Kleine Übung, große Wirkung: Wenn du diesen hübschen Halbmond öfter mal aufgehen lässt, wirst du lockerer gehen, freier atmen und dich insgesamt stabiler fühlen. Unsere Asana-Kolumnisten und Faszien Yoga Spezialistin Amiena Zylla erklärt wie…
Darf ich vorstellen: Die Bahn, die alles kann. Die Rede ist von der seitlichen Faszienbahn, oder vielmehr den beiden seitlichen Bahnen, denn natürlich haben wir je eine auf der rechten und auf der linken Seite des Körpers. Ohne diese Faszienketten wären wir ziemlich haltlose Geschöpfe: Wir könnten weder aufrecht stehen noch gehen. Besonders wichtig für den menschlichen Gang auf zwei Beinen ist das Iliotibiale Band, kurz IT-Band, das Teil dieser Faszienbahn ist. Dass wir ohne diese wichtige Stütze geboren werden und sie erst beim Laufenlernen ausbilden, ist einer der Gründe, warum Kleinkinder erst mal so wackelig auf den Beinen sind.
Später verursacht ein nicht intaktes IT-Band häufig Knieschmerzen. Gerade Leistungssportler, vor allem Läufer und Fußballer, haben oft Probleme mit einem übertrainierten und zu starken Band. Umgekehrt gilt ein zu schwaches, untrainiertes IT-Band als Auslöser für Cellulite. Wobei man hier ganz ehrlich sagen muss, dass die berüchtigte “Orangenhaut” auch genetisch bedingt ist. Faszien-Yoga kann zwar dagegen wirken, aber man wird sie damit nicht komplett los.
Was viel wichtiger ist: Die beiden seitlichen Faszienbahnen sorgen nicht nur anatomisch dafür, dass wir in Balance bleiben, sie scheinen uns auch mental besser ins Gleichgewicht zu bringen. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass diese Gewebe eine wichtige Rolle für die Atmung spielen. Der Grund: Die an der Atembewegung maßgeblich beteiligten Zwischenrippenmuskeln, sogenannte Atemhilfsmuskeln, sind allesamt von der Faszie umgeben. Dehnen, stimulieren und nähren wir sie mit Bewegung, werden wir also nicht nur mit mehr anatomischem Halt und einem federnden Gang belohnt, sondern auch mit einer leichten, befreiten und verbesserten Atmung – und genau das bewirkt die Übung auf dieser Seite.
Verlauf der seitlichen Faszienbahnen
- Sie beginnen jeweils unten an den Fußaußenkanten und
- ziehen sich seitlich entlang der Unter- und Oberschenkel aufwärts.
- Am Oberkörper kleiden sie den gesamten Brustkorb, genauer gesagt die Zwischenräume der Rippen, wie ein Korbgeflecht aus.
- Von dort ziehen sie sich weiter nach oben bis zu ihrem Endpunkt unterhalb der Ohren.
Step-by-step Anleitung
- Beuge im Stand deine Beine und stütze dich mit den Händen an den Oberschenkeln ab. Dabei neigst du deinen Oberkörper leicht nach vorne.
- Nun kreuzt du das linke Bein hinter dem rechten und streckst es lang nach rechts hinten aus. Der linke Fuß liegt dabei auf seiner Außenkante. Dein rechtes Bein bleibt gebeugt.
- Hebe deinen Oberkörper in eine möglichst aufrechte, gestreckte Position, bevor du ihn so weit nach rechts beugst, wie es geht.
- Strecke deine Arme nach oben und ziehe mit der rechten Hand am linken Handgelenk. Zum Schluss neigst du den Kopf nach rechts – rechtes Ohr zur rechten Schulter. Nach etwa 30 Sekunden wiederholst du die Übung zur anderen Seite.
Praxis-Tipp
Um den Rücken zu schonen, solltest du die Wirbelsäule und den Bauch richtig lang nach oben strecken, bevor du sie zur Seite neigst.
Wirkung
- schafft innere und äußere Balance
- verbessert die Atmung
- lindert Knieschmerzen
- mobilisiert die Wirbelsäule
Mehr zu Amiena findest du unter: amienazylla.com & instagram.com/amienazylla. Titelbild: Susanne Schramke