Nachgefragt bei Nana Merz

„Der Handstand – wie erlernt man ihn am Besten?“

 

1.21. tivrasamveganamasannah

“Je stärker wir das Vertauen in uns spüren und je intensiver unsere Bemühungen sind, desto näher rückt das Ziel.”

In diesem Yoga Sutra von Patanjali finden sich zwei wesentliche Voraussetzungen, um Adho Mukha Vrikshasana, den Handstand, zu erlernen: Vertrauen und Üben.

Ein Kleinkind, das nach dem Krabbeln irgendwann laufen lernt, steht vor einer Herausforderung. Das Laufen auf zwei Beinen erscheint erst einmal ungeheuer schwierig: Die Schwerkraft wirkt und lässt das Kind nur mühsam die Balance finden. Dennoch meistert es die Situation – mit Vertrauen und Mut. Es lässt sich nicht entmutigen! Was liegt näher, als sich beim Üben einer Umkehrhaltung an die Zeit zu erinnern, in der das Erlernen elementarer Dinge unser ganzes Bemühen, unsere Leidenschaft und unser Vertrauen in das Leben forderte?

Nach einigen vorbereitenden Übungen, die gleichermaßen Kraft und Flexibilität in Schultern und Armen sowie eine gute Körperspannung aufbauen, kann der Kick nach oben in den Handstand gewagt werden. Wenn meine Schüler diesen alleine an der Wand beherrschen (also die Prinzipien der Übung verstanden und umgesetzt haben), motiviere ich sie, den Abstand zur Wand schrittweise zu vergrößern. Dadurch tritt nach und nach die Sicherheit der Wand in den Hintergrund.

Da Yoga eine Erfahrungswissenschaft ist und es so viele Handstände gibt wie ausführende Menschen, muss jeder seinen eigenen Weg in die Stellung finden. Jeder Yogi kennt das Phänomen: Manche Hinweise des Lehrers, die sich auf ganz verschiedene Aspekte einer Asana beziehen, gehen einfach an einem vorbei, als hätte man sie gar nicht gehört. Zu diesem Zeitpunkt sind Verstand und Körper noch nicht bereit. Es kommt jedoch der Tag, an dem man die Instruktionen aufnehmen und umsetzen kann. Vielleicht ist man in der letzten Yogastunde im Handstand umgekippt und hat dabei festgestellt, dass nichts Schlimmes geschieht. Man hat Vertrauen gefunden. Dieses Mal kommt vielleicht ein tief vergrabenes Potential ans Licht und plötzlich hält man mit spielerischer Leichtigkeit die Balance. Manchmal geht es einfach darum, in den Raum der Möglichkeiten zu treten und sich von sich selbst überraschen zu lassen.

Zur korrekten Ausrichtung gibt es viele Anleitungen, beispielsweise die exakte Ausrichtung der Gelenke oder der richtige Abstand zwischen den Händen. Der absolute Aha-Effekt tritt allerdings meist nach längerer Übung ein, wenn man die Möglichkeit des Fingereinsatzes entdeckt. Die Finger können den Rest des Körpers ausbalancieren, wenn sie effektiv eingesetzt werden und eine stabile Verbindung zur Erde entsteht. Wenn man von einem „Geheimnis“ des Handstandes sprechen kann, ist es sicher auf der körperlichen Ebene der Kontakt der Hände zum Boden – und auf der psychischen Ebene das (Ur)vertrauen und die damit verbundene positive Einstellung der Umwelt gegenüber.

Beim Erlernen fortgeschrittener Asanas brauchen wir immer eine Mischung aus Beharrlichkeit (abyasa) und Gleichmut (vairagya). Gemäß dem Motto: „Niemand ist ein besserer Mensch, weil er einen freien Handstand beherrscht“, sollte beim Üben vor allem die Freude am Tun dominieren. Yoga dient immer einer größer werdenden Bewusstheit. Sich selbst beim Erlernen des Handstands zu beobachten ist aufschlussreich. Auf einer gewissen Ebene kann es Wachstum bedeuten, wenn die äußere Form der Asana weniger vordergründig ist und man versteht, worum es eigentlich geht. Wenn wir voller Vertrauen und Mut üben, nach jedem Umfallen lachend wieder aufstehen und weiter probieren – wie das Kleinkind beim Laufen lernen – schenkt uns Adho Mukha Vrikshasana Leichtigkeit, Lebensfreude und Energie. Das sind die Qualitäten unserer Kindheit. Dann ist es gleichgültig, ob wir einen oder 25 Atemzüge lang im Handstand stehen. Also: Entdecke das Kind in Dir und spiele!

