Das Magazin // November + Dezember 2011 + CD#3

Wenn die Regale im Supermarkt wieder mit Lebkuchen und Spekulatius voll gestellt sind, ist es Zeit, über Weihnachten nachzudenken. Zum „Fest der Liebe“ fällt uns sofort Bhakti ein – der Weg der liebenden Hingabe. Randvoll ist dieses Heft deshalb mit Bhakti-Themen, darunter eines unserer absoluten Lieblingsgebiete: Musik! Mantras, Kirtan, tibetische Klänge, aber auch Popmusik – all das finden Sie auf unserer dritten YOGA JOURNAL-CD und in den Interviews.

Und damit Sie die Vorweihnachtszeit auch gesund genießen können, verrät Ihnen Ayurveda-Expertin Kerstin Rosenberg,  wie Sie typgerecht und mit Heilkräutern den Erkältungswellen erfolgreich strotzen. Aber wir wollen noch nicht zuviel verraten und Ihnen die Neugierde auf unsere neue Ausgabe vorwegnehmen. Denn die schönsten Geschenke unterm Baum sind immer noch die, die man gar nicht erwartet…

Viel Spaß beim Lesen der November/Dezember 2011-Ausgabe!

Ihre

YOGA JOURNAL-Redaktion

 

TITELTHEMEN der Ausgabe November + Dezember 2011:

– Musikspecial

– Alanis Morissette spricht über Yoga, Beziehungen und Schwangerschaft

– Joy Denalane: Yoga hat seinen eigenen Groove

– 10 wirksame Übungen gegen Weihnachtsstress

– Ayurveda – mit Heilkräutern Erkältungen trotzen

– Kopfstand-Special: So steht man richtig Kopf

– Bhakti Bhakti Kuchen: Mit Liebe backen + vegane Rezepte

– City Trip: Hamburg

– Interview: Robert Atzorn – Mit Yoga Zugang zu anderen Bewusstseinsebenen gelangen

Yogawoman

Die Zukunft des Yoga ist weiblich

Bill Clintons berühmter Wahlslogan, mit dem er deutlich machen wollte, was der grundlegende Unterschied seiner Amtszeit im Vergleich zu der Zeit von Bush sen. Sein würde, lautete: It’s the economy, stupid. Stellt man heute die Frage, was Yoga in den vergangenen Jahren verändert hat, muss die Antwort eindeutig heißen: It’s the woman, stupid. Wenn man sich vor Augen hält, das Yoga einst nur Männern vorbehalten war und Frauen lange Zeit keinen Zugang zu den yogischen Lehren hatte, kommt folgender Fakt einer Revolution gleich: Heute sind 85 Prozent der Übenden und einige der bekanntesten Yoga-Gurus Frauen. Die Regisseure Kate Clere gehen in ihrem Dokumentarfilm „Yogawoman“ diesem Phänomen nach – und holen die augenblicklich wichtigsten Yogalehrerinnen und Gesundheitsfachfrauen vor die Kamera. Es sind diese Frauen, die Yoga in alle Bereiche des täglichen Lebens hineintragen, sei es zur Stärkung der eigenen Gesundheit, des Selbstbewusstseins oder der Gemeinschaft. Der Film identifiziert ein Dutzend Gebiete, von der Gesundheit und Krebsbehandlung über die Stärkung von jungen Mädchen und Teenagern im Jugendstrafvollzug, Schwangerschaft, Yoga für Ältere, bis hin zu gemeinnützigen Projekten, die auf den yogischen Grundsätzen basieren.  Yogalehrerrinnen wie Angela Farmer, Indra Mohan, Menaka Desikachar, Sharon Gannon, Patricia Walden oder die Yoga-Aktivistin Seane Corn sprechen darüber, wie Yoga in ihr Leben kam und es grundlegend veränderte. Die weibliche Seele ist mannigfaltig, ihre Weisheit tief, und jede dieser Frauen deckt mit ihrer Yogapraxis einen anderen Anspruch ab.

Fazit: Diese Doku ist ein inspirierender, sehenswerter und lehrreicher Film – nicht nur für Frauen!

Der Film deines Lebens

Spiel- meets Lehrfilm

Geistiges und spirituelles Wissen im Rahmen einer Spielfilmhandlung zu vermitteln – daran wagten sich schon so einige Filmemacher. Regisseur Sebastian Goder zeigt mit dem“ Film deines Lebens“ eine bewegende Geschichte voller Wissen über die „sieben Gesetze des Lebens“. Im Mai 2011 gewann er den Publikumspreis des Cosmic Cine Filmfestivals.

