Wir sprachen mit Feldenkrais-Therapeutin Tanja Leis über die Feldenkrais-Methode.
Woher kommt die Feldenkrais-Methode?
Der Physiker Moshé Feldenkrais (1904–1984) studierte die Zusammenhänge zwischen Bewegung, Wahrnehmung, Denken und Fühlen. Seine Methode basiert auf der Erkenntnis ihrer engen Wechselwirkungen und der natürlichen Lernfähigkeit des menschlichen Nervensystems. Dessen Fähigkeit, neue Verknüpfungen im Gehirn aufzubauen, ist elementarer Bestandteil jeder echten Veränderung. Als Feldenkrais nach einer Sportverletzung lange ans Bett gefesselt war, experimentierte er mit kleinsten Bewegungen, um seine kinästehtische Wahrnehmung systematisch zu verfeinern.
Wie wirkt es?
Es ist ein Verfahren somatischen Lernens. Die Klienten erleben eine scheinbare Veränderung ihrer Körperstruktur. Wir nutzen zwei gleichberechtigte Anwendungsformen: Bei “Bewusstheit durch Bewegung” (ATM – Awareness through Movement) werden verbale Bewegungsanweisungen gegeben und Fragen zur Wahrnehmung gestellt. So schulen die Klient*innen ihr Unterscheidungsvermögen, entdecken mehr Möglichkeiten, ein und dieselbe Sache zu tun.
Die “Funktionale Integration” (FI) kommt in der Einzelarbeit zum Einsatz. Auch hier werden Bewegungen, Muster und Gewohnheiten erforscht. Der Practitioner führt fast ohne Worte, nur mit sanften, klaren Berührungen durch verschiedene Bewegungen. Dabei kommt der Art der Berührung eine zentrale Rolle zu. Das Nervensystem der Feldenkrais-Practitioner ist geschult, selbst kleinste Unterschiede wahrzunehmen und äußerst fein abgestufte Bewegungen zu produzieren.
Was sind die Möglichkeiten und Grenzen der Feldenkrais-Methode?
Sie ist ein Schlüssel zu verbesserter Beweglichkeit, erhöhter Leistungsfähigkeit und Ausdauer. Sie baut Stress und Verspannungen ab, bringt funktionale Verbesserung bei Schmerz und Bewegungseinschränkungen, ist gut für Haltung und Koordination und verbessert die Performance nicht nur bei Sportlern. Auch Lernfähigkeit und Kreativität werden erhöht. Feldenkrais-Practitioner verstehen sich als komplementärer Berater*innen in Fragen des körperlichen und seelischen Wohlbefindens. Die Feldenkrais-Methode kann weder Diagnose noch Behandlung durch Ärzte und Therapeuten ersetzen.
Für wen ist Feldenkrais geeignet?
Für alle, die offen sind, sich auf neue Erfahrungen einzulassen und ihre Entwicklungsfähigkeit zu entdecken. Kinder, Senior*innen, Leistungssportler*innen, Menschen mit chronischen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen – alle können profitieren.
In welchem Zusammenhang steht Feldenkrais mit Yoga?
Es geht immer um eine Schulung der Achtsamkeit für den eigenen Körper, dazu leisten Yoga wie Feldenkrais einen wertvollen Beitrag.
Weitere Infos unter www. feldenkrais.de
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