 

Nana Merz ist seit vielen Jahren begeisterte (Handstand-)Übende, Yogalehrerin und Yoga Coach. Sie wirkt als Dozentin bei Ausbildungen mit und leitet das Institut für Yoga in Darmstadt (www.satyayoga.de).

Yogabekenntnisse einer Insiderin

Dieses Buch will mein Leben nicht verändern. Was schon mal wahnsinnig angenehm ist für ein Yogabuch. Eine irre Entspannung. Der Text ist eher wie die viel beschworene Nackenmassage nach einer Jivamukti-Stunde. Fühlt sich toll an, geht vorüber und hinterlässt ein angenehmes Gefühl. Man könnte auch sagen, „Alle sind erleuchtet“ gleicht einer der rasanten Fahrradfahrten der Autorin durch diverse Großstadt-Parks. Wir spüren den Fahrtwind, die pure Geschwindigkeit macht riesig Spaß. Bei der Reise durch die aktuelle Yogaszene und die der letzten 15 Jahre in mindestens drei Ländern fliegen die Haare. Wir legen uns in die Kurve in New York, in London geht es mitunter bergauf, in Berlin geht es dann vor allem leicht voran. Dieser Spaß an der Schnelligkeit der Sprache, an der Spontanität der Einfälle, an der eigenen Schlagfertigkeit steht im allerschönsten Kontrast zu manch anderen Auskünften über Yoga. Den einen oder anderen Artikel in Yogazeitschriften durchaus mit eingeschlossen. Bei Kristin Rübesamen ist nichts betulich, esoterisch, peinlich. Keine Bekehrung, keine Belehrung in Sicht, keine Erweckung gefordert, keine aufdringliche Sinnsuche bei der Sinnsuche. Hier hat jemand eine erfrischende und neue Sprache zur Beschreibung der Yogawelt gefunden. Natürlich ist „Alle sind erleuchtet“ ein Entwicklungsroman und irgendwie ein Bilanzbuch. Auch spürt der Leser deutlich das „time of my life“-Gefühl am Anfang in New York. Aber es geht eben immer flott weiter.Die Szene wird sich wieder erkennen. Alle Stars sind dabei. Alle wichtigen Spielorte kommen vor. Das Milieu wird wunderbar genau beschrieben, nichts ist erfunden. Wir befinden uns mitsamt unserer Yogafamilie im Wohnzimmer und im Studio. Wir können also mitreden. Das Besondere ist jedoch weder eine nachträgliche kritische Distanziertheit noch die Analyse dieser Verhältnisse, die tatsächlich oft nervt weil sie so gewollt daher kommt. Vielmehr ist es der Humor und das Bekenntnis, immer wieder unbedingt mitmachen zu wollen. Kristin Rübesamen ist eben ein Familienmensch.

Es ist außerdem die Sympathie mit den großen und kleinen Fehlern im System und mit den Menschen, die das Buch bestimmt. Manchmal wäre ich viel, viel deutlicher geworden mit einer Ablehnung, mit Kritik und sogar mit dem Verdammen bestimmter Entwicklungen im Yoga. An einigen Stellen dachte ich fast ungeduldig, da müsste man doch jetzt einmal endlich diesen Leuten… die Meinung…! Ob das fruchtbarer wäre für den Leser? Man ist der Autorin dankbar für die pointierte Beschreibung und nicht für ständige Aufklärung. Viele Lehrer und Schüler werden die Kritik und Selbstkritik trotzdem verstehen und auch über sich lachen können.

Das heißt nicht, dass das Buch nicht ausreichend ernste Absätze bietet. Jeder darf überlegen wie asozial oder wie egoistisch er durch Yoga wird; oder auch nur wie langweilig. „Wer durch Yoga gerettet werden will, wird bitter enttäuscht werden. Yoga kann viel, aber nicht alles“, schreibt die Autorin. Und deswegen will uns auch dieses Buch nicht retten. Iyengar wird zitiert, damit wir nicht vergessen: „Der Verstand muss schwitzen, und zwar zu 100 Prozent.“ Sich weder das eigene Denken vor lauter Ehrfurcht oder aus Bequemlichkeit, noch das Lachen vor lauter Ernsthaftigkeit im Yoga abgewöhnen lassen – Das ist die Botschaft.