Ein Mann wacht im Krankenhaus auf und kann sich an nichts mehr erinnern, weswegen er „Blank“ genannt wird. Doch er hat direkten Zugang zu seiner inneren Stimme (dem höheren „Selbst“?) und weiß plötzlich alles über die Gesetze des Lebens. Im Lauf des Films begegnet er verschiedenen Personen, die im Gespräch mit ihm eine innere Wandlung durchleben. Sie erkennen alte Lebensmuster, die sie an Lebensfreude und Erfolg hindern. Blank, wunderbar verkörpert durch Patrick Fichte, vermittelt sein inneres Wissen allen, denen er begegnet – wie ein unbeholfenes Kind oder Außerirdischer, der sich allmählich in der Menschenwelt zurechtfindet. Der Zuschauer erkennt sich in vielen Themen – Mangel an Selbstvertrauen, Jobverlust oder Beziehungsprobleme – wieder. Leider wirken Blanks Weisheiten manchmal arg belehrend, wie aus einem Selbsthilfe-Ratgeber. Aber im Kino gab es viele Tränen, was zeigt, dass die Geschichte tief berührt.

Fazit: Ob die „sieben Lebensprinzipien“ tatsächlich die „Schlüssel des bewussten Lebens“ sind, sei dahingestellt, aber der Film inspiriert und regt an, tiefer über das eigene Leben nachzudenken.

Den Dämonen Nahrung geben

Die uralte, tibetische Methode, seinen Dämonen Nahrung zu geben

Dämonen haben wir alle. Dämonen sind das, was wir fürchten. Ob Süchte oder Selbsthass, ob Wut oder Neurose – immer steckt etwas dahinter, das uns unendlich Angst macht. Das, was wir am liebsten nicht sehen, nicht berühren und in dessen Haut wir uns ganz sicher nicht versetzen wollen. Doch genau das schlägt uns Lama Tsültrim Allione vor: unsere Dämonen, unsere Feinde nicht zu verteufeln, sondern ihnen Liebe zu geben und sie zu füttern. Die Basis hierfür ist das Chöd, eine sehr alte, traditionelle Methode des tibetischen Buddhismus. Diese Form wird auch heute noch ausgeübt. Doch alte Formen, und das weiß auch die Amerikanerin Allione, die lange im Himalaya lebte und praktizierte – sind nicht unbedingt eins zu eins in den Westen transportierbar. Deshalb veränderte sie die traditionelle Methodik, indem sie sie unserer Lebens- und Denkweise anpasste, ohne jedoch deren Kraft zu mindern. In ihrem Buch schildert sie Hintergründe und Wirkungsweise, nennt zahlreiche Beispiele und zeigt, wie man seine Dämonen in fünf Schritten füttern und auflösen kann.

Fazit: Das Dämonenfüttern ist eine einfache Methode, die einen sehr wirkungsvollen Zugang zu unseren inneren Konflikten und Ängsten liefert. Diese Methode arbeitet mit Liebe und Mitgefühl und hilft erstaunlich schnell. Bei Dämonen von Kopfweh bis Herzschmerz – unbedingt ausprobieren!

Gesundheit von Körper und Geist

Auf den Spuren eines Spirituellen Meisters

Zugegeben, es ist nicht ganz einfach an dieses Buch zu kommen. Die deutsche Auflage von 2005 ist längst vergriffen. Für gebrauchte Exemplare muss man inzwischen weit mehr als 100 Euro hinblättern, englische Ausgaben sind deutlich günstiger. Tirumalai Krishnamacharya (1888-1989) war ein bescheidener, wissensdurstiger und zutiefst spiritueller Mensch. Nach intensiven Studien an diversen Universitäten lebte er am Fuß des Berges Kailash bei einem Heiligen, der ihn sieben Jahre lang in die Geheimnisse des Yoga einweihte. Am Ende der Lehrzeit bekam Krishnamacharya einen Auftrag: „Nimm dir eine Frau, ziehe Kinder groß und lehre Yoga“. Und das tat er. Der Einfluss des Mannes, der jahrhunderte alte Verbote wegfegte, indem er Yoga auch Frauen und unteren Schichten zugänglich machte, ist nicht hoch genug einzuschätzen. Er zeigte uns, was Yoga in der heutigen Welt voller Stress und Hektik bewirken kann. Außerdem haben wir ihm bekannte Lehrer wie K. Patthabi Jois zu verdanken. Dieses Buch entstand mehr aus dem Wunsch heraus, das Wissen und die Lehren des Vaters festzuhalten und einem größeren Kreis zugänglich zu machen, als aus dem Ehrgeiz, eine vollständige Biographie zu schreiben.

