Das Thema ist nicht neu, wohl aber die intensive öffentliche Auseinandersetzung damit: Das Leid der Tiere, ihr Schutz, ihre Rechte. Immer mehr Autoren und Autorinnen greifen die Thematik auf , schreiben Bücher dazu und regen zum Nachdenken an: Was kann die Gesellschaft, was können wir als Konsumenten tun, damit die Würde der Tiere künftig beachtet und vielleicht irgendwann auch geachtet wird? Dagmar Schult, Insa Janssen und Silke A. Eisenbeiß haben verschiedene Bücher dazu gelesen und fassen die Fakten für YOGA JOURNAL zusammen:
Tiere klagen an
Der Schweizer Rechtsanwalt Antoine F. Goetschel beleuchtet aus juristischer Perspektive zentrale Aspekte des Tierrechts und -schutzes. Das schafft er ganz ohne Polemik und sehr differenziert. Indem er konkrete Möglichkeiten aufzeigt, sich zu engagieren, lässt er uns mit der Frage nach der Würde und dem Schutz der Tiere nicht allein. Goetschel, der schon in der Vergangenheit als „Anwalt der Tiere“ bezeichnet wurde, ist seit 30 Jahren Aktivist und war wesentlich daran beteiligt, dass Tierrechte in der Schweiz Verfassungsstatus haben. Sein Fazit: Wer, wenn nicht wir, soll sich einsetzen für die, die keine Stimme haben – und wann, wenn nicht heute?
„Tiere klagen an“ von Antoine F. Goetschel, Scherz, ca. 20 Euro
Streicheln, mästen, töten
Aus einer vollkommen anderen Warte schreibt Anton Rotzetter. Der Autor ist Theologe und Kapuzinermönch und hat über Franz von Assisi (seinen Ordensgründer) promoviert. Er empfiehlt seiner Kirche einen anderen Lebensstil und einen anderen Umgang mit Tieren. Seine Interpretationen der Legende des Heiligen Franz von Assisi und der Bibel begründen einen „zeitgemäßen“ spirituellen Umgang mit Tieren. Rotzetter betont: Der Mensch steht nicht über dem Tier, sondern ist als Geschöpf unter Geschöpfen diesen eng verbunden.
„Streicheln, mästen, töten“ von Anton Rotzetter, Herder, ca. 15 Euro
Wir haben es satt
Die beiden bekannten Journalisten Ingrid Radisch („Zeit“) und Eberhard Rathgeb („FAZ“) legen eine Sammlung literarischer und philosophischer Texte aus zwei Jahrhunderten vor. Die Lektüre macht klar, dass das Wissen um das Leid der Tiere keine neuzeitliches Phänomen ist und schon gar nicht einer europäischen Wohlstandsperspektive bedarf. J.M. Coetzee, Mahatma Ghandi, Dostojewski, Ovid und Schopenhauer schwanken zwischen Mitgefühl, Anklage, Appell und Argumenten. Der Leser kann sich dem Eindruck dieses globalen und pluralistischen Panoramas nicht entziehen. Wer über das Leben der Tiere einmal so eindringlich gelesen hat, für den gibt es nur schwer einen Weg zurück in die Gleichgültigkeit.
„Wir haben es satt!“ von Ingrid Radisch und Eberhard Rathgeb, Residenz Verlag, ca. 20 Euro
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