 

 Michi Kern

„Alle sind erleuchtet“ von Kristin Rübesamen (Berlin Verlag, 19,95 Euro)

Her mit den Dämonen: Gemeinsam geht es besser

Orange Kerze Hand innere Dämonen
Foto von fotografierende von Pexels

Gemeinsam geht es besser. Wenn man mit seinen Dämonen geschickt umgeht, sind sie die besten Helfer zum Glücklichsein. Manchmal werden wir im Ashram beneidet. Weil hier nur friedliebende Menschen sind, die gerne meditieren. So eine Umgebung wünscht sich ja eigentlich jeder. Ohne die ganzen Anforderungen des Alltags wäre vieles einfacher. Und tatsächlich kann so ein Leben auch sehr glücklich sein. Allerdings nicht immer so, wie man es sich zunächst vorgestellt hat.

Selbst die Götter hatten es früher im Himmel schwer. Ständig diese Kämpfe mit den Dämonen. Und mal wieder können wir von den Göttern lernen. Die ewigen Auseinandersetzungen mit den Asuras hatten die Devas bereits so ausgezehrt, dass sie beschlossen, endlich den Nektar der Unsterblichkeit zu finden, um dadurch alle Sorgen um die eigene Existenz los zu sein. Sie gingen zu ihrem Chef, um sich Hilfe zu holen. Brahma erklärte ihnen, dass der lebensspendende Amrita nur in einem gemeinsamen Akt mit den Dämonen zu holen sei, und gab ihnen dann eine Bauanleitung für die größte Küchenmaschine der Welt. Damit die Kräfte der Dunkelheit und des Lichts zusammen wirken könnten, empfahl er den Berg Kailash in die Mitte des großen Milchsees zu stellen, auf dessen Grund das Elixier verborgen war.

Die Schlange der Ewigkeit würde als Antriebsseil dienen, an dem Gut und Böse wechselseitig ziehen müssten, um so das kostbare Elixier zu gewinnen. Die Götter waren zwar ängstlich, weil die Dämonen dadurch ja auch gestärkt werden würden. Vishnu deutete jedoch an, ihm würde schon etwas einfallen. Von beiden Seiten wurde nun gearbeitet. Statt des wundervollen Nektars kam jedoch plötzlich das furchtbare Gift Hala Hala zum Vorschein, das die Welt zu vernichten drohte. Das kennen wahrscheinlich die meisten von uns.

Die Gefahr aus der Mitte

Der Kailash ist nicht nur das Zentrum des Universums, er repräsentiert auch unsere eigene Mitte. Und wenn wir uns auf den spirituellen Weg begeben. Hin- und hergerissen vom Wunsch, ein meditatives Leben zu führen, und alten bequemen Gewohnheiten. So fallen uns auf einmal unendlich viele Negativitäten an uns selbst auf. Oft projizieren wir die dann lieber auf andere “Störenfriede”, statt sie in uns selbst zu akzeptieren. Solche Menschen meiden wir, und ärgern uns darüber, wie feindselig die Welt ist. Wenn wir uns dann noch selbst Vorwürfe dafür machen, ist der Kreislauf der Selbstvergiftung komplett, und es hilft nur noch eines. Aufhören zu kämpfen. In der Geschichte erklärt der barmherzige Shiva sich bereit, das Gift selber zu trinken.

Die Inder haben manchmal eine sehr befreiende Weltsicht. Unsere eigenen Handlungen bestimmen einen guten Teil unseres Lebens. Aber am Ende führt vor allem die Göttliche Gnade zur Befreiung. Wir müssen nicht alles selbst machen. Als schließlich der Nektar zum Vorschein kam, freuten sich die Götter. Die Dämonen wollten natürlich auch ihren Anteil. Gott sei dank wissen wir schon, dass sie in den Geschichten immer verlieren. Denn während Vishnu die Asuras ablenkte, genossen die Devas das Elixier, und der vermeintliche Kampf war erstmal zugunsten der Guten entschieden. Aber hatte überhaupt wirklich ein Krieg stattgefunden? Schließlich hätte das Licht ohne die Kraft des Schattens nicht “siegen” können. Bei genauem Hinschauen verliert die Dualität ihren Schrecken. Und das, was böse schien, war eine hilfreiche Kraft.

