Man muss Handstand & Co. nicht können oder lieben, um ein Yogi zu sein. Umgekehrt muss man spektakulär aussehende Asanas aber auch nicht reflexhaft mit Selbstdarstellung gleichsetzen. Jelena Lieberberg geht es mit ihren innovativen Varianten um andere Dinge: zum Beispiel um Forscherdrang, Bewegungsfreude und Inspiration.
Kopfstand, Handstand oder der Unterarmstand (Pincha Mayurasana) gehören zu den „fortgeschrittenen“ Yoga-haltungen, die vor allem im Ashtanga und Vinyasa Yoga beliebt sind. Wem dieses Universum nicht liegt, der kann sich entspannt zurücklehnen, genau hinschauen und erstaunt genießen, wozu der menschliche Körper fähig ist. Ein Blick über den Tellerrand schadet nie, im Gegenteil: Er sorgt für frischen Wind und Inspiration!
Bei dieser Variante von Pincha Mayurasana, der Pfauenfeder auf den Unterarmen, geht es um das Spiel mit der Balance und die Suche nach Beweglichkeit. Am einfachsten kann man sich vor einer Wand darin versuchen. Mit dem Po an der Wand fällt es außerdem leichter, gezielt die Brustwirbelsäule zu bewegen. Eine Herausforderung, für die man neben Kraft und Körperspannung im wahrsten Sinne des Wortes auch Fingerspitzengefühl braucht, denn die Hände sind in dieser Haltung eine wichtige Hilfe für die Balance.
Macht das Spass?
Ja! Alle, die sich im Unterarmstand zuhause fühlen, werden hier eine neue Spielwiese entdecken: Es gibt jede Menge Variationen für die Höhe der Knie, außerdem wird aus dieser Position ein langsames Herablassen in das Rad auf den Unterarmen möglich.
Muss ich das können?
Nein! Wie bei allen Varianten und Modifikationen gilt auch hier die Devise: Alles kann, nichts muss. Sich von einer Wand gestützt an die umgekehrte Welt zu gewöhnen, ist schon aufregend genug.
Was muss ich dafür tun?
Der Unterarmstand sollte Ihnen vertraut sein, mit Wand oder ohne. Zum Aufwärmen und Mobilisieren der Schultern dienen Sonnengrüße, Hund, Delfin und Delfin mit Knien am Boden. Außerdem Kobra und Heuschrecke für die Brustwirbelsäule.
Schritt für Schritt
- Beginnen Sie in der Delfinhaltung (das heißt wie im herabschauenden Hund nur auf die Unterarme statt auf die
Hände gestützt). Sie können Unterarme und Hände flach und parallel aufsetzen oder die Finger verschränken. Bei der zweiten
Variante nehmen Sie den unteren kleinen Finger in die Faust, damit beide Handkanten flach am Boden liegen. - Mit dem Blick nach unten gerichtet, kicken Sie die Beine nach oben in den Unterarmstand. Falls Sie noch unsicher in der Balance sind, üben Sie vor einer Wand. Drücken Sie sich aktiv vom Boden ab, um die Schultern weg von den Ohren zu bewegen.
- Dann beginnen Sie, langsam die Knie zu beugen. Dabei dürfen Ihre Zehenspitzen an der Wand entlanggleiten. Lassen Sie den Blick vom Boden in den Raum wandern, so dass sich der Kopf entspannt in neutraler Position befindet. Die Schultern sind über den Ellenbogen ausgerichtet.
- Beugen Sie die Knie noch etwas mehr. Jetzt beginnt das Spiel mit der Balance, da sich der Po dadurch nach hinten (Richtung Wand) bewegen muss. Der untere Rücken sollte sich frei anfühlen, wobei die Brustwirbelsäule zwischen den Schulterblättern arbeiten darf. Nach 5 Atemzügen oder mehr machen Sie eine Pause in der Stellung des Kindes. Anschließend wiederholen Sie das Ganze noch einmal.