In unserer heutigen Kolumne “Atem und Meditation” erklärt euch Tina Beitinger, Yogalehrerin und Atemtherapeutin, warum die Nasenatmung so wichtig ist. Es muss kein kompliziertes Pranayama sein, um den Atem zu schulen und das Gehirn auf die richtige Atmung zu programmieren – hört euch die geführte Übung zur 4-6-Atmung an und probiert es aus.
Warum Nasenatmung so wichtig ist
Der Selbstversuch: Atmest du in diesem Moment, in dem du diese Worte liest durch die Nase oder durch den Mund? Beobachte dich in mehreren Situationen über den Tag verteilt einmal selbst. Beim Sitzen am Schreibtisch, beim Wäsche falten, beim Spazieren gehen oder beim Einschlafen. Ist der Mund meist geschlossen oder geöffnet während du atmest?
Es ist interessant, dass sich viele Ärzte mit dem Thema Atmung nur an der Oberfläche befassen, obwohl die falsche Atmung zahlreiche Krankheiten, wie Herz-Rhythmus Störungen oder Asthma, begünstigt und zum Teil sogar auslöst. Natürlich “überleben” die Menschen, die meist kurze Atemzüge durch den Mund nehmen. Gesund ist jedoch etwas anderes.
Tiefe lange Atemzüge so gut es geht ausschließlich durch die Nase ein und aus – so wird die geatmete Luft von der Nasenschleimhaut befeuchtet und gereinigt. Bakterien und Viren haben so schon Mal viel geringere Chancen überhaupt in der Lunge anzukommen. Außerdem wird die Luft auf ihrem Weg zur Lunge angewärmt – eine Wohltat für unser empfindliches Atemorgan. Viele von uns sind chronische Mundatmer und wir merken es noch nicht einmal. Aber warum? Es gibt ganz verschiedene Auslöser, den Mund beim Atmen zu öffnen. Stress, trockene Luft, Allergien oder Luftverschmutzung sind ein paar der Ursachen.
Aber wie alles, was sich einmal als schlechte Angewohnheit eingeschlichen hat, kannst du deine Art und Weise zu Atmen trainieren. Allein sich bewusst zu machen, dass wir im Alltag den Mund beim Atmen geöffnet haben und mehrmals am Tag inne zu halten, zu beobachten und zu korrigieren – das macht auf Dauer den Unterschied.
Anleitung 4-6-Atmung
Bestimmte Atemübungen (Pranayama) im Yoga sind ideal, um das richtige Atmen zu üben. Es muss kein kompliziertes Pranayama sein, um den Atem zu schulen und das Gehirn auf die richtige Atmung zu programmieren. Als praktische Übung habe ich für dich eine Atemübung aufgenommen: Die 4-6-Atmung.
Atme während der ganzen Übung bewusst durch die Nase ein und aus. Die Übung ist alltagstauglich und hat noch einige andere Wirkungen auf Körper und Geist. Zum Beispiel nachts, wenn du wach liegst, das Gedankenkarussell Fahrt aufnimmt und scheinbar nicht mehr zu halten ist, kann dir diese Atemübung die nötige Gelassenheit schenken und dir auch helfen wieder einzuschlafen. Auch in stressigen Alltagsmomenten, die dich aus der Ruhe bringen oder verwirren, kann dich die 4-6-Atmung beruhigen und zu dir selbst zurück bringen, auf ganz sanfte Art und Weise und unsichtbar für andere. Also, Mund zu und los geht’s!
Tina Beitinger ist Yogalehrerin, spezialisiert auf Hormonyoga und ausgebildet in progressiver Muskelentspannung nach Jacobson und autogenem Training. Sie war jahrelange beim Radio Moderatorin (M94,5, Rockantenne) – inzwischen arbeitet sie als Entspannungstherapeutin und unterrichtet Yoga in München. Mehr Infos zu Tina findet ihr unter www.entspannungundyoga.de