Pia Neuburger ist leidenschaftliche Yogini und Yogalehrerin und hat sich für ihre Bachelorarbeit dem Thema “Benefits von Online-Yoga” verschrieben. Sie konzipierte ein Feldexperiment in welchem eine Experimentalgruppe an vier aufeinanderfolgenden Tagen Online-Yoga praktizieren sollte, während eine Kontrollgruppe kein Yoga ausübte. Hier erzählt sie, was sie dabei Erstaunliches erfahren hat …
Aus meiner Sicht hat Yoga das Potenzial, unser Leben gesamtheitlich zu bereichern. Als ich mit Yoga begann, konnte ich die positiven Auswirkungen meiner regelmäßigen Praxis schnell spüren. Am prägnantesten äußerte sich das in meinen Prüfungsphasen an der Uni. Bevor Yoga ein großer Teil meines Lebens wurde, schaffte ich es nur schwer, in diesen herausfordernden Zeiten die richtige Balance zu finden – mein Fokus shiftete komplett auf die Leistung, die ich mir selbst abverlangte. So ließ ich in den Hochphasen wochenlang keine Verabredungen oder freie Stunden für mich zu.
Yoga kann uns helfen die richtige Balance zu finden
Als Yoga aber bereits fester Bestandteil meines Alltags war, war ausgeschlossen, dass ich in der nächsten Prüfungsphase aufhören würde, auf die Matte zu gehen. Meine innere Weisheit ließ mich deutlich spüren: Genau das ist es, was du in dieser Zeit besonders brauchst. Und so durchlief ich erst gegen Ende meines Studiums die stressfreiste aller Klausurenphasen. Die Stunden auf der Matte beraubten mich keineswegs wertvoller Minuten, in welchen noch mehr Theorien, Studien und Modelle in mein Hirn gepresst werden konnten. Sie schenkten mir Präsenz und Frieden. Ganz klar: Die Yogapraxis hilft dabei, das Vertrauen in das eigene Können zu pflegen und anstehenden Herausforderungen mit mehr Weitblick zu begegnen.
Die Umstellung auf Online-Yoga
Und dann kam die Pandemie. Die Yoga-Studios mussten schließen und waren mit der
Herausforderung konfrontiert, auf Online-Inhalte umzusteigen. Ich habe unglaublichen
Respekt davor, wie selbst die kleinsten Yoga-Studios ihre digitalen Formate aus dem Boden stampften. So wie alles im Leben bringt auch die Pandemie eine Chance mit sich: Durch die verstärkte Digitalisierung von Yoga-Angeboten wird Yoga noch zugänglicher, barrierefreier und flexibler in den Alltag integrierbar.
Und so soll es sein, denn – Yoga ist für jeden.
Auch wenn ich das gemeinsame Praktizieren in Studios vermisste, so fühlte ich dennoch, dass sich die positiven Auswirkungen von Yoga auch medial vermitteln lassen. Im Rahmen meiner Bachelorarbeit konnte ich dieses Bauchgefühl mit einem wissenschaftlichen Fundament untermauern. Hat man das Glück von einer tollen Professorin betreut zu werden, die selbst an den 30-Tage-Yoga-Challenges von Mady Morrison teilnimmt, ergibt sich die Möglichkeit, die eigene Passion mit dem Kommunikationswissenschaftsstudium zu verbinden und die Bachelorarbeit wird zu viel mehr: Sie wird zum Herzensprojekt. So untersuchte ich die Auswirkungen von Online-Yoga auf unser Wohlbefinden.
