Andrea „Qbi“ Kubasch gibt einige praktische Tipps, wie die Musikauswahl für die eigene Yoga-Stunde gelingt und wie Sie die Zusammenhänge zwischen Klang und Körper ganz praktisch in die eigene Yoga-Playlist einfließen lassen können.
- Beim Zusammenstellen der Playlist für die eigene Praxis kann man sich ganz nach Belieben austoben – da können alle Songs kombiniert werden, die man selbst mag und mit denen man sich in den einzelnen Sequenzen wohl fühlt.
- Um als Lehrer Musik in den Stunden einzusetzen, muss man sich als erstes das Medium aussuchen, auf dem die Playlist abgespielt werden soll. Ich empfehle, einen MP3-Player und für die Anlage eine Fernbedienung zu verwenden – insbesondere um die Lautstärke zu regulieren. Einzelne CDs zu benutzen, ist zwar auch möglich, aber relativ umständlich und könnte von der Konzentration – auch der Schüler – leicht ablenken.
- Die nächste Überlegung ist, ob Musik mit gesungenem Text gespielt werden soll. Texte können zum einen den Lehrer selbst aus dem Konzept bringen, zum anderen vielleicht die Schüler. In Klassen, in denen viel zu erklären ist, empfiehlt es sich, nur instrumentale Stücke zu wählen. Zumindest bei den Sequenzen, in denen viel angesagt wird.
- Ich bekomme meine Musik entweder aus legalen Download-Portalen wie iTunes oder von CDs, die ich mir in Spezialgeschäften kaufe.
- Anregungen für die Musikauswahl liefert neben dem eigenen Geschmack unser kürzlich veröffentlichter Beitrag “Welche Musik zu welcher Asana?” mit Elementen und Sounds. Zur Orientierung habe ich eine Playlist für eine 60-Minuten-Klasse zusammengestellt, die zeigt, wie man die passende Musik für die einzelnen Phasen zusammenstellen kann. Diese Liste spiegelt mein persönliches Empfinden wider und erhebt keinen Anspruch auf die absolute Wahrheit. Geschmäcker und Wahrnehmungen sind unterschiedlich, also ist sie als Inspiration zu verstehen. Die Wahrheit findet immer im Ohr des Zuhörers statt.
Qbis Playlist (mit Erläuterungen zur Auswahl)
1. Vargo „Your love – interlude“
Dieser Song vereint alle Elemente zur Einstimmung auf die Stunde. Die Lyrics drehen sich um das große Ganze: „Every flower (Erde) becomes a being (Erde), every being (Erde) becomes a friend (Beziehungen/Relationship, 2. Chakra), every friend becomes the universe (7. Chakra) and the universe your love. Peace begins within us.“ Diese Aussage holt uns ab und erinnert uns daran, weshalb wir Yoga praktizieren.
2. Bill Laswell „Aum“
Der Text schließt an die Botschaft des vorherigen Songs an (Peace, Love) und manifestiert sich im Aum. Wie ein Orchester stimmen sich die Teilnehmer mit unterschiedlichen Stimmungen auf eine gemeinsame Schwingung ein.
3. The Prodigy „Narayan“
Wer hätte gedacht, das ausgerechnet The Prodigy auch chanten würden? Sie tun es – zu Ehren von Vishnu! „Om Namo Narayana“ ist ein universelles Mantra, das für Frieden auf der Welt wiederholt wird. Es dient der Einstimmung darauf, dass wir unsere Yogapraxis etwas Höherem widmen und uns nicht nur selbstsüchtigen Motiven zuwenden. Wir beginnen den Warm-up-Teil.
4. Gorillaz „Stylo“
Die Lyrics passen zu Vinyasa-Sequenzen, die dem Schüler bereits bekannt sind. Die Bass-Begleitung repräsentiert das Erdelement, der Titel treibt an und sorgt für Fluss, er gibt Stabilität und hat Feuer. Diese Kombination eignet sich beispielsweise gut für Sonnengrüße, um das innere Feuer zu wecken.
5. Ashtech „Plain Speaking“
Dieser Titel kombiniert ebenfalls die Elemente Feuer und Erde: Ganz ohne Lyrics treibt er an zum Vinyasa Flow. Er besitzt einen gleichmäßigen Beat, ohne großartig abzulenken. Besonders gut begleitet er Variationen und schwierigere Flows.
