Ab durch die Mitte! Was die Richtung betrifft, kann es von dort aus auf- oder abwärts gehen. Die Yogalehrerinnen Desiree Rumbaugh (58, links) und Michelle Marchildon (56, rechts) blicken zusammen auf eine über 50-jährige Yogapraxis zurück. Für sie ist die Lebensmitte eine Zeit für Resumees, aber auch für Neustart und Wachstum. Sie verraten uns 5 Tipps, wie man Yoga für Ü50 nicht nur weiter üben, sondern sogar deutliche Fortschritte machen kann.
1. Präzisere Ausrichtung
Bei Yoga für Ü50 steigt in fließenden Yogastilen die Verletzungsgefahr. Anders ist das bei Stilen wie Iyengar Yoga, das besonderen Wert auf die Ausrichtung legt. “Vinyasa ist wunderbar. Aber vor allem als Einstieg für Ältere nicht geeignet. So flexibel man auch sein mag”, sagt Michelle Marchildon. Um Verletzungen vorzubeugen, sollte man unbedingt einen in präziser Ausrichtung erfahrenen Lehrer wählen. Entsprechendes Üben sorgt dabei auch für größere Sicherheit in fließenderen Klassen.
2. Zusätzliches (Kraft)training
Lange verließ sich Desiree Rumbaugh auf Yoga als einzigen Sport. Mit 51 empfahl ihr ihre Tochter, Personal-Trainerin, die Praxis mit Krafttraining zu ergänzen. “Damals war ich sehr gelenkig, konnte aber nicht lange joggen, Klimmzüge machen oder irgendetwas, das Kraft aus der Mitte braucht.” Nach 50 baut sich Muskelmasse schneller ab, was Sehnen und Bänder verletzungsanfälliger macht. “Pilates, Hantelübungen, Cardio. Trainiere zusätzlich etwas, was dir Spaß macht.”
3. Rückblickend lernen, nach vorne orientieren
“Wir sind nur ein winziger Punkt im Universum, also sollte man seine Probleme nicht zum Mittelpunkt aller Dinge machen”, sagt Desiree Rumbaugh als Mutter, deren Sohn gewaltsam zu Tode kam. Vor allem in Relation zu den üblichen unerfreulichen Alltagsthemen gibt das zu denken. “Mit zunehmenden Alter wird uns deshalb bewusst, dass jeder in seinem Leben mit Tiefen zu tun hatte. Sie hinterlassen einerseits Spuren. Gleichzeitig sollte man nicht zu tief in ihnen verweilen.” Oder wie Marchildon danach ergänzt: “Unsere Erlebnisse verändern uns immer. Mit Glück zum Besseren.”
4.Gemeinschaft finden
Die Lebensmitte wirft viele Fragen auf. Manchmal hat man das Gefühl mit seinen Sorgen alleine zu sein. Der Tipp dafür liegt auf der Hand. Besuche deshalb Yogastunden, statt nur alleine zuhause zu üben. Die Chance dabei ist groß, Gleichgesinnte zu finden. So simpel es auch klingt. Finde neue Freunde, gerne auch jüngere! Neue Impulse und überraschende Sichtweisen vermeiden die bittere Haltung, die sich manchmal mit zunehmendem Alter einschleicht.
5. Zeit zu spielen
Yoga lässt uns an die Zeit als Kind zu erinnern. Beispielsweise lachen, spielen und kreativ sein. “Wir nehmen Yoga sehr ernst, versuchen aber, uns selbst mit Humor zu nehmen“, so Marchildon. Natürlich möchten wir Haltungen gerne beherrschen. Aber essentiell bedeutet Yoga ja nie, “gut” zu sein. Sondern Leichtigkeit zu erfahren und mit Hilfe des Körpers neue Dinge zu probieren. “Durch unsere Tränen lachen zu können. Das macht uns aus”, lautet Rumbaughs Überzeugung. “Für mich ist es das Geheimelixier, um auf und abseits der Matte gut zu altern.”