Yoga trifft auf Forschung
Ich konzipierte ein Feldexperiment in welchem eine Experimentalgruppe an vier aufeinanderfolgenden Tagen Online-Yoga praktizieren sollte, während eine Kontrollgruppe kein Yoga ausübte. In Kombination mit Befragungen im Vorfeld und im Nachgang erlaubt dieses Design Kausalschlüsse auf die Wirkweise der Online-Yoga-Praxis. Die anonymisiert erhobenen Daten meiner 180 Teilnehmer*innen wurden hierfür aufbereitet und durch Statistik-Programme gejagt, die letztendlich Aussagen hervorbrachten, welche wissenschaftlichen Standards entsprechen. Als ich den Output meiner Studie analysierte, bekam ich das Lächeln gar nicht mehr aus dem Gesicht: Das, was mir alle Yogis dieser Welt sofort unterzeichnen würden, spiegelte sich in meinen Ergebnissen wider. Online-Yoga trägt zur Erholung und Stressreduktion bei
Schon 15 Minuten machen einen Unterschied
An dieser Stelle verzichte ich auf einen ausufernden Statistik-Exkurs und komme gleich zum Wesentlichen: Meine Experimentalgruppe war nach den vier Tagen Online-Yoga erholter und stressfreier als meine Kontrollgruppe. Die Gruppen unterschieden sich signifikant voneinander. Signifikanz – das Wort, das Wissenschaftler-Herzen höherschlagen lässt: Denn hoch komplexe statistische Rechnungen entscheiden letztendlich darüber, ob die gefundenen Unterschiede tatsächlich relevant sind. Und das waren sie. Die Online-Yoga-Einheiten offenbarten ihre Wirkung und leisteten einen positiven Beitrag auf die Erholung und Stressreduktion der Praktizierenden. Nimmt man sich täglich nur 15 Minuten Zeit auf der Matte, kann das einen entscheidenden Einfluss auf unsere Lebensqualität ausüben. Wer sich nicht erholt, hat keine Chance aufgebrauchte Ressourcen wieder aufzufüllen, die gebraucht werden, um den Herausforderungen des Alltags standzuhalten. Stressreduktion und Erholung stehen hier in unmittelbarer Wechselwirkung: Es geht nicht darum, Stress vollständig vermeiden zu wollen, sondern effektiv mit Phasen der Regeneration entgegenzuwirken.
Yoga: Bewusstes Zeit nehmen
Der große Vorteil beim Yoga ist, dass diese Regeneration besonders bewusst geschieht. Wir nehmen uns achtsam Zeit, bei uns anzukommen und präsent zu sein. Zu oft vergessen wir, dass sich zu erholen, oftmals das Effektivste ist, das wir tun können. Werde dir bewusst, dass dein Körper neben den Phasen der Leistung ebenso Phasen der Erholung benötigt. Erholung hat absolut nichts mit faul sein zu tun, sondern stellt einen Grundpfeiler für ein gesundes Leben dar. Deine Zeit auf der Matte schenkt dir hierfür den Raum und ist somit auch immer wieder eine kleine Liebeserklärung an dich selbst – denn: Du bist es dir wert.
Deine innere Weisheit
Natürlich freue ich mich riesig über diese Ergebnisse, denn die bestätigen, was ich schon
längst wusste. Ich bin Yogalehrerin aus der tiefen Überzeugung heraus geworden, dass Yoga guttut. Dass Yoga heilsam ist. Dass Yoga positive Auswirkungen auf unser Wohlbefinden hat. In diesem Zuge habe ich mich während des Verfassens der Arbeit oft mit der Frage beschäftigt, warum wir uns so oft nach (wissenschaftlicher) Bestätigung für etwas sehnen, was wir tief in uns bereits für richtig empfinden. In meinem eigenen kleinen Kosmos hat mich meine Arbeit noch einmal mehr daran erinnert, dass jegliches Wissen, das wir brauchen, bereits in uns steckt. Unsere eigene Wahrheit ist letztendlich die, die zählt. Jedoch leben wir in einer Welt, in der Dinge, die nicht nachweisbar sind, als nicht existent abgetan werden. Deshalb bringt jede weitere Studie über die positiven Auswirkungen von Yoga einen essenziellen Mehrwert mit sich. Je mehr Erkenntnisse in diesem Forschungsgebiet erlangt werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass diese Erkenntnisse in unserer Gesellschaft Beachtung finden. Ich möchte jedenfalls von einer Welt träumen, in der die Vermittlung von Pranayama und Mediation genauso selbstverständlich ist, wie die des kleinen Einmaleins.
Autorin Pia Neuburger ist absolut überzeugt, dass Yoga nicht nur körperliche Benefits mit sich bringt, sondern auch das Leben im allgemeinen positiv beeinflusst. Kein Wunder also, dass sie sich auf yogaworld.de bereits die Frage stellte, wie Yoga die Beziehung beeinflusst. Mehr Infos auf Instagram: @piayogalove. Porträtbild: Laura Schleich www.lauraschleichphotography.de.
Die vier Online-Yogaeinheiten, die Pia ihrer Testgruppe zur Verfügung stellte, sind jetzt auch auf Youtube zu sehen oder in unserer 4-Tage-Yoga Challenge mit Pia …