Mein erstes Mal: Ayurveda für Anfänger auf Sri Lanka

Von Zuckerbananen und Kopfmassagen: Yoga-Journal-Redakteurin Carmen Schnitzer reiste nach Sri Lanka, um in einem der Mutterländer des Ayurveda diese traditionelle Heilkunst am eigenen Leib kennenzulernen …

Mein erster Eindruck: grün! Grün in allen Schattierungen, es ist zu schön! Der Weg vom Flughafen Colombo zu unserem Hotel Ayurvie Weligama Resort im Südwesten Sri Lankas führt uns die Küste entlang, vorbei an Palmenlandschaften, Bananenplantagen, Mango- und Papayabäumen. Hier also soll ich Ayurveda kennenlernen, jene uralte, traditionelle Heilkunst, die übersetzt “Wissen vom Leben” bedeutet. Wie passend, denke ich angesichts der prallen Saftigkeit der Natur, die an unserem Busfenster vorbeirauscht, und beiße in eine der kleinen Zuckerbananen, die unser Reiseleiter verteilt hat. Da weiß ich noch nicht, dass ich mir diese säuerlich-süße Köstlichkeit aufgrund meines Doshas, also meines ayurvedischen Konstitutionstyps, nur ab und zu genehmigen sollte. Doch dazu später mehr.

Erfahrung durch eigenes Erleben weitergeben

Ich habe großes Glück, hier mitfahren zu dürfen, denn das hier ist keine klassische Pressereise – als einzige Journalistin darf ich einen Famtrip von Neue Wege begleiten, einem Reiseveranstalter, der sich auf Yoga- und Ayurvedareisen in Asien und Europa spezialisiert hat. Famtrip, das steht für Familarisations-Trip und bedeutet, dass hier Personen aus der Reisebranche bestimmte Angebote durch eigenes Erleben kennenlernen, um diese später guten Gewissens weiterempfehlen zu können. Kleiner Spoiler: Das werden neben mir auch die anderen zehn Frauen und der einzige Mann aus unserer Gruppe nach der Woche hier tun.

Ayurveda auf Sri Lanka beginnt mit ärztlicher Konsultation

Das Ayurvie Weligama liegt in einer ruhigen kleinen Bucht und mich als Wasserratte freut neben der Nähe zum Meer auch der wunderschöne, dreieckige Infinitypool, in dem ich mir trotz straffen Programms jeden Tag zumindest ein paar Bahnen gönnen werde. Doch in erster Linie bin ich ja hier, um zu lernen – über Ayurveda, meinen Körper und mich selbst. Unsere Woche beginnt mit einer ärztlichen Konsultation: Der Chefarzt des Ayurvie, Dr. Herath, der im Übrigen wie auch der Yogalehrer des Hauses Deutsch spricht, wickelt mir zur Begrüßung ein weißes Gebetsbändchen ums Handgelenk und murmelt dabei einige Worte. Anschließend misst er mir den Puls, untersucht mein Haar, meine Zähne, meine Zunge – und befragt mich zu meiner Verdauung, meinen gesundheitlichen Schwachpunkten und meinem Lebenswandel. Oje. Soll ich schwindeln? Doch das brächte mir ja nichts, zumal man mir vieles ohnehin ansehen dürfte.

Tut weh: Der Blick auf die Waage

Also gebe ich zu, dass ich einen recht unregelmäßigen Tagesablauf habe, gerne mal fett- und kohlenhydratreich esse, zu einem guten Gläschen Wein (oder auch zwei) selten nein sagen kann und geradezu süchtig nach zuckerfreien, koffeinhaltigen Softdrinks bin. Dass ich in der kommenden Woche problemlos ausschließlich stilles, warmes Wasser und Kräutertee sowie zweimal einen Fruchtsaft trinken werde, kann ich mir zu diesem Zeitpunkt nur schwer vorstellen. Doch tatsächlich werde ich meine eingeschmuggelten Notfall-Colaflaschen nicht anrühren! Wer mich kennt, weiß, was das heißt. Dann der Schritt auf die Waage. Noch mal oje! Ich habe ihn seit Jahren vermieden, weil ich mein Wohlbefinden nicht von einer Zahl abhängig machen wollte und hinter dieser Haltung im Grunde immer noch stehe. Nun erschrecke ich aber doch, was sich da bei mir im Laufe der Zeit so angesammelt hat. Mollig sein ist völlig okay für mich, aber gesund möchte ich bleiben. Die Zahl, die mir da entgegenblinkt, klingt mir dafür dann doch etwas zu grenzwertig und ich sehe mich in naher Zukunft zumindest Knieprobleme bekommen.

Ich bin ein Kapha-Vata-Typ

Ayurveda Sri Lanka

Immerhin ist mein Blutdruck super, und dass ich Vegetarierin bin, sorgt ebenfalls für Pluspunkte auf meiner ayurvedischen Selbstfürsorge-Liste. Tatsächlich sind meine Doshas relativ ausgeglichen, mit etwas zu ausgeprägtem Kapha-, leicht erhöhtem Vata- und einem etwas unterversorgten Pita-Anteil. Insgesamt ein Kapha-Vata-Typ. Dieses “Etikett” hilft mir bei den täglichen Buffets das für mich Passende aus den leckeren Currys, Gemüsegerichten, dem frischen Obst und Gemüse sowie den köstlichen Dessertverführungen zu wählen, denn alle Speisen sind mit einem entsprechenden Vermerk versehen. Zugegeben, manchmal mogle ich und lege mir auch mal etwas Verlockendes auf den Teller, das eigentlich Pita-Typen empfohlen wird. Aber insgesamt versuche ich, brav zu sein.

