Alles im Fluss: Während der Menstruation empfiehlt es sich, die Yogapraxis den veränderten Abläufen im Körper anzupassen. Die Praxis während der Periode kann Schmerzen erleichtern, die Stimmung heben und eine neue Perspektive auf das Üben eröffnen. Bewusst loslassen – das Motto bei Yoga und der Periode.
“Unpässlich” war man früher, Tanten kamen zu Besuch. Das “rote Meer” sorgte für Überschwemmung und die “Erdbeerwoche” startete. Insgesamt waren die Tage “kritisch”. Die Menstruation wurde verheimlicht und tabuisiert. Je nach historischer Epoche und Region werden ihr magische Wirkungen zugeschrieben. Durch die Berührung einer menstruierenden Frau verwelken Blumen, verderben Lebensmittel und verfärben sich Metalle. Gilt das auch für Yoga und die Periode?
Menstruation als natürlicher Teil des Lebens
Ganz real werden Frauen während ihrer Periode von ihren Communities ausgeschlossen oder schrieben sich selbst Sonderstatus zu. “Immer wieder konnte ich in meinen Kursen Frauen beobachten, die jahrelang unter Periodenschmerzen litten. Weil ihnen dies die einzig legitime Art zu sein schien, Zeit für sich zu haben”, schreibt Yoga-Pionierin Adelheid Ohlig in ihrem Buch “Luna Yoga”. Der weibliche Zyklus wird tatsächlich vom Mond symbolisiert. Erst durch moderne Hygienemaßnahmen fand frau zurück “mitten ins Leben”. Aber bitte diskret. Gesellschaftlich erwünschte Funktionstüchtigkeit führt zur Verdrängung der Weiblichkeit.
“Die weise Wunde” gehört zum Frausein. Das kann wieder als Brücke dorthin dienen – nicht zuletzt in der Yogapraxis. Diese die Selbstwahrnehmung schärft das Gefühl der Verbundenheit. Dann leuchtet mehr ein, dass in der Menstruation individuelleres Üben sinnvoll ist. Im Ayurveda wird die Menstruation als Regulierungs- und Reinigungsprozess gesehen, der Ungleichgewichte beseitigt, die sich angesammelt haben. Allgemein bekannt ist Erkenntnis aus dem Iyengar Yoga. Die Umkehrhaltung sollte weggelassen werdn, um die abfließende Energie nicht zu unterbrechen. Dieses schlägt Frauen während der Menstruation ein explizit angepasstes Programm vor, das bei Bedarf auch in regulären Stunden unterrichtet wird.
Praxis während der Periode: Tipps von den Expertinnen
Wie ist es mit der Teilnahme an einer dynamischen Flow-Stunde? Jivamukti-Lehrerin Antje Schäfer aus München hütet sich vor eindeutigen Ratschlägen. Sie empfiehlt jedoch, zumindest die ersten 2 bis 3 Tage der Menstruation kein intensives Yoga zu üben. “Jede Frau ist unterschiedlich, die wenigsten Regeln gelten für alle. Im Sinne der Achtsamkeit appelliere ich vor allem an die Eigenverantwortung der Yogaschülerinnen. Organisatorisch kann man in gut besuchten, fließenden Yogastunde kein individuelles Perioden-Programm anbieten. Dennoch ist es wichtig, ein Bewusstsein für die körperlichen Abläufe während der Menstruation zu entwickeln.”
Als regelrechte Chance sieht Margarete Eckl vom Iyengar-Studio Iyoga die Periode: “Was für eine gesunde, menstruierende Frau passend ist, kann für eine Frau mit Menstruationsproblemen unpassend oder sogar schädlich sein. Dennoch gibt es einige allgemeine Hinweise, die in jedem Fall hilfreich sein können. Yoga während der Menstruation kann genutzt werden, um an Schulter und Hüfte zu arbeiten.” Allgemein lässt sich durch Yogaübungen lernen, eine bessere Selbstwahrnehmung zu entwickeln. Die Periode ist nicht mehr “notwendiges Übel”, sondern kostbare Zeit für innere Erkenntnis und Selbsterneuerung. “Eine gute Menstruationspraxis kann durchaus ein Schritt hin zu einer spirituellen Yogapraxis sein.“
Margareta Eckl lebt in München und leitet das Studio iYoga. Sie praktiziert Yoga seit 1972, ist zertifizierte Iyengar Yoga-Lehrerin und besucht laufend Fortbildungen in Europa, USA sowie direkt bei B.K.S. und Geeta Iyengar in Indien. www.iyoga.de