6. Ibiphonic feat. Ricoloop „Incantation“
Der ganze Song fließt wie Wasser und enthält zusätzlich ein leichtes Feuerelement durch knisternde Geräusche. Er eignet sich gut für stehende Hüftöffner. Bei diesem Lied handelt es sich um ein Mantra, gesungen von Deva Premal.
7. Faithless „Insomnia (Monster Mix)“
In diesem Mix beginnt der Song langsam, die Elemente Erde und Luft sind durch Streicher und Klavier enthalten. Die einnehmenden Lyrics des charismatischen Sängers Maxi Jazz sind erdig und wirken fokussierend. Dies ist ideal für stehende Balancehaltungen, trotz der schnellen Beats. Wir spüren die Verbindung zur Erde und streben zugleich nach oben zum Himmel.
8. Vargo feat. Dan Millman „Warriors“
Dieser Song enthält gesprochene Denkanstöße vom großartigen spirituellen Schriftsteller, Trampolin-Weltmeister und Sportlehrer Dan Millman. Er bringt drei Elemente – Erde, Feuer und Luft – und einen tollen Rhythmus zusammen. Er ist ideal für intensive Drehhaltungen, die das innere Feuer entfachen, und trotzdem motivierend, den weisen Worten von Dan Millmann zuzuhören und sie ins Unterbewusstsein strömen zu lassen.
9. Ophoria „Waterfalls“
Wasser und Erde sind in der Musik enthalten. Geeignete Asanas sind sitzende Vorwärtsbeugen und Hüftöffner, die auch das Element Wasser widerspiegeln. Dieser „schwebende“, strömende und rein instrumentale Titel lädt ein, Blockaden zu lösen und Emotionen loszulassen.
10. Mousse T. „Toscana“
„Toscana“ ist ein instrumentaler, leicht fließender Titel mit leichtem Plätschern, wirkt aber trotzdem dominant. Er lässt einen mit Hingabe in Vorwärtsbeugen und Hüftöffner gehen. Entspannt, fröhlich und nicht aggressiv, erinnert er an einen Strand.
11. Nightmares on wax „Bless my soul“
Dieses instrumentale Stück ist ideal zum Aufwärmen für die folgenden Rückbeugen. Die Seele soll glücklich sein. Die Drums vermitteln Feuer und die Streichinstrumente geben dem Song Luft.
12. Mousse T. „Numero Uno“
In diesem Stück helfen die tiefen Drums, die das Erdelement repräsentieren, Stärke und Überzeugung zu entwickeln – beispielsweise Urdhva Dhanurasana (Das Rad). Das Klavier kann einen „Kloß im Hals“ lösen, da es durch seine Klänge hilft, das Hals-Chakra zu öffnen. Gefördert wird absolute Hingabe für die anspruchsvolleren Rückbeugen, das Herz wird geöffnet (Luft). Manchmal können dadurch Tränen fließen. Der Song trägt in seinen Tönen vollkommene Schönheit und ein reines Herz.
13. Lenny Ibizarre „Ethereal“
Wenn dieser Titel erklingt, hat man das Gefühl, direkt in den kosmischen Raum zu gelangen und im Äther, im Raum, im Akasha willkommen geheißen zu werden. Zum langsamen „Herunterfahren“ sind die Eigenschaften laut und leise, hoch und tief vereint.
14. Vargo feat. Dirk Bennewitz and Duncan Wong „Dear Friends (Reprise)“
Das Subtilste und Allerfeinste scheint aus diesem Song heraus zu klingen. Er ist ein Herzöffner, steht für bedingungslose Liebe, vollkommene Freiheit und Ekstase. Ein Song für Shavasana, wenn unser kleines Ich mit dem großen Ich zusammenkommen kann. In Shavasana werden noch einmal sämtliche Elemente berührt, bevor die Haltung zum tiefen „Abtauchen“ einlädt. Bis Duncan Wong uns mit seinen berührenden Worten schließlich in die nächste Bewusstseinsstufe zu heben scheint.
Andrea „Qbi“ Kubasch ist die Gründerin und Leiterin von Power Yoga Germany in Hamburg. Zum Thema „Musik im Yogaunterricht“ leitet die ehemalige Musikmanagerin mehrere Workshops.