Hilfe annehmen

Jeden Tag bemerke ich bei Menschen etwas, das mich stört. Seltsamerweise gerade hier, wo ich wohne. An einem Ort, den so viele Leute als heilsam ansehen. Ich vergesse oft, dass er das wirklich sein kann, und erblicke Probleme. Wenn ich allerdings genau hinschaue, sehe ich, dass alle Menschen in meiner Umgebung auch stets Geschenke mitbringen. Denn alleine würde ich hier auf der Welt ganz schön hilflos aussehen. So kommen wir in die Balance aus geben und nehmen.

Wenn mir auch manchmal scheint, es ginge mir besser, wenn wenigstens die schlimmsten Individuen von der Bildfläche verschwänden. Am Ende weiß ich, dass wir alle miteinander arbeiten. Dass wir uns gegenseitig unterstützen, beim ewigen Glücklichsein. So erlebe ich jeden Tag mehr, dass ich bei Menschen um mich herum etwas bemerke, dass ich schätze. Dieser “Nektar des Lebens” den ich immer koste, wenn ich mich daran erinnere, macht mich froh, nicht alleine zu sein. Es funktioniert übrigens auch wenn man in der Kölner Innenstadt wohnt. Und an allen anderen Orten auf der Welt.


RALF STURMs Geschichten von den Göttern gibt es zusammen mit Yoga-Übungen von Katharina Middendorf im Buch und auf der CD “Götter-Yoga”. Mehr zu ihm und seiner Arbeit unter www.ralfsturm.de

Das Magazin // November + Dezember 2010

Yoga Journal November Dezember 2010

Samadhipadah

 

Die Autorin Kristin Ruebesamen sagt „Yoga kann viel, aber nicht alles.“ Ihr neues Buch „Alle sind erleuchtet“ sorgt für Diskussionen (Rezension und Interview ab S. 104). Allgemein scheint in der Szene eine gewisse Ernüchterung eingesetzt zu haben. Zwar üben immer mehr Menschen Yoga, Studios und Lehrer sind flächendeckend verfügbar, aber irgendwie geht es nicht mehr wirklich vorwärts nach den Jahren der Euphorie. Wo bleibt denn nun die große Erleuchtung oder Befreiung? Ab Seite 48 („Verkaufte Erleuchtung“) beschreibt auch Diana Krebs dieses Gefühl – der „Mose-Effekt“ durch Yoga, der das Meer unserer Probleme teilt, bleibt offenbar aus.

Die Yoga-Szene ist zersplittert, unübersichtlich und es fehlen die Integrationsfiguren. Ganz zu schweigen davon, dass niemand so recht weiß, was eigentlich unterrichtet wird und wer sich wie qualifiziert, um Yoga-Lehrer zu sein. Diese gewisse Orientierungslosigkeit (und vielleicht ist das zu viel gesagt) im Großen hat ihr Gutes im Kleinen: Das YOGA JOURNAL sieht überall wieder extrem engagierte und selbstständige kleine Schulen mit Lehrern, die sich über Jahre an verschiedensten Orten selbst weiterbilden und sehr authentisch sind. Die Widersprüche in der Szene befeuern die Selbstständigkeit und garantieren Vielfalt.

Gleichzeitig löst sich Yoga von seinen Wurzeln und will mancherorts zu einer reinen Körperübung oder umgekehrt zu einer reinen Gefühlssache werden (Lernen von den Göttern S. 74). Der Kopf und das Denken kommen scheinbar immer weniger vor. Das Ziel war aber einmal die Integration der verschiedenen Aspekte, nicht die Isolation. Im Interview mit Beate Cuson wird das noch einmal besonders deutlich: „Yoga war intellektuelles Lernen und die Verkörperung dessen“ (S. 114).

