Als “Wissenschaft vom langen Leben” sollte Ayurveda eigentlich wissen, wie das geht mit dem guten Altwerden. Und tatsächlich kennt die traditionelle Gesundheitslehre Indiens viele gute Tipps, um bis ins hohe Alter vital, gesund und leistungsfähig zu bleiben.
Text: Kerstin Rosenberg / Titelbild: Alessandro Biascioli via Canva
Morgens warmes Wasser trinken, regelmäßige Ölmassagen, eine ausgewogene, antioxidantien-reiche Ernährung und wirkungsvolle Nahrungsergänzungen (sogenannte Rasayanas): Wer den ayurvedischen Empfehlungen für eine gesunde Tagesroutine folgt, macht eigentlich fortlaufend eine Verjüngungskur. Ohne viel Tamtam oder teure Zusatzprodukte optimieren die Regeln der Ayurveda-Ernährung nachhaltig den Zellstoffwechsel und damit eine jugendliche Ausstrahlung und Körperkraft. Ganz zentral dabei ist die Ernährung: Mit frischen, regionalen Nahrungsmitteln, ausgewogener Geschmacksvielfalt und verdauungsfördernden Gewürzen wird der Stoffwechsel auf nachhaltige Weise gestärkt. Auch die Kombination der Nahrungsmittel und die Mengen spielen eine wichtige Rolle, um toxische Verdauungsrückstände (sogenanntes Ama) und Blockaden in den Zirkulationskanälen (Srotas) zu vermeiden.
3 verjüngende Ayurveda-Ernährungsregeln
1. Wähle Nahrungsmittel, die einen regenerativen Zellstoffwechsel stärken. Dazu gehören alle grünen Blattgemüse, Sprossen, Mungbohnen, Trauben, Mangos, Avocados sowie Mandeln, Walnüsse, Sesamöl und Ghee.
2. Verwöhne deinen Körper mit hochwertigen Ölen, sei es innerlich beim Essen oder äußerlich mit regelmäßigen Ölmassagen. Je nach Jahreszeit und Konstitution empfehlen sich naturbelassenes Sesam- und Kokosöl, kaltgepresstes Olivenöl und Ghee aus Sauerrahmbutter.
3. Vermeide ungünstige Nahrungsmittelkombinationen:
- Milch mit rohen Früchten, Fisch und Fleisch
- Milchprodukte (wie Joghurt oder Käse) mit Tomaten, Zitrusfrüchten oder Beeren
- Fisch, Fleisch und Eier zusammen in einem Menü
Glücklich altern – wie geht das ayurvedisch?
60 sei das neue 40, wird immer häufiger propagiert, Schönheits-OPs und Botox haben Hochkonjunktur und Greise nennen sich lieber “Best-Ager”. Warum fällt es uns heutzutage so schwer, das natürliche Altern zuzulassen und zu akzeptieren? Es ist sicherlich nicht leicht, dabei zuschauen zu müssen, wie der eigene Körper Spannkraft, Kontur und jugendliche Schönheit verliert. Vielmehr noch ist es aber eine spirituelle Herausforderung, im Alter den richtigen Platz in der Gesellschaft einzunehmen. Bis zur Mitte unseres Lebens – also bis in die Vierziger hinein – sind wir energetisch mit allem ausgestattet, was uns ein Leben auf der Überholspur erlaubt: Karriere, Familie, soziales Engagement und erfolgreiche Selbstständigkeit – alles und noch mehr ist gleichzeitig möglich!
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Die 3 Gunas und ihre zugehörigen Lebensphasen
Das Erklärungsmodell aus Yoga und Ayurveda dazu lautet, dass die menschlichen Lebensphasen Kindheit, Lebensmitte und Alter von den drei universellen Grundkräften Tamas, Rajas und Sattva bestimmt werden. Rajas, die mentale Aktivität, Tatkraft und Produktivität ist von Mitte 30 bis Ende 40 besonders stark ausgeprägt. Das heißt, wir strotzen in dieser Phase des Lebens vor Kraft und dem Willen, unsere Ideen und Wünsche erfolgreich umzusetzen. Viele von uns tragen große Verantwortung, nehmen berufliche Führungspositionen ein oder gehen mutig ihren ganz eigenen Weg.
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Ab Anfang 50, wenn die Meno- und Andropause beginnt, nehmen die rajasischen Kräfte ab. Damit scheint der persönliche Erfolgsstern zu verblassen. Wir werden sanftmütiger, aber auch weniger effizienzorientiert und produktiv. Mit dem ansteigenden Alter sehen wir die “Jungen” an uns vorbeiziehen und dabei Positionen besetzen, Aufgaben meistern und Erfolge feiern, die wir in den letzten Jahren selbst für uns beansprucht haben. Eine echte Herausforderung für das Ego!
Nun heißt es, in Würde zu altern und die Techniken von Yoga und Ayurveda nicht nur für den körperlichen Anti-Aging-Effekt zu nutzen, sondern auch zur inneren Gelassenheit und Transformation. Pranayama, Meditation und die regelmäßige Einnahme von Brahmi (Bacopa monnieri, siehe unten) sind der Schlüssel zur Balancierung von Körper, Geist und Seele. Jetzt geht es darum, innerlich zu reifen und den Zustand zu erlangen, der in den indischen Schriften umschrieben wird als: “wenn sich Liebe und Weisheit umarmen”: Sattva.
Ayurveda-Tipp: Brahmi als Nahrungsergänzung
Das nach Gott Brahman benannte Brahmi (Bacopa monnieri) ist die optimale Heilpflanze für den ganzheitlichen Alterungsprozess. Sie wird traditionell zur mentalen Stärkung der spirituellen Entwicklung eingesetzt, wirkt positiv auf alle neurologischen Funktionen, verbessert das Gedächtnis und aktiviert den regenerativen Zellstoffwechsel. Die optimale Pflanze also, um auf gesunde, strahlende und gelassene Weise zu altern.
KERSTIN ROSENBERG ist eine international bekannte Ayurveda-Expertin, Seminarleiterin und Buchautorin. Gemeinsam mit ihrem Mann Mark leitet sie das Ayurveda Gesundheits- und Kurzentrum in Birstein. Mehr Infos unter www.rosenberg-ayurveda.de
Titelbild: Syda Productions via Canva
Hier erklärt dir Kerstin Rosenberg die drei Gunas im Detail und gibt dir sattvische Rezept-Tipps mit auf den Weg: