Thomas Dunkenberger, Heilpraktiker und Autor von “Das tibetische Heilbuch”, erklärt uns heute fünf Fakten über Traditionelle Tibetische Medizin.
1. Wo liegen die Wurzeln der Traditionellen Tibetischen Medizin (TTM)?
Vor etwa 2.500 Jahren, zu den Zeiten des Buddha Shakyamuni, wurde aus dem alt-vedischen Medizinsystem heraus eine buddhistische Medizin entwickelt. Diese ist allerdings nicht zu verwechseln mit dem heutigen Ayurveda. Darüber hinaus kam dies Medizin vor etwa 1.250 Jahren mit dem Buddhismus nach Tibet. Dort entwickelte sich mit Anteilen der einheimischen Bön-Naturheilkunde sowie Anteilen der chinesischen Medizin und der Heilkunde aus dem Mittelmeerraum (“galenische Medizin”) und Persiens zu einer eigenständigen neuen Medizintradition. Dieses wird “Sowa Rigpa”, die Wissenschaft des Heilens genannt.
2. Wie funktioniert die Tibetische Medizin?
Die Grundlage bilden die fünf Grund-Energien, bzw. die hieraus hervorgehenden drei “nye pa” (= körperliche Energien). Diese drei körperlichen Energien sind sowohl stofflicher als auch nicht-stofflicher Natur und sollten in einem individuellen dynamischen Fließgleichgewicht stehen. Dadurch können sie sowohl auf der geistigen als auch auf der emotionalen und körperlichen Ebene auf die verschiedensten äußeren und inneren Faktoren ausgleichend reagieren. Dazu zählen etwa kosmisch-planetare Einflüsse, emotionale Beeinflussung, Ernährung und Klima. Ein Ungleichgewicht der individuellen Elementestruktur tritt außerdem als Störung bzw. Symptom auf und wird durch die Harmonisierung der einzelnen Elemente mittels verschiedener therapeutischer Maßnahmen (u.a. Ernährung, Verhalten, Kräutermischungen, äußere Therapien) wieder ausgeglichen.
3. Was sind die Möglichkeiten und Grenzen der TTM?
Das hochkomplexe Medizinsystem kann bei jeder Erkrankung Anwendung finden. Auch die flankierende Begleitung der Schulmedizin bei sehr schweren Erkrankungen hat sich in der Praxis bewährt. Natürlicherweise liegen die Grenzen der TTM allerdings bei chirurgischen Eingriffen oder akuten Infektionskrankheiten.
4. Für wen ist TTM geeignet?
Generell kann die TTM sowohl zur Vorbeugung als auch im Falle bereits eingetretener Erkrankungen von jedem Menschen herangezogen werden. Allerdings wurde es traditioneller Weise von den Mönchen Tibets überliefert und angewendet.
5. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Tibetischer Medizin und der Praxis des Yoga?
Da die Tibetische Medizin eine geistig durchdrungene Tradition ist, die größten Wert darauf legt, den Menschen in seiner geistig-seelischen Entwicklung zu unterstützen, besteht hier ein großer Zusammenhang. Dies äußert sich sowohl in der inneren tantrischen Anatomie und Physiologie mit den entsprechenden Nervengeflechten (= khorlo), Kanälen (= tza) und Energien (= thigles) und den hiermit einhergehenden inneren yogisch-tantrischen Meditationspraktiken als auch in den äußeren körperlichen Übungen des tibetischen Yoga-Tantra-Systems sowie den entsprechenden Kräutermischungen zur Harmonisierung und/oder Fokussierung der körperlichen Energien.
Wer sich noch mehr für die Traditionelle Tibetische Lehre interessiert, kann auch Lu Jong Tibets Tanz aus Form und Bewegung, oder auch Tibetisches Yoga genannt, praktizieren.
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