Fazit: Krishnamacharyas Sohn T.K.V. Desikachar gelingt es, seltene persönliche Anekdoten mit essenziellen Erkenntnissen über Yoga zu verknüpfen und eine absolut lesenswerte Lektüre zu schaffen.

Bhagavad Gita

Die Bhagavad Gita, der Gesang Gottes, wird von vielen als der wichtigeste Quelltext zum Yoga angesehen. Allerdings handelt es sich bei diesem Werk um ursprünglich um ein umfangreiches Gedicht. Das schreckt manche erstmal ab.Der Amerikaner Jack Hawley liefert uns zum leichten Verdauen dieser schweren Kost eine Prosa-Übersetzung. Das raubt der Gita all ihre Schönheit, ihre Poesie und macht sie gleichzeitig extrem lesbar und verständlich. Dieses Buch kann man durchlesen und man muss dabei nicht viel nachdenken. Zwar hat man schnellen Zugriff und die Geschichte ist gleich parat, aber das Geheimnis, die Langsamkeit, das Erschließen eines Gedichts geht verloren. Diese Version habe ich selbst bereits dreimal gelesen, in der Versversion bin ich selbst immer wieder stecken geblieben. Mein Sanskrit-Lehrer rümpft zwar die Nase, aber ich empfehle es gern, weil das Buch an einem Nachmittag gelesen werden kann. Krishna, die Gottheit der Gita möge es verzeihen. Vor allem, weil er im gesamten Text sehr ausführlich und klar erklären darf, wie man dem Yogaweg entsprechend handeln sollte.

Fazit: Gott erklärt uns Yoga in Prosa. Na also!

Tipp der Woche: Kopfstand-Workshops

Viele Yogaschriften, alte wie neue, propagieren den Kopfstand und erläutern seinen tieferen Nutzen. Dazu gehören erhöhte Vitalität, mentale Klarheit, psychische Stabilität und innere Ruhe. Allerdings will Shirshasana richtig ausgeübt werden – sonst drohen Risiken und Nebenwirkungen.

Dass der Kopfstand vielen Yogis auch Kopfzerbrechen bereitet, ist eine Tatsache. Aus Angst vorm Umfallen oder frustrierenden Fehlschlägen meiden manche Yogis sogar Klassen, in denen der Kopfstand zum festen Bestandteil gehört. Bei einem Kopfstand-Workshop hingegen ist man unter sich und kann gezielt diesen Bedenken entgegenwirken.

Aber nicht nur seine Angst vor der Königs-Asana verliert man hier: Beim Üben von Shirshasana schleichen sich auch schnell potenziell gefährliche Fehler ein: Hohlkreuz, zu wenig Körperspannung oder Gewichtsverlagerung auf den Nacken – das Vermeiden solcher Fehler gehört ebenfalls zum Workshop-Programm. Und dank begrenzter Teilnehmeranzahl haben die Yogalehrer meist auch die Zeit, individuell Korrekturen an der Ausrichtung vorzunehmen.

Aus mentaler Sicht fördert der Kopfstand Mut, Konzentration, Willenskraft und Selbstbewusstsein. Und es bedarf auch nur ein bisschen Mut, sich für einen Kopfstand-Workshop anzumelden…

(Die Kopfstand-Workshops sind sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene geeignet. Jedoch sollte nur teilnehmen, wer eine regelmäßige Yogapraxis etabliert hat. Nach einer halbjährigen Yoga-Abstinenz raten wir Ihnen zu einem Wiedereinstieg mit den Basics.)

 

Viel zu hören: Autobiographie eines Yogi

Sie ist ein absoluter Klassiker und steht bei jedem Yogi im Bücherregal: die „Autobiographie eines Yogi“. Seit knapp 70 Jahren schon bewegt die Lebensgeschichte von Paramahansa Yogananda viele spirituell denkende Menschen und erzählt von Wundern, die wir uns in unserer westlich-materialistischen Welt beinahe nicht mehr vorstellen können. Es ist eine Welt, in der Heilige, große Meister und Einsiedler ebenso existieren wie die Wissenschaft des Yoga. Oder um es mit George Harrison auszudrücken: „Wenn Leute ihre ‚Gehirn-Weichen’ neu stellen wollen, sage ich ihnen: ‚Lies dieses Buch, denn es dringt bis zum Kern aller Religionen vor.’“ Das Werk, das auf der Liste der 100 besten spirituellen Bücher des 20. Jahrhunderts steht, ist jetzt auch auf Deutsch als Hörbuch bei der Self-Realiziation Fellowship erschienen, gelesen von dem Schauspieler Robert Atzorn. Das Hörbuch umfasst 18 CDs, bietet 20 Stunden und deckt das komplette Buch ab. Es kostet ca. 48 Euro.