Hart, aber herzlich. In der wachsenden Reihe der „So kam ich zum Yoga“-Erzählungen schlagen Selim Özdogans „Bekenntnisse eines Prana-Junkies“ einen angenehm lakonischen Ton an. Dominierten bisher wahlweise Lebenskrisen, der Beschluss zur Selbstoptimierung oder eine heiter-selbstironische Haltung als Ausgangspunkt für die Streifzüge durch erste Yogastunden, Ernährungsumstellungen und die unvermeidlichen Desillusionierungen, weiß Özdogan rückblickend nicht mehr genau, was ihn auf die Matte trieb. Im Zweifelsfall sollen das Verschlingen von Literatur, das eigene Schreiben, die analytische Weltsicht und Exzesse aller Art durch umfassendere Erfahrung angereichert werden. Unterhaltsam und aufschlussreich ist hier der entlarvende Blick des Schriftstellers, der sein Thema überaus ernst nimmt, aber auch die eigene Position in einem komplexen System, in dem man mit Konzepten nicht wirklich weiter kommt. Der teilweise harte Ton tut dem Thema gut: Kern von „Kopfstand im Karma-Taxi“ sind keine Anekdoten aus der Yogaszene, sondern alle Fragen und Fallen, denen ernsthafte Schüler auf ihrem Weg früher oder später begegnen.
Fazit: Der einsame Literatur- und Philosophiewolf auf der Suche nach Einheit: Yoga aus der Sicht des modernen Intellektuellen.
„Kopfstand im Karma-Taxi“ von Selim Özdogan, Edition Spuren, 19,50 Euro
Foto von Tainá Bernard von Pexels