Zu schlapp oder angekränkelt für die Yogapraxis? Lass dich nicht gleich entmutigen! Gut möglich, dass du in deiner Küche einige Mittelchen findest, die schnelle Linderung verschaffen. Wir erklären dir, was in deine Hausapotheke gehört und wie du dir bei kleinen Beschwerden mit der richtigen Atmung und Meditation selbst helfen kannst.
Text: Sally Wadyka, Fotos: Raymond Hom, Titelbild: Brooke Lark via Unsplash
Natürlich gesund bleiben
Husten, Antriebslosigkeit oder Nackenschmerzen: Bei kleinen Beschwerden rennt man nur ungern gleich zum Arzt. Pünktlich zum Herbstbeginn findest du hier die einfachsten Heilmethoden für die häufigsten Beschwerden. Basierend darauf geben wir dir ein paar Anregungen für deinen persönlichen Erste-Hilfe-Kasten.
1. Rosenwasser gegen müde Augen
Von allen Sinnesorganen beanspruchen wir die Augen wohl am meisten. Nach langen Nächten oder stundenlanger Arbeit am Computer sind sie oft müde, trocken und gereizt. Aber es gibt Abhilfe: Lege dir mit reinem, destillierten Rosenwasser (ohne Parfümstoffe oder Chemikalien) getränkte Watte-Pads auf die Augen. Das reduziert Rötungen und hilft bei Entzündungen.
2. Stress: Richtig atmen hilft
Eine wirksame yogische Abhilfe gegen Stress ist die sanfte Bauchatmung: Mache es dir in einer ruhigen Sitzposition bequem, dann atme bewusst durch die Nase ein und durch den Mund aus. Um dabei den Bauch zu entspannen, denke bei der Einatmung “weicher” und bei der Ausatmung “Bauch”. Die Übung bringt mehr Sauerstoff in den Kreislauf und aktiviert zudem den Vagus, einen Nerv, der sich vom Gehirn aus bis weit in den Körper verzweigt und unter anderem dafür sorgt, dass Stressreaktionen gedämpft und Ängste gelindert werden. Am besten praktizierst du die Bauchatmung täglich einige Minuten lang. In akuten Stresssituationen können schon fünf bis zehn Atemzüge dafür sorgen, dass du ruhiger wirst.
3. Fenchel bei Menstruationsbeschwerden
Zur Linderung von Krämpfen empfiehlt Feather Jones, eine amerikanische Expertin für Kräuterkunde, einen Tee aus je einem Teelöffel Katzenminze, Fenchel und Pfefferminze auf einen halben Liter nicht mehr kochendes Wasser. “Die ätherischen Öle in den Kräutern gelangen ins Nervensystem und wirken dort krampflösend“, so Feather. Also rein damit in deine persönlichen Erste-Hilfe-Koffer.
4. Bauchweh und Verdauungsbeschwerden? Versuch es mit Natron
Bei einer kleinen Magenverstimmung hilft oft schon der Griff in den Küchenschrank: Erste Abhilfe schafft ein Glas lauwarmes Wasser mit einem halben Teelöffel Natron. Laut Maria Marlowe, Ernährungsberaterin für integrative Gesundheit, treten Verdauungsprobleme oder Magenschmerzen häufig dann auf, wenn die Barriere zwischen Magenschleimhaut und Magensäure kurzzeitig weggespült wird. Das kann aufgrund von Alkohol, Infektionen oder Empfindlichkeiten bei bestimmten Nahrungsmitteln der Fall sein.
