Volker Mehl kocht Ayurveda, wie es keiner vor ihm getan hat. In seinem Buch „So schmeckt Glück“ übersetzt er es direkt in unseren Alltag – inklusive erstaunlich regionaler Rezepte und besonderer Geschichten aus dem ganz normalen Leben.
Volker, der Titel deines neuen Buchs ist pure Verheißung:
„So schmeckt Glück“. Was bedeutet dieses Gefühl für dich?
Glück heißt für mich vor allem, im positivsten Sinn satt zu sein. Es bedeutet, völlig zufrieden mit dem zu sein, was gerade da ist. Schmecken können wir in dem Moment, wo ein Gericht ein Gefühl völliger Zufriedenheit auslöst, ohne Gefühle von Mangel oder Langweile.
Der Untertitel lautet „Meine ayurvedische Heimatküche“. Geht es hier „back to the roots“? Können wir uns auf ayurvedisch zubereitete Sauerkraut-Gerichte freuen?
Mit „Heimat“ meinen wir in diesem Zusammenhang, achtsam und verbunden mit dem zu sein, was sich unmittelbar um uns herum befindet. Das Hauptproblem des Ayurveda ist ja immer noch die Sichtweise „Indien, Kurkuma, Buddha und Kreuzkümmel“. Das ist natürlich völlig verkürzt. Im Ayurveda ging es schon immer um die Wechselwirkung zwischen uns und unserer direkten Umwelt. Somit habe ich versucht, mit regionalen Zutaten zu kochen und es in unserer Sprache zu erklären. Sauerkraut taucht zwar nicht auf, aber auf jeden Fall Weißkraut!
Neben Rezepten wie Buchweizenpfannkuchen mit Kardamom-Aprikosen, Rübenauflauf mit Petersilie-Rucola-Salat oder einem veganen Tiramisu erzählt dein Buch Geschichten von Menschen, die ein besonderes Leben, aber nicht direkt etwas mit Ayurveda zu tun haben.
Im Ayurveda geht es für mich sehr viel um Demut, Respekt und Lebensnähe. Das gilt natürlich nicht nur fürs Kochen. Deshalb finde ich eine Gärtnerin, Veteranen aus dem Kohlebergbau und ein 63 Jahre lang verheiratetes Ehepaar für die Vermittlung des Themas viel spannender als seitenlange philosophische Exkurse. Wir portraitieren reale Menschen mit echten Geschichten.
In deinem Kochatelier in Wuppertal bietest du unter anderem Männer- und Kinder-Kochkurse an, fusionierst Ayurveda mit der kretischen Küche und legst währenddessen gelegentlich auf.
Mir geht es stark um Lebensfreude und Wege, mit denen ich den unterschiedlichsten Menschen den Schatz des Ayurveda näherbringen kann. Ganz wichtig ist mir dabei, dass es nicht das reine, einzig wahre Ayurveda gibt. Vielmehr möchte ich es ins Hier und Jetzt übersetzen, ohne die Grundideen aufzugeben. Dazu gehört unter anderem, dass ich zum Kochen auch mal ein paar Platten auflege.
Zusätzlich berätst du die Abteilung Naturheilkunde am Klinikum Charité Berlin. Wenn man es überhaupt so kurz zusammenfassen kann: Welchen therapeutischen Nutzen kann ayurvedische Ernährung haben?
Für mich stellt sich vor allem die Frage: Welchen Nutzen hat eine Therapie ohne die passende Ernährung? 50 Prozent aller Krankenhauspatienten rühren ihr Essen gar nicht an und viele verlassen die Klinik mit Mangelerscheinungen. Es ist schon absurd, dass man im Jahr 2013 überhaupt über den Stellenwert von Ernährung im Krankenhaus diskutieren muss. Aus Sicht des Ayurveda ist das therapeutische Steinzeit.
Sehr viele Rezepte in „So schmeckt Glück“ sind vegan. Hat es da auch bei dir persönlich eine Entwicklung gegeben?
Nicht wirklich. Die Themen Achtsamkeit und bewusste Ernährung waren mir schon immer wichtig. In erster Linie will ich Rezepte erfinden, bei denen im Mund etwas passiert. Dass am Ende über die Hälfte vegan geworden ist, hat sich im Verlauf der Entstehung einfach ergeben.
Tür an Tür mit deinem Kochatelier hast du einen Yogaraum eröffnet, in dem unter anderem die Stilrichtung „Ayurveda Flow“ unterrichtet wird. Was hat es mit damit auf sich?
In diesen Stunden versuchen wir, die Empfehlungen des Ayurveda konkret für die Yogapraxis umzusetzen und angepasst an die Tages- und Jahreszeiten zu üben. Somit können wir noch mehr aus dem immensen Potenzial der Verbindung von Ayurveda und Yoga schöpfen. Und natürlich gibt es hinterher ein anständiges Essen, damit nach dem Yoga keiner mit dem Käsebrot auf der Couch sitzt!
Weitere Informationen zu Volker Mehl und „So schmeckt Glück“
(Kailash, ca. 20 Euro) unter: www.volker-mehl.de