Es kann ja sein, dass du deine dynamische Vinyasa-Praxis liebst. Doch jede intensive Muskelaktivität erzeugt Hitze – in Körper und Geist. Damit du nicht nur der Sommerhitze besser standhalten kannst, sondern auch lernst, Wettkampfgedanken zu zügeln, und stattdessen eine gelassenere Haltung entwickelst, empfiehlt die Yoga- und Ayurveda-Lehrerin Melina Meza eine sommerliche Praxis, die dein Pitta dämpft.
Text: Nancy Rones / Titelbild: Mor Shani via Unsplash
Kühl atmen mit Shitali Pranayama
Shitali Pranayama (kühlende Atmung) senkt die Hitze, indem die Luft befeuchtet und gekühlt wird, bevor sie in die Lunge gelangt. Laut Ayurveda hat das eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem. Mache diese Übung täglich in einer bequemen Sitzhaltung, entweder für dich alleine oder als Auftakt beziehungsweise Abschluss deiner Asana-Praxis.
So geht’s:
Rolle die Ränder der Zunge nach oben, als ob du einen Strohhalm formen willst.* Durch diese Röhre saugst du nun langsam die Luft ein und spürst dabei die Kühle in deinem Mund. Zum Ausatmen löst du die Zunge wieder, schließt den Mund und atmest langsam durch die Nase aus. Nimm bewusst die natürliche Atempause wahr, bevor du wieder über die Zunge einatmest. Übe Shitali Pranayama bis zu 5 Minuten lang.
*Ob man die Zunge einrollen kann oder nicht, hat nichts mit Übung zu tun, es ist genetisch bedingt. Die Alternative für alle, die es nicht können, heißt Shitkari Pranayama. Dabei legt man die Zungenspitze zum Einatmen durch den Mund hinter die Schneidezähne und spitzt die Lippen.
Zur Ruhe kommen im Schmetterling
Sitzhaltungen bringen dich der Erde näher – und im Ayurveda gilt dieser Platz als kühlend. Melina Mezas Tipp, um Pitta zu beruhigen, ist Baddha Konasana (gebundene Winkelhaltung oder Schmetterling) in der Version des Yin Yoga.
So geht’s:
Setze dich mit aneinander gelegten Fußsohlen auf den Boden. Wenn dabei die Knie höher stehen als das Becken, setze dich erhöht auf eine gefaltete Decke oder ein Sitzkissen. Greife deine Füße mit beiden Händen, schließe die Augen und lasse den Oberkörper nach vorn sinken. Die Stirn kommt auf dem Boden, einem Bolster oder der Sitzfläche eines Stuhls an, die Hände gleiten, wenn du magst, nach vorn, bis die Arme ausgestreckt sind. Atme langsam und tief und bleibe 1 bis 3 Minuten in dieser Haltung.
Metta-Meditation gegen Wut und Frust
Die Metta-Meditation der buddhistischen Tradition verstärkt das Mitgefühl und die Liebe zu sich selbst und anderen. Gerade im Sommer kann diese Form der Meditation sehr hilfreich sein, um den für Pitta typischen Gefühlen wie Wut und Frust zu begegnen. Wissenschaftler*innen haben das bestätigt: Laut einer Studie aus dem Jahr 2009 nehmen positive Gefühle wie Freude und Dankbarkeit deutlich zu, wenn man etwa eine Stunde pro Woche die Metta-Meditation praktiziert. Außerdem kann sie Stress und Entzündungen lindern, die sonst zu Depressionen, Herzschwäche und Krebs führen können.
So geht’s:
Setze dich still in eine bequeme Sitzhaltung und richte die unten stehenden Sätze zunächst an dich selbst, dann an jemanden, zu dem du ein schwieriges Verhältnis hast oder an jemanden, den du liebst, der sich aber gerade in einer harten Lebensphase befindet. Zum Schluss sendest du dein Mitgefühl hinaus in die Welt.
Möge es mir (dir) gut gehen.
Möge ich (mögest du) friedlich und entspannt sein.
Möge ich (mögest du) glücklich sein.
Die Autorin dieses Artikels, Nancy Rones, arbeitet als freiberufliche Journalistin. Ihre Spezialgebiete sind Gesundheit und Lifestyle.
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