Dies.Das.Asanas. – Der betende Storch

Auch dieses Mal stelle ich wieder eine neue, fetzige Haltung vor, die man nicht in den traditionellen Yogabüchern findet. Diese hier hatte bisher noch nicht einmal einen Namen. Ich hab einen gefunden: der betende Storch.

Utthita Hasta Padangushthasana – schwieriger Name? Dabei klingt diese Asana in Sanskrit noch lange nicht so kompliziert wie im Deutschen. Übersetzt heißt sie nämlich „Ausgestreckte-Hand-greift-große-Zehe-Position“. Da es hier auch noch um eine Variante geht, bei der das gegriffene Bein zur Seite gestreckt wird und man sich nach vorne beugt, wäre der Name kaum auszusprechen, geschweige denn zu merken. Deswegen taufe ich sie jetzt der Einfachheit halber: betender Storch. Diese Balance-Übung macht richtig viel Spaß, wenn man zentriert ist. Mir gefällt vor allem das Spiel mit den rechten Winkeln, die entstehen, wenn man sich gestreckt ausrichtet. Die Asana kräftigt Beine, Po, Rumpf und Fußgelenke, dehnt die Rückseiten der Beine und verbessert die Fähigkeit, auf einem Bein im Raum zu balancieren.

Muss ich das können?
Nicht unbedingt. Aber falls Utthita Hasta Padangushthasana mit oder ohne Gurt stabil ist, können Sie sich spielerisch an diese Herausforderung wagen.

Was muss ich dafür tun?
Grundvoraussetzungen sind Dandasana (Stabhaltung), also das aufrechte Sitzen mit nach vorn ausgestreckten Beinen, und Upavishtha Konasana (Grätsche im Sitzen) in der Variante ohne Vorwärtsbeuge.

Ist das gefährlich?
Nein. Im „Fall des Fallens“ lässt man einfach den Fuß, bzw. Gurt los und landet auf beiden Füßen. Kontraindikationen: Verletzungen des Fußgelenks oder des unteren Rückens.

Schritt für Schritt

1 Sie starten in Tadasana (Berghaltung). Heben Sie das linke Knie zur Brust. Sobald Sie stabil stehen, beugen Sie sich leicht nach vorn und greifen mit der linken Hand innen am Oberschenkel vorbei den großen Zeh, die Fußaußenkante oder (wenn Sie einen Gurt benutzen) beide Gurtenden.

2 Richten Sie sich wieder auf, strecken Sie das Standbein und schieben Sie die Schädeldecke aus der Körpermitte heraus Richtung Zimmerdecke.

3 Mit der nächsten Einatmung betonen Sie nochmals diese Aufrichtung, mit der Ausatmung strecken Sie langsam das linke Bein zur linken Seite.

4 Lassen Sie den Blick langsam Richtung Boden wandern und beugen Sie sich gleichzeitig mit gestrecktem Rücken nach vorne. Die rechte Hand können Sie in einem halben Anjali-Mudra vor’s Herz legen oder zur Stabilisierung an die rechte Hüfte.

5 Jetzt beginnt das Spiel mit der Balance: Erlauben Sie Mini-Bewegungen im rechten Fuß und denken Sie daran, dass Balance bedeutet, Bewegungen zuzulassen und auszugleichen, und nicht, dass man sich ein Standbein aus Beton wünscht.

6 Halten Sie den betenden Storch möglichst fünf Atemzüge lang. Beim Aufrichten mit einer Einatmung können Sie das Standbein leicht beugen. Dann strecken Sie das linke Bein nach vorne und lassen den Fuß los. Nachdem Sie die Beine etwas gelockert haben, wiederholen Sie das Ganze auf der anderen Seite.

Einsteiger-Variante:
Manchmal darf es etwas mehr Unterstützung sein. In diesem Fall können Sie den gehobenen Fuß auf einer Tischkante ablegen und sich mit den Händen an einer Stuhllehne festhalten.


Foto: Richard Pilnick

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