In jedem Fall hat die körperliche Praxis alle anderen Yogalehren in den Studios weit hinter sich gelassen. Die Asanas sind aber nur ein winziger und willkürlicher Ausschnitt der Yogaidee wie sie zum Beispiel von Patanjali in den Yogasutren beschrieben wird: Der achtgliedrige Pfad (padah) zum Yoga (ashtanga) beginnt noch nicht einmal mit Asanas, sondern mit Yama, unserem Verhalten gegenüber anderen, und schließt die reine Körperübung in sieben andere, ebenso wichtige Praktiken ein. Victor van Kooten und Angela Farmer, die 1984 bei Iyengar hinausgeworfen wurden, sprechen heute sogar vom Loslassen der Asanas (Sanfte Rebellen S.56 ). Zumindest ist das herkömmliche Verständnis von Asana überholt. Matthew Sanford in den USA sowie Maria Proske und Antje Kuwert in Deutschland unterrichten Yoga für Querschnittsgelähmte und Körperbehinderte. Sie berichten begeistert (ab S.28): Yoga ist offen für alle.

Die wichtigste Lebens- und Yoga-Frage, so stand es neulich auf einem T-Shirt beim Üben in Woodstock, ist: Was tust du für andere?. „What are you doing for others?“ – Martin Luther King. Das wäre reines Karma Yoga. Der entscheidende Yogaweg ist Bakthi, glaubt man dem spirituellen Lehrer Shyamdas, der gerade in Deutschland war. Er sagt nach 40 Jahren Sanskrit- und Yogastudien in Indien: „Beobachte nicht deinen Atem, beobachte das Leben!“

 

Viel Spaß beim Lesen!

Michi Kern, Herausgeber

 

TITELTHEMEN der Ausgabe November + Dezember 2010:

 

– Perspektivenwechsel – Umkehrhaltungen

– “Wir sind Helden”: Judith Holofernes über Meditation

– Angela & Victor: Yogische Rebellen

– Spot auf die Yoga-Szene – Wo bleibt die Erleuchtung?

– 5 Wohlfühltipps – Ayurveda für zuhause

– Mutige Krieger – Sonnengruß mit Behinderung

– Yoga & Kunst – Kreativer Flow

– Basics – Wie ein Fisch im Wasser

– Allround-Talent Tofu? – Infos und Rezepte

– Yoga-Trip England – London, Brighton, Manchester

Entspannung trifft Dynamik: TriYoga Flows

Ursprünglich war die Kalifornierin Kali Ray Meditationslehrerin, bis sie in den 1980er Jahren in einer Sitzung spontan dem Yoga ähnliche Bewegungen ausführte. Diese spirituelle Erfahrung beeindruckte sie derart, dass sie ihren eigenen Yoga-Stil entwickelte. Das von Kundalini-Yoga beeinflusste TriYoga Flows ist eine Kombination aus fließenden Asanas, rhythmischen Pranayamas und Mudras. Dass Kali Ray diese bedeutungsvollen Handbewegungen in die Übungen integriert, hat seinen Grund: Die Mudras sollen helfen, sich und die eigenen Energien besser zu fokussieren. Durch die Symbiose von Asanas, Atem und Mudras sehen die Übungen zwar geschmeidig aus, sind jedoch auch fordernd – eine Kombination aus Weichheit, Flexibilität und Kraft.

Mehr Informationen unter: www.triyoga.com

Was heißt eigentlich: Nadi?

Als Nadis werden die feinstofflichen Kanäle bezeichnet, durch die prana (Lebensenergie) im Körper fließt. In manchen Texten heißt es, es gäbe insgesamt 72.000. Andere Quellen erklären 72 für besonders wichtig.

Ausgangspunkt der Nadis, die sich entlang der Wirbelsäule befinden sollen, ist der Kanda: Er sitzt im Beckenbodenbereich, der Basis der Energien. Auf der feinstofflichen Ebene soll dort außerdem die verborgene „Schlangen-Kraft“ (Kundalini) „aufgerollt“ oder „geringelt“ liegen.

Von besonderer Bedeutung sind drei Hauptleitbahnen: der zentrale Kanal, die Sushumna, sowie Ida- und Pingala-Nadi, die links und rechts von Sushumna zu finden sind. Nadi-Chakra bezeichnet die Gesamtheit der Nervenkanäle.

Wenn die Nadis verstopft sind, kann Prana nicht frei zirkulieren und den Körper nicht mehr mit Energie versorgen. Durch Nadi-Shodhana können die Kanäle gereinigt werden. Diese Art der Reinigung kann durch regelmäßige Asana-Praxis erfolgen oder durch bestimmte Atem- und Meditationsübungen.