5. Petersilie und Minze bei Mundgeruch
Bei schlechtem Atem wirkt es Wunder, kurz ein paar Nelken-, Fenchel- oder Anissamen zu kauen und diese danach wieder auszuspucken. Die ätherischen Öle in diesen Samen töten wirksam Keime im Mund, die den Geruch auslösen. Ganz speziell gegen Knoblauchgeruch helfen frische Minze oder Petersilie. Laut dem Journal of Food Science enthalten diese Kräuter spezielle Enzyme, die den Geruch von Knoblauch neutralisieren. Ein weiterer Bestandteil für die natürliche Hausapotheke
6. Hausapotheke – so lecker: Banane gegen Muskelkrämpfe
Verschiedene Studien zeigen, dass Muskelkrämpfe nach dem Sport oder einer herausfordernden Yogastunde ein Zeichen von Dehydration und/oder einem Mangel an Elektrolyten, wie den Mineralien Kali- um oder Magnesium, sein können. Dem kannst du entgegenwirken, indem du nach der Praxis reichlich trinkst und clevere Nahrung in deine Hausapotheke packst: Eine Banane versorgt den Körper schnell mit Kalium, eine Handvoll Kürbiskerne füllt die Magnesiumspeicher auf. Spüle das Ganze mit einem Glas Kokoswasser (in dem sich eine zusätzliche Portion Kalium befindet) oder Wasser runter und einer ruhigen Nacht ohne Wadenkrämpfe sollte nichts im Wege stehen.
7. Meditation gegen Antriebslosigkeit
Kleiner Energieschub gefällig? Sharon Salzberg, amerikanische Autorin, Buddhistin und Meditationslehrerin, empfiehlt eine einfache Meditationsübung, die den Körper belebt und ihm ein wenig Aufmerksamkeit schenkt. Stehe aufrecht, nehme wahr, was du siehst, was du hörst und richte den Fokus auf deine Haltung. Atme zwei- bis dreimal bewusst ein und aus und wiederhole den Wahrnehmungsprozess. “Indem du dich einer Vielfalt an Objekten um dich herum hingibst, füllst du deine Energiereserven auf”, so Salzberg.
8. Rosmarin – ätherisches Öl löst Schnupfen
Die Atmung ist ein wichtiger Bestandteil der Yogapraxis. Problematisch ist das nur dann, wenn ein Nasenloch verstopft ist und die Nase bei jedem Atemzug pfeift. Mindy Green, Aromatherapeutin und Autorin des Buches “Aromatherapie”, empfiehlt einen Dampf mit einer Mischung aus ätherischen Ölen für die Hausapotheke: Dazu gibst du drei Tropfen Rosmarin, zwei Tropfen Grapefruit und einem Tropfen Pfefferminz in einen Topf mit heißem Wasser und inhalieren. Der Wasserdampf befeuchtet gereizte Nasenschleimhäute und transportiert die ätherischen Öle bis tief in die Atemwege.
9. Gegen die Traurigkeit atmen
Eine melancholische, bedrückte Stimmung kann man mit Atemtechnik aufhellen. Eine einfache Übung wirkt dem flachen Atem in der oberen Brusthälfte entgegen und lenkt Sauerstoff in den Blutkreislauf: Dazu stehst du aufrecht, die Knie leicht gebeugt. Atme tief durch die Nase ein, während du die Arme vor dem Körper langsam mit nach oben weisenden Handflächen bis auf Schulterhöhe heben und von dort weiter über die Seiten bis über den Kopf. Hier sind die Handflächen einander zugewendet. Anschließend atmest du mit geöffnetem Mund und einem hörbaren “Lam” (einem erdenden, energievollen Laut) wieder aus, während die Arme nach hinten-unten schwingen und du die Knie in eine Variante der Stuhlhaltung beugst. Diese Übung wiederholst du bis zu zehnmal.
10. Kokosöl pflegt spröde Lippen
Trockene, rissige Lippen im Winter? Damit haben viele Menschen zu kämpfen. Oft helfen schon ganz einfache Mittel, um spröde Lippen wieder schön zart zu machen. Zum Beispiel ein sanftes Peeling aus Hagelzucker und Kokosöl: Rühre daraus eine Paste an, streichen Sie sie auf die Lippen und bürste sie nach wenigen Minuten mit einer Zahnbürste wieder sanft ab. Der Zucker entfernt feine Hautschüppchen, während das Öl die Lippen befeuchtet und pflegt. Ein Hauch Kokosöl im Anschluss an das Peeling oder zwischendurch ersetzt den Fettstift. Ein Muss für die Hausapotheke.
