Thai-Massage: Der Begriff kreuzt im Yogabereich immer öfters unseren Weg. Mittlerweile gibt es zahlreiche Workshops, Ausbildungen und Co. Nachdem Yogalehrer und Gastautor Marcell Laudahn erklärt hat, was genau Thai-Massage ist und wie sie mit Yoga zusammenhängt, steigen wir heute tiefer in die Praxis ein.
Ethische Richtlinien für den Thai Massage Gebenden
Wer sich auf die Ausblidung zur Thai-Massage einlässt, verspricht auch Grundsätze der Technik einzuhalten. Die Basis der Thai-Massage lautet: Sie soll dem Wohle der Menschheit dienen! Um dieses Ziel sicherzustellen, schwören qualifizierte Thai-Massage Gebende einen Eid, für das Wohl der Allgemeinheit zu arbeiten sowie die Standards der traditionellen Thai Massage zu bewahren und zu verbessern. Ähnlich den Yamas uns Niyamas gibt es auch hier neun ethische Richtlinien. Unter anderem schwört der Gebende Schutz und Sorge für das Wohlergehen und die Gleichbehandlung anderer zu verfolgen, seiner Aufgabe mit Aufrichtigkeit, Hingabe und ohne Habgier nachzugehen und sein Wissen kontinuierlich zu erweitern und hohe Standards einzuhalten. Auch Verschwiegenheit, Maßhaltung im eigenen Leben sowie “Pflege der Harmonie” der Gesellschaft sind Teil des Eides in der Thai-Massage.
Aufbau der Thai-Massage
Grundsätzlich werden in der Thai-Massage alle Bereiche des Körpers abgedeckt, um eine ganzheitliche Harmonie in den Energien herzustellen und so Krankheiten vorzubeugen. Der Masseur beginnt auf den sogenannten Sen Sib, den Energiebahnen. Von den Füßen und Beinen geht es dann über den Rumpf zu den oberen Extremitäten und zum Kopf: Energie- Blockaden sollen so gelöst werden. Erst danach folgen die Mobilisierung der Gelenke und Dehnübungen. Dieser klare Aufbau der Massage gibt dem Empfänger genügend Zeit physisch und energetisch warm zu werden.
In der Praxis: Yoga und Thai-Massage
Hüftmobilisierung – Marichyasana & Janu Sirsasana
Legen Sie einen Fuß des Empfängers in Ihre Leiste und stabilisieren das angewinkelte Bein mit Ihrem Bein und der Hand auf dem Knie. Das ausgestreckte Bein entsprechend der Mobilität des Empfängers mit Hand und Bein fixieren. Im Rhythmus der Atmung bewegen sie das angewinkelte Bein vor und zurück; wenn möglich in kreisende Bewegungen.
Positive Efekte: Diese Übung erhöht die Flexibilität der Hüfte und mobilisiert den unteren Rücken. Unterstützt die Reinigungstätigkeit der Nieren, wirkt Verdauungsfördernd und hat positive Auswirkungen bei Verdauungsproblemen, Erschöpfung und Menstruations- beschwerden. Eine Ursache für Rückenschmerzen können Spannungen im Magen-Darmtrakt sein.
Bei den entsprechenden Yogaübungen Marichyasana und Janu Sirsasana wird die Hüfte in unterschiedlichen Positionen mobilisiert und so ein aufweichen der oft festsitzenden Muskelgruppen erreicht.
Vorsicht: Bei Hüft- und Knieverletzungen sowie im unteren Rücken, Bluthochdruck, Migräne und Diharroe ist Vorsicht geboten. Im Zweifel sollten Sie diese Übung modifizieren oder weglassen.
Beindehnung – Supta Padangustasana Utthita Hasta Padangustasana/- Parsvasahita
Nachdem Sie in der vorherigen Haltung die Hüfte und den unteren Rücken mobilisiert haben, geht es im nächsten Schritt um die Dehnung der Beine. Im Besonderen der Beinrückseite, da diese Muskulatur dazu neigt zu verkürzen. Stabilisieren Sie mit Ihrem hinteren Bein den Knöchel und die Innenseite des am Boden liegenden Beines der Empfängerin. Mit gestreckten Armen halten Sie das andere Bein und lehnen sich im Rhythmus der Atmung vorsichtig noch vorne. Nach drei Wiederholungen legen Sie das Bein je nach Flexibilität des Empfängers zur Seite und blockieren dies mit Ihrem angewinkelten Bein. Eine Hand stabilisiert die Hüfte und mit der anderen wird die Innenseite des Oberschenkels mit Handballendruck massiert.
Hinweis: Achten Sie grundsätzlich darauf, mit Körpergewicht anstatt mit Kraft zu arbeiten.
Positive Effekte: Diese Übung erhöht die Flexibilität der Hüfte, Beine und des Rückens. Kräftigt die Beine und fördert die Balance. Sie unterstützt die Reinigungstätigkeit der Nieren. Sie wirkt Verdauungsfördernd und hat positive Auswirkungen bei Verdauungsproblemen.
v.l. n. r.: Utthita Hasta Padangustasana/- Parsvasahita, Supta Padangustasana,
Vorsicht: Nicht anzuwenden bei Schwangerschaft, Verletzungen der Sehnen und Muskeln in der Beinrückseite. Bei Bluthochdruck den Kopf und Nacken erhöht auf ein Kissen legen.
Kreuzsitz zum Oberkörper ziehen – Baddha Padmāsana
So helfen Sie dem Empfänger mit einer sanften Vorbeuge im Kreuzsitz zum Sitzen zu kommen. Kreuzen Sie hierfür die Beine und blockieren diese mit Ihren Beinen. Halten Sie die Handgelenke und ziehen bei einer Ausatmung den Oberkörper des Empfängers sanft zu sich. Dabei beugen Sie Ihre Beine und achten auf einen geraden Rücken. Für Wiederholung gehen Sie zurück und setzen den Empfänger auf. Diese Übung ist wie ihr äquivalent im Yoga, Baddha Padmasana, ein idealer Übergang, um zu sitzenden Positionen überzugehen.
Positive Effekte: Fördert die Flexibilität der Hüfte, Beine und des Rückens. Mobilisierung und Kräftigung des Schultergürtels. Unterstützt die Reinigung der Nieren und wirkt Verdauungsfördernd.
Vorsicht: Bei Rücken-, Hüft- oder Knieverletzungen sollten Sie die Übung weglassen. Kein Lotus bei fester Hüfte und Knieverletzungen. Bei Beschwerden im Schultergürtel oder den Armen nur sehr vorsichtig und keine Wiederholungen.
Marcell ist Gründer des YOMA Yogastudios in Bremen. Sein Yoga ist unter anderen von Sri Rudra Dev (Iyengar/ Indien), Lance Schuler (INSPYA/ Australien), William Holtby (Ashtanga/ Thailand), Dr. Ronald Steiner (Ashtanga/ Deutschland), Anna Trökes (Philosophie/ Deutschland) und Eberhard Bärr (Philosophie/ Deutschland) inspiriert. Neben dem Yoga widmete er sich mehrere Jahre an verschiedenen Schulen in Thailand der Thai Yoga Massage. Dazu gehören Wat Pho/ Bangkok , Sunshine Network/ und die Thai Massage School of Chiang Mai (TMC). 2007 erhielt er vom thailändischen Bildungsministerium die Erlaubnis, Thaimassage zu unterrichten. Mehr Infos: www.yo-ma.info
Fotos: Christina Kuhaupt