Bewegung ist eine absolute Notwendigkeit – nicht nur für die Faszien. Warum das so ist, erklärt unsere Faszienexpertin Amiena in dieser Folge ihrer Kolumne – und sie zeigt auch gleich eine Übung, mit der du deinen gesamten Körper spielerisch beleben und massieren kannst.
Bewegungsmangel, Schonhaltungen, Operationen oder auch psychischer Stress und die damit verbundene ständige Anspannung im Körper – all das verklebt und verfilzt unsere Faszie. Sogar Traumata können sich in diesem komplexen Netz aus Bindegeweben festsetzen. Ist die Faszie erst einmal verklebt, verhärtet oder verkürzt, nehmen ihre elastischen (also dehnbaren) Anteile ab und sie werden starr und unbeweglich. Die Folge: Der Bewegungsspielraum von Muskulatur und Gelenken wird eingeschränkt und damit nimmt die Gesamtbeweglichkeit des Körpers immer weiter ab, denn selbst wenn die Muskeln die nötige Kraft und Beweglichkeit hätten, kämen sie nicht in die entsprechenden Positionen.
Aber nicht nur die Beweglichkeit, auch Kraft und Verletzungsanfälligkeit hängen vom Zustand unserer Faszie ab: Ein gesundes Bindegewebe ist fest und elastisch zugleich, es garantiert eine Belastbarkeit von Sehnen und Bändern, vermeidet schmerzhafte Reibereien an den knorpeligen und knöchernen Elementen und schützt die Muskulatur vor Verletzungen.
Verklebte Faszien sind oft die Ursache für Schmerzen
Seit einiger Zeit weiß man, dass der Großteil der Rückenschmerzen, aber auch Schulter- und Nackenbeschwerden und sogar viele Sportverletzungen und der altersbedingte Verschleiß von Gelenken ihre Ursache häufig nicht in der Muskulatur haben, sondern zu einem wesentlichen Teil mit verfilzten, verklebten und damit unflexiblen Faszien in Zusammenhang stehen.
Ein besonders eindrückliches Beispiel dafür sind Rückenschmerzen: Durch das häufige und lange Sitzen und die damit verbundenen einseitigen Belastungen werden die Strukturen an der Körpervorderseite zum einen schlecht mit Nährstoffen versorgt, zum anderen verkürzen sie. Andererseits kann auch eine verklebte Wadenfaszie über die rückseitige Beinmuskulatur einen schmerzhaften Einfluss auf den unteren Rücken oder sogar auf die Schultern ausüben. Genau aus diesem Grund ist vielseitige und ganzheitliche Bewegung mit einem guten Augenmerk auf die Faszien so wichtig: Man kommt durch sie schneller an die wahre Ursache von Beschwerden heran.
Bewegung ist die Lösung für gesunde Faszien
Unsere Faszie ist demnach das Abbild davon, wie wir uns und unseren Körper bewegen und belasten. Sie passt sich den unterschiedlichen Belastungen an und ist somit maßgeblich für unser Erscheinungsbild verantwortlich. Bewegung ist also der Schlüssel und wir können nur gesund sein, wenn wir uns regelmäßig und so vollständig wie möglich in alle Winkel unseres Körpers bewegen und strecken. Nur dann bleibt die Faszie locker und flexibel.
Übung: Der verdrehte Hund
1. Du beginnst im Vierfüßlerstand: Richte die Knie unter den Hüften und die Handgelenke unter den Schultern aus. Stelle deine Zehen auf und aktiviere Hände und Schultern.
2. Aus dieser Aktivität heraus hebst du die Knie und schiebst das Becken nach hinten, oben in den herabschauenden Hund.
3. Für die eigentliche Übung löst du nun den linken Fuß von der Matte und schiebst ihn vor dem rechten Bein nach rechts und so weit nach zur Seite wie möglich. Lege die linke Fußaußenkante auf dem Boden.
4. Der rechte Fuß dreht leicht mit, auch Arme und Rumpf dürfen spielerisch mitgehen, wenn du nun deinen Kopf mal nach rechts, mal nach links wendest.
5. Wiederhole die Übung, indem du das rechte Bein über vorne mit dem linken überkreuzt.
Tipp: Sei spielerisch beim Faszienyoga
Wie immer sollst du im Faszienyoga wirklich spielen – ohne Bedenken zu haben, ob du die Übung nun richtig machst oder nicht. Verabschiede dich von der Idee von Perfektion und stürze dich stattdessen ins Vergnügen an Bewegung. Verändere und variiere die Positionen von Armen, Beinen, Oberkörper und Kopf. Geh mit deiner Intuition, also damit,
worauf du Lust hast.
Wirkungen des verdrehten Hundes:
- Massiert den ganzen Körper
- Macht den Kopf frei
- Löst Verspannungen
- Reduziert Stress
- Stimuliert die Bildung von Glückshormonen
Mehr Tipps und Anregungen gibt es hier: youtube.com/amienazylla & auf Insta @amienazylla
Amiena war auch im “YogaWorld Podcast” zu Gast und hat dort über ihr Lieblingsthema gesprochen: