Sind Gurus eigentlich noch zeitgemäß? In ihrem neuen Buch „Die sieben Perlen des Yoga“ stellt Anna Trökes sieben Meister und Meisterinnen vor, die bestimmte Yogarichtungen und – aspekte besonders geprägt haben. Eine spannende Auswahl, die die Grande Dame der deutschen Yogaszene da getroffen hat: Gurmukh Kaur Khalsa für Kundalini Yoga, Dr. Shrikrishna für den zentralen Yogaaspekt des Pranayama, Ursula Lyon für den Buddhistischen Yoga, Reinhard Gammenthaler für Tantra Yoga, Mark Whitwell für Yoga of Heart, R. Sriram für Vinyasa Krama und Kali Ray für Tri Yoga Flows. Jeder berufliche Ausbildungsweg stellt uns Lehrmeister (Ausbilder) zur Seite. Meister, die über einen Meisterbrief verfügen, der sie zum Ausbilden berechtigt. Warum reagieren wir auf spiritueller Ebene aber oft mit großem Misstrauen auf Menschen, die sich als Meister oder Meisterin auf dem Yogaweg anbieten? Eine Frage, der Trökes in ihrem Buch nachgeht, mit dem sie die Beziehung zwischen Guru und Schüler näher beleuchtet. Sie selbst blickt dankbar auf viele Jahre der Gefolgschaft zurück, wie man es in ihrer Einführung lesen kann: „Sie (die Meister, Anm. d. Red.) machten mir Mut, meinen dunklen Seiten zu begegnen und beraubten mich meiner falschen Hoffnungen. Schon alleine für die Aussicht dafür – für die Begleitung durch garstige Landschaften unserer Seele – sollten wir uns dankbar einem Guru zuwenden können.“
Fazit: Jedes Kapitel gibt eine Einführung zum jeweiligen Yogastil, dessen Entstehungsgeschichte und Schwerpunkt. Dann folgt ein Interview mit dem Meister oder der Meisterin, die diese Stilrichtung entscheidend geprägt, wenn nicht so gar „entwickelt“ hat. Ansprechend fotografierte Übungsstrecken mit Atemübungen oder charakteristischen Asanas runden jedes Kapitel ab. Liest man die Berichte der Yoga-Gurus, klärt sich auf wunderbare Weise eine mystischer Nebel, der den Yoga sooft umgibt. Es wird klar: Yoga ist ein erlernbarer Weg, der uns mit dem großen Ganzen in Verbindung bringen und Spiritualität erfahrbar machen kann. Doch nur diszipliniertes Praktizieren bringt den Einzelnen auf den seinem Yogaweg weiter. Die Devise heißt ganz pragmatisch: dranbleiben. Das Buch macht neugierig, sich mit den vielen verschiedenen Stilrichtungen des Yoga auseinander zu setzen und sich eingehender mit der Guru-Idee zu befassen. Vor allen Dingen vermittelt Anna Trökes, dass man beides sein kann – Lehrer und Schüler. Und dass der Sitz des Schülers nicht die Aufgabe des eigenen kritischen Geists bedeutet.
Diana Krebs
„Die sieben Schätze des Yoga“ von Anna Trökes (Gräfe und Unzer Verlag, 14,99 Euro)