11. Husten und Honig – ein unschlagbares Team
Ein hartnäckiger Reizhusten kann uns manchmal mehrere Wochen lang von der Yogapraxis abhalten. Schon unsere Großeltern kannten dagegen ein wirksames Hausmittel: Honig. Eine Studie des Journal of Alternative and Complementary Medicine stellte fest, dass Husten bei Kindern mit Honig effektiver gelindert wird als mit Hustensaft. Die ayurvedische Heilkunst setzt zum Schleimlösen zudem auf entzündungshemmende Kurkuma (Gelbwurz). Dazu verrührst du etwas Kurkumapulver mit der gleichen Menge Honig und nimmst alle drei Stunden einen Teelöffel davon zu dir, bis der Husten nachlässt. Ein natürlicher Ersatz für den Hustensaft und wichtiger Bestandteil der Hausapotheke.
12. Salz bei Halsschmerzen
Der Hals ist vergleichbar mit einem großen Netz, in dem sich Bakterien sammeln, die über Mund und Nase in den Körper gelangen. Um Schleim, Keime oder Bakterien im Hals zu lösen, hilft ein “Gurgel-Mix” aus einem halben Teelöffel Salz und warmem Wasser. Gurgele den Winter über zwei- bis dreimal pro Woche. Sobald du ein erstes Kratzen im Hals spürst, erhöhst du auf einmal täglich. Laut einer Studie des American Journal of Preventive Medicine wirkt die regelmäßige Anwendung Infekten der oberen Atemwege wirksam vor.
13. Schluss mit Blähungen dank Ingwer
Frischer Ingwertee wärmt nicht nur schön an kalten Tagen und stärkt das Immunsystem, er schafft auch Abhilfe bei einem Blähbauch und entspannt den Verdauungstrakt. Dazu gibst du zwei bis drei Scheiben frischen Ingwer etwa 5 Minuten lang in kochendes Wasser. Danach lässt du den Sud etwas abkühlen und trinkst ihn warm. Möchtest du Blähungen vor dem Verzehr von blähenden Lebensmitteln wie Kohl oder Bohnen vorbeugen, dann hilft die Einnahme von Bitterstoffen etwa 10 Minuten vor der Mahlzeit. Das kann zum Beispiel eine Handvoll Rucola oder einem Schluck Apfelessig sein. Die darin enthaltenen Bitterstoffe kurbeln den Magen an, der daraufhin Verdauungsenzyme, Gallenflüssigkeit und Magensäure produziert, was insgesamt die Verdauung fördert und die Gasbildung im Darm reduziert.
14. Schmerzende Füße? Bittersalz plus Massage
Geschwollene und müde Füße? Auch hier gibt es ein Mittel für die Hausapotheke. Um sie wieder zu beleben, tauchst du deine Füße etwa 10 Minuten lang in ein Bad mit Bittersalz. Danach gönnst du dir eine kleine Massage, bei der du von den Zehen bis zu den Knöcheln hoch massieren um eingelagerte Lymphflüssigkeit aus den geschwollenen Füßen zu lösen. Zum Abschluss kannst du deine Fußsohlen noch sanft über einen Golfball rollen. Das wirkt besonders belebend, wenn du den Ball zuvor etwa 2 Stunden lang im Gefrierfach gekühlt hast. Die Kälte reduziert nicht nur Schwellungen und Schmerzen, sie fördert auch die Durchblutung.
15. Schlafstörung: Beruhigung durch Meditation
Schlaflose Nächte gehen an die Reserven und können den Alltag zur Qual machen. In der Metta-Meditation geht es darum, eine wohlwollende, mitfühlende Haltung sich selbst und allen fühlenden Lebewesen gegenüber zu entwickeln. Übersetzt bedeutet der Begriff “Metta” so viel wie “Freundschaft”. Um Schlafstörungen in den Griff zu bekommen, empfiehlt sie, vor dem Schlafengehen mehrere Male im Stillen zu wiederholen: “Mögest du glücklich sein. Mögest du dich wohlfühlen.” Richte diese Wünsche an alle schlaflosen Menschen (sich selbst eingeschlossen), aber auch an schlafende Personen. So verordnest du Verstand und Gedanken eine Pause, beruhigst die Atmung und bannst die Angst, die ganze Nacht wach zu liegen.
Du hast Probleme beim Einschlafen? Dann probiere es doch mal hiermit…