Ayurveda-Schnupperkur mit Verwöhneffekt

Neben unserer Ernährung beinhaltet unsere “Schnupper-Kur” (für eine richtige bräuchte es mehr als eine Woche Zeit) auch spezielle Treatments wie Kopf-, Fuß- oder Ganzkörpermassagen, Dampfbäder, Peelings usw. Welche genau am nächsten Morgen auf uns warten, erfahren wir jeden Abend an der Rezeption, denn dort liegt für jeden ein Zettel, auf dem Uhrzeit und anstehende Behandlungen vermerkt sind. Wie die Kinder freuen wir alle uns nach dem Dinner immer auf diese kleinen Überraschungen, die uns vorfreudig in den Schlaf gleiten lassen. So macht Gesundheit Spaß!

Sir Lanka relativiert meine Vorstellung von Verzicht

Dennoch will ich nicht verschweigen, dass ich anfangs mit Kreislaufproblemen zu kämpfen hatte. Ob es am tropischen Klima liegt oder daran, dass mein Körper sich erst an den Koffeinentzug und die Ernährungsumstellung gewöhnen muss – vermutlich ist es eine Mischung aus allem und bei Ayurvedakuren ganz normal, wie mir versichert wird. Und von Tag zu Tag wird es besser, am Ende würde ich sehr gerne noch länger bleiben, Colaverzicht hin oder her. Überhaupt relativiert sich meine Vorstellung von Verzicht auf Sri Lanka schnell angesichts der Schicksale, die mir begegnen und die ich an dieser Stelle nur am Rande erwähnen kann, obwohl sie Bücher füllen könnten: Der Tsunami von 2004 hat bis heute sichtbare Spuren hinterlassen, viele zerstörte Häuser stehen leer, beinahe jeder weiß von Menschen zu berichten, die durch die Katastrophe ihr Leben lassen mussten. Ein Fischer etwa, mit dem ich bei einem kleinen Strandspaziergang ins Gespräch komme, verlor damals seine Frau und seinen kleinen Sohn. Der Herzlichkeit der Einwohner hat dieses fürchterliche Unglück keinen Abbruch getan, wir werden überall sehr warm empfangen.

Offenheit gegenüber allen Heilmethoden

Ayurveda Sri Lanka

Kleines Goodie obendrauf: Mein Feministinnenherz hüpft, als ich feststelle, wie viele Frauen unter den Ayurveda-Ärzten sind, die wir im Laufe der Reise kennenlernen durften. Das hätte ich, so ehrlich will ich sein, nicht gedacht. Auch dass während des sechsjährigen Ayurveda-Studiums auch ein Jahr lang westliche Medizin gelehrt wird, wusste ich bislang nicht. Mir gefällt diese Offenheit gegenüber unterschiedlichen Heilmethoden, von der wir, glaube ich, in unserer Entweder-oder-Kultur noch lernen können.

CO2-Kompensation mit Atmosfair

Was bleibt mir zu sagen? Ich würde gerne wiederkommen! Nicht nur das Ayurvie Weligama Resort, auch die anderen Neue-Wege-Hotels, die wir während der Reise besuchen, versprechen wunderbare Aufenthalte. Ob nun das stylische Ananda Resort, das elegante Sithnara Ayurveada Resort oder die schnuckelig-familiäre Villa Safira
– jeder dieser Orte hatte einen ganz besonderen Zauber, der nachhaltige Erholung verspricht. Und das im doppelten Wortsinn: eine Erholung, die auch nach der Rückreise anhält und die an einem Ort stattfindet, der auf nachhaltige Bauweise, Stromversorgung etc. sowie auf Bio-Ernährung setzt. Ein Wermutstropfen ist lediglich die Anreise mit dem Flugzeug. Wer diese Umweltsünde durch einen CO2-Kompensationsbeitrag an das Vorzeigeprojekt Atmosfair ausgleichen möchte, wird von Neue Wege unterstützt: Der Veranstalter übernimmt hierfür die Hälfte der Kosten.

Auyurveda auf Sri Lanka: Eine Reise die lange nachwirkt

Ayurveda Sri Lanka
Unsere Autorin Carmen Schnitzer auf Sri Lanka

Fazit: Mittlerweile sind einige Wochen vergangen und noch immer wirkt die Reise in mir nach. Nicht nur, dass Dr. Heraths weißes Bändchen nach wie vor mein Handgelenk ziert, dass bereits vollkommen stressfrei die ersten Kilos gepurzelt sind, dass mich hin und wieder ein lieber Gruß aus unserer Sri-Lanka-WhatsApp-Gruppe erreicht: Insgesamt habe ich tatsächlich das Gefühl, dass ich nun ein kleines bisschen mehr vom Leben weiß – um auf die Bedeutung des Wortes Ayurveda zurückzukommen. Schön war‘s!

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