Nadi-Shodhana bezeichnet außerdem eine Praktik der Wechselatmung, bei der jeweils ein Nasenloch abwechselnd beim Aus- bzw. Einatmen verschlossen wird.

 

Quelle: „Das Yoga-Lexikon“ von Wilfried Huchzermeyer

 

Mysterium?

Das „Geheimnis der Erleuchtung“ kann einen das ganze Leben kosten. Oder nur 8,99 Euro. Wenn ich die investiere, verspricht mir Deepak Chopra auf seiner DVD, die diesen Titel trägt, das „Mysterium des Universumszu erklären. Und warum es nicht etwa nur EIN Geheimnis gibt, sondern gleich ganze 14! Deepak Chopra ist ein amerikanischer Arzt, er stammt aus Indien und ist ein Schüler von Maharishi Mahesh Yogi (Transzendentale Meditation). Er hat zahlreiche Bücher zu Spiritualität, Gesundheit und Lebenshilfe geschrieben, die weltweit millionenfach über den Ladentisch gehen. Nun halte ich seine DVD in den Händen. Ich bin erstaunt: Eine Stunde lang sehe und höre ich einfach nur Chopra reden, keine Animation, keine Musik – was für ein Kontrast zur grell-rosa-funkelnden Gestaltung der DVD-Hülle. Die Aufnahme zeigt Chopra bei einem Vortrag in den USA. Was er sagt, ist interessant: Er spricht über das Bewusstsein, über das Gefühl der Verbundenheit mit allem, über Kontemplation und Erkenntnis. Ohne auffordernden Psycho-Quatsch und ohne pseudo-wissenschaftliche Überhebung. Er erklärt hinduistisch-philosophisches Grundwissen, und wer vorgebildete Ohren hat, hört: Er spricht über Yoga. Allerdings benötigt er dazu kein Wort Sanskrit und lässt sehr geschickt immer wieder Zitate und Geschichten aus der Bibel einfließen. Ein amerikanischer Hindu erklärt östliche Philosophie anhand christlicher Beispiele – genial! „Glaube“, sagt Chopra, „ist getarnte Ungewissheit. Vertrauen dagegen bedeutet: Sich mit dem Unbekannten wohl fühlen, Paradoxes aushalten, sich selbst vertrauen und dem „höheren Selbst“. Letztlich aber scheinen Chopras groß angekündigte Geheimnisse nur zusammengewürfelt, und wie man der Erleuchtung näher kommt, bleibt ein Mysterium.

 

Claudia Wiese

„Das Geheimnis der Erleuchtung“ von Deepak Chopra (Ascot Life!, 8,99 Euro)


 

Spring-Time

Kopf oder Zahl? Der Münzwurf ist ein schönes Bild dafür, dass es meist mehrere Blickwinkel gibt, aus der sich eine Situation betrachten lässt. Im Falle der Münze sind es mindestens zwei; und es soll sich bitte für einen davon entschieden werden. Bei ihrem neuen Album „Changing“ wollte die aus New York stammende Sängerin Spring diese Entscheidung nicht treffen. Vielmehr stellt sie die Münze auf den Rand, schnippt mit dem Finger dagegen und lässt den Zuhörer erleben, wie eine Scheibe zur Kugel wird. Auf den insgesamt zehn Titeln des Albums ist eine Vielzahl an Elementen vertreten. Auf der einen Seite sind da die gesungenen Mantras – in hebräischer Sprache und auf Sanskrit. Auf der anderen Seite gibt es eine Vielzahl an Songwriter-Titeln, die sich nahtlos und harmonisch in das Konzept eingliedern. Alle Stücke unterscheiden sich stark in ihrem Tempo. Wo gerade noch ekstatisch Wiederholung um Wiederholung gesungen wird, wechselt das Timbre im nächsten Track zu treibenden Folk-Klängen. Sie werden durch einige experimentelle synthetische Sounds ergänzt, die aber dem Wesen der Platte nicht widersprechen. Vielmehr entsteht eine sehr stimmungsvolle und abenteuerliche Reise an die Grenze zwischen Entspannung und Anregung. Das Fazit: Bei „Changing“ muss man sich eben nicht entscheiden. Die Münze bleibt in Bewegung.

 

Emanuel Prestele

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