführst, oder ein Büro, das du putzt. Alternative oder Bonus: Nimm dir vor, jeden Tag jemanden ausdrücklich zu loben oder online eine positive Bewertung zu schreiben.

Eins nach dem anderen

Vergiss Multitasking. Unser Gehirn kann kein Multitasking. Wir können es nur dazu zwingen, schnell zwischen mehreren Aufgaben hin und her zu schalten. Auf die Dauer führt das jedoch zu schlechteren Arbeitsergebnissen, Kopfschmerzen, Burn-out. Erledige lieber eine Aufgabe nach der anderen. Die in der Meditation erworbene Konzentrationsfähigkeit hilft genau dabei. Auch aus der Asana-Praxis wissen wir: Sich einer Übung beziehungsweise einer Aufgabe ganz und gar zu widmen, ist am Ende viel befriedigender. Unter anderem, weil man – wortwörtlich – weiß, was man getan hat. Die fokussierte Aufmerksamkeit führt zu besseren Ideen und weniger Langeweile. Das kennt man noch aus der Schule. Wer nur mit einem Ohr hinhört, versteht auch bloß die Hälfte. Weiß man hingegen mehr und kann dem Unterricht folgen, ist er auf einmal sogar interessant. Naja, oder wenigstens nicht grausam.

Arbeite mit Leib und Seele

Vielleicht könnte tatsächlich auch jemand anderes deinen Job machen. Dennoch hast du die Möglichkeit, ihn auf eine Art und Weise zu verrichten, die deinen Mitmenschen das Leben verschönert. Vielleicht mit einem Lächeln, vielleicht mit Humor, vielleicht mit Sorgfalt und Bedacht. Arbeite mit Leib und Seele. Entzünde und behüte in den ruhigen Momenten der Meditation den einzigartigen Funken, den du ganz persönlich all deinen Interaktionen mitgeben kannst. Wir verbringen viel Zeit mit unserer Arbeit, deshalb sollten wir bewusst Herzensweisheit investieren. Auf diese Weise machen wir Tag für Tag die Welt besser – die eigene und die aller anderen.

Meditation für mehr berufliche Zufriedenheit

  • Setze dich bequem und aufrecht hin. Stelle einen Timer auf 5 Minuten und dein Handy auf Flugmodus. Hole tief Luft und lasse sie langsam ausströmen. Noch einmal.
  • Dann vergegenwärtige dir einen guten Moment im Job. Oder, wenn dir keiner einfällt, stelle dir einen vor. Je näher an der Wirklichkeit, desto besser. Halte die Vorstellung einen Moment lang in der Aufmerksamkeit, dann lasse sie los.
  • Achte nun wieder auf deinen Atem. Wie fühlt er sich an? Geht er flach oder tief, schnell oder langsam? Wo spürst du ihn am deutlichsten? Beobachte deinen Atem, Atemzug für Atemzug, bis der Timer piepst. Wenn du zwischendurch bemerkst, dass du an etwas ganz anderes gedacht hast: Kein Problem, alles in Ordnung, das passiert auch dem Dalai Lama. Zucke innerlich mit den Achseln, lächele dir mitfühlend zu, und kehre wieder zur Beobachtung des Atems zurück.

Im Video: Atemtechniken für mehr Fokus und Klarheit


Ulrich Hoffmann Autorenfoto

Ulrich Hoffmann ist Yoga- und Meditationslehrer sowie mehrfacher Bestsellerautor. Er schrieb u.a. den Longseller Mini-Meditationen. Vor kurzem erschien von ihm 50 philosophische Erkenntnisse, die das Leben leichter machen. Mehr über den Autor findest du auf seiner Website.

100. Ausgabe YogaWorld Journal

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