Ursachen für verwirbeltes Denken sind nach dem Yogasutra Krankheit, Starrsinn, Zweifel, Lässigkeit, Faulheit, Maßlosigkeit, verwirrte Sicht, das Gefühl, keinen festen Boden unter den Füßen zu haben und Konzentrationslosigkeit. Sie führen zu Leiden, Missmut, Nervosität und stoßender Atmung (Yogasutra 1,29-31). Patanjali sagt außerdem, dass der Gedankenfluss dringend geklärt werden muss, weil die Gedanken unsere Wahrnehmung der Dinge formen und die Basis dessen sind, was wir sagen und tun.
1. Den Geist auf einen Gegenstand ausrichten (YS 1,32)
Sich auf ein Objekt zu beschränken, ist nichts anderes, als Konzentration zu üben. Eine einfache Möglichkeit ist, sich aufrecht hinzusetzen, die Augen zu schließen und sich auf den Atem zu konzentrieren. Um den Geist bei Laune zu halten, werden die natürlichen Atemzüge gezählt. Und zwar bis neun.
2. Positive Grundstimmung schaffen (YS 1,33)
Gefühle von Freundschaft, Mitgefühl, Freude und Gleichmut – normalerweise werden die genannten Gefühle durch äußere Einflüsse ausgelöst. In dieser Übung sollen sie von innen heraus, zum Beispiel über Erinnerungen oder innere Bilder, entstehen. Nach und nach fallen dann auch diese Trigger weg und die positiven Gefühle bestimmen uns. Wir handeln danach.
3. Ruhiger Atem, freie Gedanken… (YS 1,34)
Ist der Atem ruhig, ist auch der Geist ruhig, sagt die Hatha Yoga Pradipika (2,2). Das Verlängern der Ausatmung und das Pausieren nach der Ausatmung fahren das Stress-System herunter. Der Parasympathikus – der Ruhenerv – wird aktiv, der Geist entspannt sich. Diese Übung kann im Liegen, Sitzen oder auch sehr gut in Pashchimottanasana (Vorwärtsbeuge im Sitzen mit gestreckten Beinen) in Verbindung mit einer verlängerten Ausatmung und Uddiyana Bandha (Bauchverschluss) ausgeführt werden.
4. Handeln im Flow – Karma Yoga (YS 1,35)
Aus dem Leben gegriffen bezeichnet Karma Yoga in etwa den Zustand, den man im versunkenen Spiel von Kindern beobachten kann. Erwachsene müssen sich das manchmal erarbeiten. Wenn es geschieht, bezeichnet man das auch als Flow. Es kann bei täglichen Dingen passieren, oder auch in einer gut geführten Yogaklasse, wenn man den Ansagen des Lehrers folgt, den Atem spürt und völlig darin aufgeht.
5. Licht ins Dunkel bringen (YS 1,36)
Das Vergegenwärtigen von Licht oder erhellenden Gedanken und Gefühlen ist eine weitere Technik, zu mehr geistiger Ausgeglichenheit und Konzentrationsfähigkeit. Daraus resultiert Schmerz- oder Kummerlosigkeit, sagt Patanjali. Man nutzt die positive Form der Vorstellungskraft (Sanskrit: Citta Vikalpa) um zu geistiger Erhellung zu gelangen.
6. Beharrliches Üben und Leidenschaftslosigkeit (YS 1,37)
Eifersucht, Habenwollen, Hass – Leidenschaft führt in die falsche Richtung. Der Zustand des Yoga wird erreicht durch beharrliches Üben und Leidenschaftslosigkeit (YS 1,12). Das sagt sich leichter, als es sich tut. Ein Beispiel: So lange vor einem Paar Schuhe des Begehrens sitzen, bis sich der drängende Wunsch, sie zu besitzen, in Ruhe und Gleichmut auflöst. So werden die Gehirnsynapsen zum Positiven manipuliert.
7. Erholsamer Schlaf (YS 1,38)
Wenig ist so erfrischend wie guter Schlaf. Patanjali rät, den Schlaf (Traum- wie Tiefschlaf) zu untersuchen und gegebenenfalls das Verhalten hin zu einem erholsamen Schlaf zu verändern. Darum geht es im Yoga auch, sagt Prof. Krishnamacharya: Man ersetzt negative Muster durch positive.
8. Aus der Vielfalt das Passende wählen (YS 1,39)
Nicht alles funktioniert bei jedem. Patanjali schlägt hier – etwas lapidar – die Meditation auf ein Thema der Wahl vor. Das heißt, man übt sich in Konzentration auf etwas, das bei einem selbst wirkt. Finden Sie also selbst heraus, was bei Ihnen funktioniert.
Die wunderbare Lehrerin Manorama sagt: Yoga ist wie ein Date mit sich selbst. Man schaut genau hin. Findet die Vorlieben heraus. Und kann wie beim nächsten Date dafür sorgen, dass alles perfekt ist. Aber ist das nicht ein Ego-Boost? Nein, denn es geht darum, die Gedanken zu klären und zu beruhigen. Es geht um Klarheit.