Ingwer – das Allroundtalent unter den Gewürzen erlebt hierzulande seit einigen Jahren eine wahre Renaissance. Zu Recht!
Obwohl die genaue Herkunft des Ingwers bis heute nicht eindeutig geklärt ist, herrscht Einigkeit darüber, dass die Knolle bereits seit Jahrtausenden als Heil– und Würzmittel bekannt ist. Schon der Philosoph Konfuzius (551–479 v. Chr.) soll zum Essen immer ein extra Schüsselchen Ingwer bekommen haben. In den mittelalterlichen Reiseberichten des Marco Polo kann man nachlesen, dass auf den Straßen Asiens in Honig eingelegter Ingwer verkauft wurde, und in den Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht spielt er als Aphrodisiakum eine wichtige Rolle.
Auch hierzulande fand Ingwer schon im Mittelalter Beachtung, etwa bei der Benediktinerin und Mystikerin Hildegard von Bingen. Damals galt er als der „Pfeffer der armen Leute“, da er sehr viel günstiger war als echter Pfeffer. Der deutsche Arzt Adam Lonitzer schrieb im 16. Jahrhundert in seinem „Kreuterbuch“: „Imber ist gantz gut dem bösen Magen, ist gut wieder Wehetun deß Magens und Gedärms, so von Winden kommen und nacht wohl dauen.“
Nachdem der Ingwer in unseren Breiten lange Zeit von der Bildfläche verschwunden war, hat er sich mit der Verbreitung der asiatischen Küche inzwischen wieder einen festen Platz im Gewürz- und Gemüseregal zurückerobert.
Laut ayurvedischer Lehre wirkt Ingwer stimulierend auf das Stoffwechselfeuer (Agni) und beseitigt zugleich Stoffwechselschlacken (Ama). Er vermehrt Pitta, während Kapha und Vata durch seinen Genuss reduziert werden. Mit gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen wie Magnesium, Eisen, Kalzium, Phosphor und ätherischen Ölen – um nur einige zu nennen – ist er gerade im Winter eine kleine Wunderwaffe im Kampf gegen Erkältungskrankheiten. Das geweihförmig verzweigte Rhizom (unterirdisch wachsender Spross), das im Volksmund oft irreführend als „Wurzel“ bezeichnet wird, kann sich vieler positiver Eigenschaften rühmen, vor allem aber ist es wärmend und desinfizierend.
Schon bei den ersten Anzeichen einer Erkältung empfiehlt es sich, täglich eine kleine Scheibe Ingwer zu schälen, mit ein paar Tropfen Zitronensaft (oder mit Honig und einer Prise Salz) zu beträufeln und intensiv zu kauen, so dass sich die antiseptische Wirkung voll entfalten kann. Als Alternative bietet sich an, Suppen, Eintöpfe oder Gemüsepfannen nach Geschmack mit Ingwer zu würzen oder sich regelmäßig einen frischen Ingwertee zuzubereiten. Dafür übergießt man ein etwa daumengroßes und in Scheiben geschnittenes Stück mit etwa 1 Liter kochendem Wasser und lässt es ca. 10 Minuten ziehen. Mit einem Teelöffel Honig, einer Prise Zimt und/oder einem Spritzer Zitronensaft gewürzt erhält man ein leckeres und gleichzeitig heilsames Getränk für kalte Tage. Inzwischen sind auch viele Kosmetikprodukte mit Ingwer erhältlich, da er die Durchblutung anregt, Verspannungen löst und den Körper wie in einen wärmenden Mantel hüllt.