Ashramas – die 4 Lebensalter

Alles zu seiner Zeit: Laut der traditionellen Lehren des Hinduismus verläuft ein spirituell ausgerichtetes Leben in vier aufeinander folgenden Phasen. Jede hat ihre eigenen Herausforderungen, die es voll und ganz zu er­leben gilt, bevor man in die nächste Phase eintritt.

Brachmacharya – Schüler*in

Wir legen den Grundstein, indem wir uns Wissen aneignen und tief in die spirituelle Praxis (Sadhana) eintauchen. Traditionell hieß das, eine mehrjährige Lehrzeit bei einem persönlichen Guru zu absolvieren.

Grihastha – Hausherr*in:

Wir bewähren uns in der Welt. Als Berufstätige, als Familienmitglieder und vielleicht auch als Eltern übernehmen wir Verantwortung und wachsen dabei in persönlicher, spiritueller und geistiger Hinsicht.

Vanaprastha – Einsiedler*in

Wir dürfen uns aus dem aktiven Leben zurückziehen und Verantwortung abgeben, um wieder mehr Raum für Spiritualität, Wissen und Weisheit zu haben – ein “Ruhestand” und zugleich eine erneute Lehrzeit, die uns auf die letzte Phase vorbereitet.

Sannyasin Entsagende*r:

Wir lassen langsam und bewusst das irdische Leben los, wir lösen uns von materiellem Besitz und auch von der Anhaftung an unseren Körper. Was jetzt noch zählt, ist allein die geistige Freiheit.


Wie sich die Yogapraxis verändert

“Willkommener Übergang“

Seane Corn

Die Yogalehrerin und Aktivistin Seane Corn (55) unterrichtet in Venice, Kalifornien, und gehört zu den Gründerinnen der Non-Profit-Organisation „Off the Mat Into the World“.

“Wenn das eigene Selbstverständnis vom äußeren Bild abhängt, können die im Alter unvermeidlichen Veränderungen bedrohlich wirken. Wenn man jedoch in körperlicher, emotionaler und spiritueller Hinsicht gut auf sich aufpasst, wird das Älterwerden zu einem wertvollen, willkommenen Übergang, der viele Geschenke mit sich bringt. Wenn parallel zum Alter unsere Liebesfähigkeit steigt, dann sage ich: Her damit! Verbessert hat sich für mich ab 50, dass mit jedem neuen Jahr auch mein Selbstvertrauen und das Verständnis meiner Rolle in der Welt steigen. Verschlechtert haben sich meine Sehkraft und meine Verdauung. Völlig egal ist mir inzwischen, was die Menschen von mir denken.”

“Jetzt wirkt die Yogaphilosophie”

Patricia Walden

Patricia Walden (74) studierte über 33 Jahre lang bei B.K.S. Iyengar und leitet in Boston ihr eigenes Yogastudio. “Gerade wenn wir älter werden, müssen wir aufpassen, welche Tricks der Geist mit uns spielt. Manchmal sagt er uns aus gutem Grund, dass wir vorsichtig sein sollen, aber manchmal behauptet er auch, dass der Körper etwas nicht mitmacht, was er eigentlich sehr wohl kann. Wenn ich Filme aus meinen 30ern und 40ern anschaue und sie mit denen vergleiche, die ich anlässlich meines 50. und 60. Geburtstags aufgenommen habe, stelle ich fest: Meine Haltungen sind besser und vollständiger geworden. Aber was sich jetzt richtig auszahlt, ist die Philosophie. Jetzt kann ich die Welt aus einer wirklich yogischen Perspektive betrachten: Alles kann sich jederzeit von Grund auf verändern. Warum also nicht genau jetzt glücklich sein?”

Text: Stephanie Schauenburg, Titelbild: Nela König


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