Zwar ist die Brustwirbelsäule (BWS) insgesamt nicht so mobil wie die anderen Teile der Wirbelsäule, aber umso subtiler und wichtiger ist ihr Bewegungsspektrum. Hier lernst du die anatomischen Zusammenhänge kennen und erfährst, wie du deinen oberen Rücken nicht nur geschmeidig, sondern auch stabil hälst.
Die Hälfte der insgesamt 70 Wirbelsäulengelenke befindet sich in der Brustwirbelsäule (kurz: BWS). Nimmt man die 20 Sondergelenke (Kostotransversalgelenke) dazu, die die Rippen mit den Wirbeln verbinden und beweglich machen, wird schnell klar, dass die BWS ein richtiges Arbeitstier ist: Zwei Drittel aller Bewegungen des Oberkörpers finden hier statt. Kein Wunder, dass es da manchmal auch hakt.
Dabei bieten oberer Rücken und Brustkorb anatomisch weniger Bewegungsspielraum als unterer Rücken und Nacken – und das hat einen guten Grund: Die im Brustkorb geborgenen lebenswichtigen Organe Herz und Lunge brauchen Schutz und Stabilität.
Deshalb verhindert das Ineinandergreifen der Brustwirbelkörper insbesondere zu tiefe Rückbeugen. Diese bewegungseinschränkenden Mechanismen sind wichtig. Gleichzeitig kann eine zu unbewegliche Brustwirbelsäule aber dazu führen, dass die beweglicheren Wirbel (am unteren Ende der Brustwirbelsäule T12, am oberen Ende der Lendenwirbelsäule L1 und an der Halswirbelsäule) zum Ausgleich eine Hypermobilität entwickeln. Um Schmerzen in Hals- und Lendenwirbelsäule zu vermeiden, gilt es also, die Brustwirbelsäule auf gesunde Art zu bewegen, zu stärken und zu mobilisieren.
Körperwissen – Die Anatomie der Brustwirbelsäule
Die Muskeln an der Brustwirbelsäule erstrecken sich größtenteils auch zur Halswirbelsäule und/oder zur Lendenwirbelsäule hin. Hier lernst du die tieferliegenden Muskeln kennen, die an der BWS ansetzen und jene, die über weiches Gewebe mit BWS und Brustkorb verbunden sind.
Wirbelkörper
Dieses dicke ovale Knochensegment bildet den vorderen Teil des Wirbels. Die äußere dichte Knochenschicht schützt das Schwammgewebe im Inneren.
Dornfortsatz
Solche Knochenfortsätze befinden sich an der Rückseite eines jeden Wirbels. Ihre seitliche Bogenplatte (Lamina) dient als Hauptansatzpunkt für Wirbelsäulenmuskulatur und Bänder.
Bandscheibe (ohne Abb.)
Diese knorplige Knochenverbindungen (Symphysen) gelten als Stoßdämpfer der Wirbelsäule. Sie verbinden benachbarte Wirbel und ermöglichen eine leichte Bewegung der Wirbel.
Querfortsatz
Die Knochenfortsätze an den Seiten eines jeden Wirbels dienen als Ansatz für Wirbelsäulenmuskulatur und Bänder.
Brustwirbelsäule und Atmung
Eine gesunde Wirbelsäule zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihr gesamtes Bewegungsspektrum ausführen kann. Sobald du eine Bewegungsrichtung vernachlässigst, verlieren Gelenke und Gewebe an Geschmeidigkeit. Im Fall der BWS wirkt sich das auch auf die Atmung aus, denn der Brustkorb muss mit jedem Atemzug mitschwingen.
Ein versteifter Brustkorb engt Zwerchfell und Lunge ein. Das hat weitreichende Folgen: Nicht nur wird der Atem kürzer und flacher, was die Sauerstoffversorgung und Leistungsfähigkeit einschränkt, die Atmung beeinflusst über das Nervensystem auch die Emotionen. Entspannung, Wohlbefinden und allgemeine Gesundheit sind also auch abhängig vom Zustand der Brustwirbelsäule.
Im Yoga mobilisieren wir die Beweglichkeit der Brustwirbelsäule mit Twists, sanften Rückbeugen und mit Pranayama – Atemübungen, die den gesamten Brustkorb ausfüllen.
Text: Jill Miller, Illustration: Michele Graham, Titelbild via Canva