Berührend heiliger Tanz

Etwa nach der Hälfte seines Thaimassage-Kurses in den Schweizer Alpen hält Krishnataki die Schüler für reif. Er hat mit ihnen Thai Chi am Fluss geübt, Chi Gong mit Bergblick, Acro-Yoga auf der Wiese. Barfußgehend wurde zwischen Nacktschnecken meditiert und sitzend über die Metta-Liebe. In aller Früh hat die Gruppe gebetet und abends am Lagerfeuer Mantras gesungen. Zu jeder Tageszeit, auch nach Mitternacht, haben die Schüler sich gegenseitig massiert. Nun kann Krishnataki sie in die Geheimnisse des Knetens einweihen.

Wie immer mit leuchtenden Augen ruft Krishnataki seine Schüler zusammen, nur diesmal schickt er sie in die Küche des Berghauses: „Ich zeige Euch, wie man Brot backt.“ Als der bärtige Mann mit den langen, schwarzen Haaren vor versammelter Gruppe pürierte Weizensprossen, Sonnenblumen- und andere Körner, Knoblauch, Gewürze, Salz und Olivenöl zusammenschüttet, geht es ihm zunächst um gesunde Ernährung (alle Zutaten hat er selbst zu Hause in Griechenland zusammengesucht und im Kleintransporter in die Schweiz gefahren).

Doch eigentlich demonstriert er, wie sich die Prinzipien der Yoga-Thaimassage auf das Teigkneten anwenden lassen (und umgekehrt): Im Heldensitz, die Knie geöffnet, den Rücken gerade, beugt er sich weit vor über die große Rührschüssel auf dem Boden, streckt die Ellbogen durch, verlagert das Gewicht hin und her und lässt seine Hände breit im Rhythmus des Atems in den Teig sinken. Wie der Sprossenbrei lassen sich auf diese Weise auch Muskeln ermüdungsfrei und rückenschonend kneten;  das eigene Körpergewicht erledigt die Arbeit, „no extra“, wie Krishnataki sagt. Dann lacht er, weil die Freude ist mindestens genauso wichtig wie die Achtsamkeit in der Thaimassage, die er „Der Heilige Tanz“ nennt.

(zu Ausbildung bei Krishnataki finden Sie hier ein wundervolles Video von Wari Om)

Zusammen mit dem Yogalehrer Patrick Broome wird Krishnataki Ende September 2013 ein Yoga- und Thaimassage-Retreat leiten. 2014 soll er erstmals die angehenden Jivamukti-Lehrer in der Ausbildung 20 Stunden in Thaimassage unterrichten. Gerade ist er dabei, diese Idee auch anderen Ausbildern schmackhaft zu machen. „Ich möchte den Heiligen Tanz in die Yoga-Welt weitertragen“, sagt Krishnataki. Mit YOGA JOURNAL sprach er über seine Mission.

YJ: Erzähl uns bitte über die Vorzüge der Thaimassage.

Krishnataki: Sie ist besonders für Yogalehrer interessant, die Privatstunden geben. Die können zum Beispiel 20 oder 30 Minuten Massage in ihre Stunde integrieren. Aber die Thaimassage lässt sich auch gut in Gruppen verwenden, in einer Art Partneryoga mit gegenseitiger Massage. Ich möchte den Yogalehrern in drei Tagen eine Sequenz von einer Stunde beibringen. Wir fokussieren uns auf die Adjustments: Wie stellt man einen vollen Kontakt her, wie setzt man den perfekten Griff an, wie findet man ein angenehmes Nest für die Hand? Ich habe so viele Yogalehrer beobachtet, die ihre Schüler anfassen und doch keine Verbindung herstellen.

Lässt sich dadürch das Gespür für den Körper der Schüler steigern? Zu erkennen, wie weit sich ein Muskel noch dehnen lässt, wann eine Drehung zu weit geht?

Exakt. Man hört mehr auf den Körper, man folgt den Bewegungen, man spürt, wo die Grenzen sind.

 

Von Michael Zirnstein

Mehr lesen dazu lesen Sie in der Ausgabe Januar/Februar 2013.

100. Ausgabe YogaWorld Journal

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